Wien-Wahl: Rote Absolute weg - Blaue kratzen an alten Rekordwerten

Sieger der Wahl ist dagegen die FPÖ von Heinz Christian Stache, die ein Plus von 12,1 Prozentpunkten auf 27 Prozent einfahren und damit wieder an Rekordergebnisse aus den 1990er Jahren anschließen konnte. Schwer geschlagen wurde dagegen die auf ein Rekordtief abgestürzte ÖVP, auch für die Grünen setzte es Verluste.
Die ÖVP kommt laut der Hochrechnung (bei einem Auszählungsgrad von 64,2 Prozent der Stimmen) nur auf 13,2 Prozent – ein Minus von 5,5 Prozentpunkten und weniger als der bisherige Tiefststand von 15,26 Prozent im Jahr 1996. Knapp dahinter kommen die Grünen zu liegen, die ein Minus von 2,3 Prozentpunkten auf 12,3 Prozent hinnehmen müssen. Das BZÖ hat den Einzug in den Gemeinderat, der in Wien gleichzeitig Landtag ist, klar verfehlt (1,4 Prozent) und ist damit weiterhin in keinem Landesparlament vertreten. Auch die KPÖ ist mit 1,2 Prozent an der fünf Prozent Grenze gescheitert.
Häupl hatte den Erhalt der Absoluten Mandatsmehrheit als Wahlziel ausgegeben, was wegen der mehrheitsfreundlichen Einteilung der Wiener Wahlkreise schon mit einem Ergebnis von nur rund 46 Prozent möglich gewesen wäre. Der Wähler hat dem Langzeit-Stadtchef allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht, weshalb sich Häupl – der am Sonntag seine voraussichtlich letzte Wahl geschlagen hat – nun wieder einen Koalitionspartner suchen muss. In einer ersten Reaktion räumte Häupl Mobilisierungsprobleme unter seinen Wählern ein und kündigte Gespräche mit allen Parteien an.
FP-Chef Strache ließ sich dagegen schon beim Einzug ins Wiener Rathaus nach Wahlschluss als Sieger feiern. Anlass dazu hatte der als “Bürgermeisterkandidat” angetretene Wiener allemal, verhieß ihm die erste Hochrechnung doch ein Ergebnis nur knapp unter dem bisherigen Rekordwert von 27,9 Prozent aus dem Jahr 1996. Nun müsse die SPÖ die “Ausgrenzung beenden” und auf die Freiheitlichen zugehen, um Gespräche zu führen, forderte Strache.
Damit ist die FPÖ der einzige Gewinner des Wahlabends, denn für die anderen Oppositionsparteien setzte es teils herbe Verluste. Am schlimmsten erwischte es die ÖVP, die unter ihrer neuen Frontfrau Marek geradezu in den Keller rasselte und sogar den bisherigen historischen Tiefststand von 1996 (15,26 Prozent) noch einmal unterbot. An Rücktritt denkt sie dennoch nicht und kündigte an, in den kommenden fünf Jahren mit “absolutem Engagement” weiterzuarbeiten. Wie Marek hofft auch Grünen-Chefin Maria Vassilakou noch auf Zuwächse durch die Wahlkarten. “Das Wahlergebnis wird ein gutes sein”, versprühte sie trotz der schwachen Hochrechnungs-Ergebnisse Optimismus.
Auf Bundesebene waren die Regierungsparteien bemüht, die Ergebnisse positiv zu sehen: SP-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter stellte fest, dass die SPÖ “mit großem Abstand die dominierende Kraft” in Wien bleibe. Er hofft, mit den Wahlkarten vielleicht doch noch die absolute Mandatsmehrheit schaffen zu können. Damit ist nach Schätzung von Meinungsforschern aber nicht mehr zu rechnen. VP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger freute sich, dass immerhin die rote Absolute gebrochen werden konnte (“gute Nachricht”) – sprach ansonsten aber von einem schmerzhaften Verlust.