Das Rote Kreuz hatte die Frau knapp nach Mitternacht um Unterstützung bei einem Kreislaufstillstand gebeten. Die Ärztin soll laut Tonbandaufzeichnung brüskiert abgelehnt haben, der 80-jährige Patient verstarb. Die NÖ Ärztekammer will den Fall untersuchen.
Der Kurier veröffentlichte das Telefongespräch auszugsweise: Vor wenigen Tagen, gegen 0.45 Uhr, wählte der Diensthabende in der Alarmzentrale des NÖ Roten Kreuzes die Nummer der Medizinerin im Bezirk Hollabrunn: Frau Doktor, können Sie uns bei einem Kreislaufstillstand in ihrer Nachbargemeinde unterstützen? Die Ärztin reagierte hörbar grantig: Wer ist der Patient, wie alt ist er? 80 Jahre, so der Rotkreuz-Offizier. Die Stimme der Ärztin überschlug sich vor Zorn: Des is doch eh a Exitus. Deswegen soll ich bei 40 Zentimeter Neuschnee ausfahren?
Hilfe kam zu spät
Die Medizinerin setzte den Angaben zufolge ihre Verbalattacken in einem weiteren Gespräch fort. Sie schnauzte den Rot Kreuz- Mitarbeiter an, dass sie wegen eines depperten Alten und wegen Leuten, die sie gar nicht kennt, ganz sicher nicht ausfahren werde. Mittlerweile waren mehr als acht Minuten vergangen. Es verstrichen weitere sieben, ehe die Ärztin doch noch in die Nachbargemeinde aufbrach. Da war es bereits zu spät: Obwohl der 80-jährige Mann von seiner Lebensgefährtin reanimiert wurde, starb er seinem Haus.
Die Ärztin stritt den Vorfall im Kurier-Gespräch nicht ab: Der Einsatz war an meinem freien Wochentag. Ich war völlig erschöpft, weil ich die letzten Tage auf Grund der Grippewelle im Dauereinsatz war. Und dann schickt man mich bei heftigem Schneefall mitten in der Nacht zu einem 80-Jährigen, der schon längst tot war. Der Mann hatte bereits starre, eingetrocknete Augen.
Die NÖ Ärztekammer will den Fall genau untersuchen. Die Ärztin wurde zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert.