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Wien: Volksschüler mit Deutschproblemen oft in Österreich geboren

Wiener Volksschüler mit Deutschproblemen oft in Österreich geboren
Wiener Volksschüler mit Deutschproblemen oft in Österreich geboren ©APA/HELMUT FOHRINGER (Symbolbild)
14 Prozent der Wiener Volksschüler hatten im verganenen Jahr Deutschprobleme. Mehr als die Hälfte der Kinder sind in Österreich geboren. Wiens Bildungsstadtrat Wiederkehr verweist auf Effekte der Coronapandemie.

Laut Statistik Austria waren im vergangenen Schuljahr 14 Prozent der Kinder in Wiener Volksschulen als außerordentliche Schüler eingestuft. Der Grund: Diese Kinder konnten wegen Problemen in der Unterrichtssprache Deutsch dem Unterricht nicht ausreichend folgen.

Mehr als die Hälfte der Kinder mit Deutschproblemen sind in Österreich geboren

Dabei wurden 60 Prozent dieser Kinder bereits in Österreich geboren, rund 80 Prozent haben mehr als zwei Jahre einen Kindergarten besucht, zeigt die Beantwortung einer Anfrage der ÖVP durch Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS).

ÖVP-Wien kritisiert die Stadt

Die Wiener ÖVP übte am Mittwoch angesichts dieser Zahlen scharfe Kritik an der Bildungs- und Integrationspolitik Wiens. "Die Stadt darf einfach nicht wegschauen, wenn Kinder in Deutschförderklassen durchschnittlich 2,6 Jahre im Kindergarten waren", so Bildungssprecher Harald Zierfuß. Er forderte kleinere Gruppen, mehr Sprachförderkräfte und einen klaren Spracherwerb-Fokus in den Kindergärten. Außerdem sollten die Ergebnisse der Sprachstandsfeststellung als Frühwarnsystem genutzt werden. Für die Wiener ÖVP zeigen die Zahlen zudem ein Integrationsproblem der zweiten Generation in Wien: Diese gebe ihre Integrationsleistung und Deutschkenntnisse nicht an ihre Kinder weiter, gleichzeitig versage das Bildungssystem bei der Integration.

Wiens Bildungsstadtrat Wiederkehr betont Aufstockung der Sprachförderkräfte

Bildungsstadtrat Wiederkehr verwies in seiner Anfragebeantwortung hingegen auf Effekte der Coronapandemie: In den vergangenen zwei Jahren hätten vor allem viele Kinder von nicht-berufstätigen Eltern den Kindergarten nicht besucht, während Lockdowns habe phasenweise auch kein regulärer Betrieb stattgefunden. Außerdem habe es wegen krankheitsbedingter Personalausfälle weniger Sprachförderangebot gegeben. Sprachentwicklung sei außerdem ein individueller Prozess, der von vielen Faktoren beeinflusst werde und unterschiedlich lange dauere.

Um die Sprachförderung zu verbessern, habe die Stadt mit September 2021 mit einer Aufstockung der Sprachförderkräfte begonnen, betont Wiederkehr. Er fordert außerdem, dass bei den Mitteln aus dem Bund-Länder-Vertrag (15a-Vertrag) zu den Kindergärten mehr Geld für Qualitätssteigerung (z.B. zur Verbesserung des für Sprachförderung wesentlichen Personalschlüssels) einsetzbar sein soll. Außerdem müsse auch im Bund 1 Prozent des BIP in die Kindergärten fließen.

Kritik der ÖVP für Wiederkehr "etwas eigenartig"

In einer Stellungnahme gegenüber der APA befand man es im Büro Wiederkehrs außerdem "etwas eigenartig", dass ausgerechnet die ÖVP sich hier zu Wort melde. Immerhin torpediere diese jegliche Integrationsbemühungen seit Jahren und sehe nicht ein, dass Wien besondere Herausforderungen im Kindergarten und Schulbereich habe und der Stadt trotzdem ständig die notwendigen Mittel verweigere. "Wir laden die Wiener ÖVP gerne ein, mit ihrem Bildungsminister zu reden und dafür einzutreten, was wir wirklich brauchen: 1.000 neue Lehrkräfte!"

(APA/Red)

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