Es hat ein bisserl was Verbotenes, wenn sich am Vormittag des 7. März (Samstag) eine alte Bim (Baujahr 1929) in Speising in Bewegung setzt. Denn die Sonder-Tour, die sich anschließend sechseinhalb Stunden lang durch ganz Wien schlängeln wird, befährt jene Streckenabschnitte zahlreicher Straßenbahnlinien, die normalsterbliche Fahrgäste nie befahren dürfen – die Schleifen. Viele Menschen würden ob dieses einmaligen Angebots gelangweilt mit den Schultern zucken, für wahre Eisenbahnfreaks fällt diese Veranstaltung aber eindeutig in die Kategorie “Um nichts in der Welt verpassen”.
Insider sprechen von der “Bereisung von Schleifen und Gleisverbindungen im Netz der Wiener Straßenbahn”. Der geheimnisvolle Trip beginnt um 10.00 Uhr in der Remise Speising und führt zunächst über die Linien 62, 6 und 67 zur Schleife “Altes Landgut”. Hier werden die Kameras und Fotoapparate der Passagiere das erste Mal zum Glühen gebracht. Denn so selbstverständlich die Fahrt auf der 67er-Strecke nach Oberlaa und retour auch sein mag, auf der Schleife am Verteilerkreis Favoriten eine Runde zu drehen ist ein Privileg, das bis dato nur wenigen Benützern öffentlicher Verkehrsmittel erteilt wurde.
Dann geht’s weiter nach Simmering, wo das nächste Schienenschmankerl wartet: Auf der Leberstraße befindet sich nämlich das letzte verbliebene Anschlussgleis der Straßenbahn mit überregionalen Zuggleisen. Es folgt der Westbahnhof, wo bekanntlich mehrere selten befahrene Schienenstränge liegen, dann geht die Schleifenbereisung über die Strecken von 52er, 49er, 10er, 43er, 5er sowie 31er nach Floridsdorf und zurück zur Jägerstraße, wo zwischen Wallensteinplatz und Gaußplatz ebenfalls kein Planverkehr mehr stattfindet.
Via Kai neigt sich die eigenwillige Tour allmählich ihrem Ende zu. Auf den Linien 2, 5 und 43 geht’s zur Schleife Zimmermannplatz, dann zur Schleife Uhlplatz und über den Westbahnhof wieder zum Ausgangspunkt in Speising. Dann werden wohl auch die eingefleischtesten Bahnfans vom Schleifenschwindel befallen sein.
