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Wien wählt anders: In der Hauptstadt läge SPÖ vorne

Wäre ganz Österreich wie Wien, bräuchte man sich in der Löwelstraße nun nicht den Kopf über das Ergebnis zu zerbrechen. Das vorläufige Endergebnis für Wien im Folgenden.
Wahlberechtigte 1.162.709
Abgegebene 440.086 37,85%
Gültige 433.262 98,45%
Ungültige 6.824 1,55%
SPÖ 125.368 28,94%
ÖVP 74.306 17,15%
Martin 69.012 15,93%
Grüne 72.921 16,83%
FPÖ 69.627 16,07%
KPÖ 5.389 1,24%
JuLis 5.084 1,17%
BZÖ 11.555 2,67%

Die Sozialdemokraten sind auch in der Bundeshauptstadt unter die 30-Prozent-Marke gerutscht. Sie erhielten 28,95 Prozent der Stimmen, was ein Minus von 8,47 Prozentpunkten bedeutet. ÖVP und Grüne haben ebenfalls verloren, wenn auch in geringerem Ausmaß. Hans-Peter Martin konnte leicht zulegen. Das taten auch die Freiheitlichen, wobei diese in Wien die größten Zuwächse und das beste Ergebnis erzielten.

Ein “sehr schlechtes Ergebnis”, so kommentierte Bürgermeister Michael Häupl (S) das Abschneiden der SPÖ. Irgendwelche Rückschlüsse auf die Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl, die 2010 auf dem Programm steht, wollte das Stadtoberhaupt aber nicht ziehen. Immerhin regieren die Sozialdemokraten in Wien derzeit mit absoluter Mandatsmehrheit. Aber, so Häupl: “Die Leute wissen sehr genau, was sie wo wählen.”

Jedenfalls scheint der (Vor-)Wahlkampf für die Wien-Wahl nun endgültig eröffnet. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat heute seine Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden im kommenden Jahr bekräftigt. Das Wiener EU-Wahl-Ergebnis dürfte diese stärken: Die Freiheitlichen legten um 10,59 Prozentpunkte zu. Wobei die Zuwächse in manchen Bezirken durchaus noch beeindruckender ausfielen: In Simmering betrug das Plus 19,56, in Favoriten 17,23 und in Floridsdorf 16,09 Prozentpunkte.

Insgesamt kamen die Freiheitlichen auf 16,08 Prozent der Stimmen. Das ist zwar das beste Länder-Ergebnis; bei Europawahlen – und nicht nur dort – haben die Stadt-Blauen in Wien aber auch schon deutlich über 20 Prozent erzielt.

Die ÖVP schaffte heute den Sprung auf Platz zwei – mit einem Ergebnis von 17,13 Prozent und einem Minus von 2,10 Prozentpunkten. Die Volkspartei ist nun zweitstärkste Partei, weil die Verluste der Grünen, die 2004 hinter der SPÖ lagen, noch höher ausfielen. Ein Minus von 5,54 Prozentpunkten und ein Wien-Ergebnis von 16,84 Prozent bedeuten für die Grünen nämlich nur mehr Platz drei.

Auch der Wiener ÖVP-Chef Johannes “Gio” Hahn denkt bereits an die kommende Wien-Wahl. “Die SPÖ ist auf einem historischem Tiefstand. Und das Ergebnis zeigt, dass jetzt viel möglich ist”, befand er im Gespräch mit der APA. Die Wählerströme seien in Bewegung. Davon will auch die ÖVP profitieren. Hahn ist strikt dagegen, dass stets nur von einem bevorstehenden Duell Häupl gegen Strache gesprochen wird. Das heutige Wahlergebnis habe gezeigt, dass für die FPÖ “die Bäume nicht in den Himmel wachsen”.

Es sei allerdings zu befürchten, dass es im Wahlkampf durchaus rauer zugehen werde. Dafür würden schon Häupl und Strache sorgen. “Wir werden uns im Stil von den Freiheitlichen und der SPÖ unterscheiden”, versprach Hahn für die kommende Wahlauseinandersetzung.

Die Grünen konnten heute trotz durchgehender Verluste zumindest “ihre” Gürtelinnenbezirke Wieden, Mariahilf, Neubau, Josefstadt und Alsergrund halten, also dort erneut stimmenstärkste Partei werden. Die Grüne Klubchefin im Wiener Rathaus, Maria Vassilakou, zum Ergebnis insgesamt: “Wir können damit leben, aber noch schöner wäre ein drittes Mandat gewesen.”

Vassilakou zeigt damit ein gerüttelt Maß an Selbstkritik. Dennoch blickt sie optimistisch in die Zukunft. In den Martin-Wählern sieht sie einen potenziellen künftigen Wählerpool von Menschen, die mit dem alten politischen System nichts mehr anfangen können. Und die Grün in der Stadt stärken könnten.

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