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Wien: Spekulativer Zinshausboom treibt Mieten in die Höhe

In den vergangenen Jahren gab es in Wien einen regelrechten Zinshausboom. Finanzinvestoren und Immobilienfonds veranlagten laut Arbeiterkammer (AK) ihr Geldvermögen in vor 1919 gebaute Zinshäuser und trieben so die Preise für Häuser und Grundstücke in die Höhe.

Insbesondere in den Jahren seit 2003 seien die Preise für Zinshäuser explodiert. Leidtragende dieses “spekulativen Zinshausbooms” seien die Mieter und Wohnungssuchenden. Sie müssen teure Mieten bezahlen, damit die Renditen für die Finanzinvestoren passen, kritisiert der Wohnpolitikexperte der AK, Franz Köppl, am Mittwoch in einer Aussendung.

Damit werde auch das Mietniveau in allen Segmenten des privaten Wohnungsmarktes in die Höhe getrieben. Die Erwartung hoher Mieterträge steigere aber wieder die Zinshauspreise. “Es kommt zu einer Zinshauspreis-Mieten-Spirale, die Wohnen für alle empfindlich verteuert”, sagt Köppl. Nur mit einer klaren Mietenbegrenzung könne der Mechanismus dieser Zinshauspreis-Mieten-Spirale und der laufenden Verteuerung von Wohnraum unterbrochen werden. Zu diesem Ergebnis kam die Arbeiterkammer im Zuge einer Studie über die Veränderungen der Eigentümerstruktur im Wiener privaten Althausbestand.

Die Auswertung der Kaufpreissammlung der Stadt Wien zeige, dass sich von 1995 bis 2004 die Durchschnittspreise (Mittelwerte) der vor 1919 gebauten Zinshäuser mit plus 93 Prozent nahezu verdoppelt haben. Im Vergleich dazu habe sich der Verbraucherpreisindex nur um rund 16 Prozent erhöht, so die AK. Besonders stark hätten sich die Preise seit dem Jahr 2000 erhöht. Eine über das Jahr 2004 hinausgehende Auswertung der Daten der Kaufpreissammlung sei laut AK nicht möglich gewesen. Analysen der Angebotspreise würden aber zeigen, dass die Preisanstiege auch in den Jahren ab 2004 jährlich zwischen 5 Prozent und 8 Prozent betragen haben und damit weit über der Inflationsrate gelegen sind.

Die enormen Preisanstiege bei den Zinshäusern würden “eindeutig” im Zusammenhang mit dem Auftreten von Finanzinvestoren, Immobilienfonds und Immobilienunternehmen als Käufer stehen, ist sich die AK sicher. Dabei würde spekulatives Verhalten eine große Rolle spielen. Etwa ein Drittel der Häuser, die im Untersuchungszeitraum 1987 bis 2005 gekauft wurden, wurden auch wieder von den neuen Eigentümern verkauft. Für diese spekulativen Verkäufe gab es auch beachtliche Renditen: Für Häuser, die innerhalb von zwei Jahren wiederverkauft wurden, betrug die Jahresrendite brutto im Schnitt 60 Prozent.

2007 betrug der geschätzte Vermögenswert der vor 1919 gebauten Wiener Zinshäuser im Privatbesitz rund 20 Mrd. Euro. Allein eine Preissteigerung von 10 Prozent pro Jahr – das entspricht in etwa der durchschnittlichen jährlichen Preissteigerung der letzten Jahre – bedeutet einen Vermögenszuwachs von rund 2 Mrd. pro Jahr.

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