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Wien kürzt auch bei Kulturbudget

StR. Veronica Kaup-Hasler spricht von einem "blauen Auge" für die Kultur.
StR. Veronica Kaup-Hasler spricht von einem "blauen Auge" für die Kultur. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Die Kultur wird zur Budgetkonsolidierung der Stadt Wien beitragen, so Wiens Kulturstadträtin Kaup-Hasler. Demnach beträgt das Minus 7,6 Prozent. "Das ist ein blaues Auge, aber eines, mit dem wir arbeiten können. Wir werden weiter eine gesunde Kulturlandschaft haben und eine solide Infrastruktur", so die Stadträtin.
Das ist der Voranschlag für das Wiener Budget 2026
Wo in Wien gekürzt wird und welche Gebühren steigen

Im Voranschlag für 2026 steigen die Zahlen um 1,4 Prozent im Vergleich zu 2025, von 348,8 auf 353,7 Millionen Euro, da die Volkshochschulen (VHS) hinzukommen. Ohne VHS würde das Kulturbudget 322,285 Millionen Euro betragen. Die Stadt Wien kann bei finanziellen Schwierigkeiten 2,5 Prozent der Förderung im ersten und 5 Prozent im zweiten Jahr für Institutionen wie VHS, Wien Museum und WWTF einbehalten. Stadträtin Kaup-Hasler betonte ein Budget-Plus von 44,1 Prozent seit 2018, was Kulturinstitutionen krisenresilient gemacht habe.

Kaup-Hasler: Konzentration bei Kürzungen auf "große Institutionen"

"Wir haben uns bei den Einsparungen auf die großen Institutionen konzentriert", versicherte Wiens Kulturstadträtin Kaup-Hasler (SPÖ). Die größten Einsparungsbrocken sind freilich Posten, die 2026 ohnedies wegfallen - etwa die 2025 budgetierten 9,5 Mio. Euro für das Strauss-Jahr oder die 2025 getätigten Investitionen in gleicher Höhe für das neue Kinderkultur-Zentrum in Floridsdorf, das 2028 eröffnet werden soll. Um 5 Millionen Euro weniger bekommen die Vereinigten Bühnen Wien (VBW), wobei "der politische Wunsch ist, dass die Oper geschützt wird und das Profil beibehält", sagte die Kulturstadträtin, die sich dabei einig, ja geradezu "Hand in Hand beim Synchronschwimmen" mit Finanzstadträtin Barbara Novak weiß. Wo genau die Mittel eingespart werden, bleibt den VBW freilich selbst überlassen, mit der Prämisse, dass etwaige Personalreduktion "mit einem sozialen Blick" erfolgen soll.

Auch durch das Aussetzen des Altstadterhaltungsfonds, der heuer 2,6 Mio. Euro ausschüttete, erspart man sich viel. Das im Jahr 2014 ins Leben gerufene Kulturförderprogramm "Shift" wird eingestellt - was rund 1,5 Mio. Euro bringt. Das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn wird künftig nicht mehr von der Stadt Wien unterstützt (zuletzt gab es 250.000 Euro Zuschuss): "Das tut mir leid, ist nicht schön, aber verkraftbar", sagte Kaup-Hasler, die auf das Praterpicknick der Wiener Symphoniker verwies. Diese dürften auch gekürzt werden ("aber das ist noch in der Endschleife"), ebenso wie das Konzerthaus, das "um einen nicht unmaßgeblichen Betrag" weniger erhalten wird. Derlei Institutionen hätten sich nach der Corona-Krise wieder erholt und seien in ihrem Bestand nicht gefährdet, so die Stadträtin.

Wien will trotz Kürzungen im Kulturbudget Mittelbühnen absichern

"Der soziale Blick auf die Kulturlandschaft wird gewahrt - auf der Produzenten- wie auf der Publikumsseite." Das sei ihr besonders wichtig gewesen, so die Kulturpolitikerin. "Gerade in Zeiten, wo so viele Belastungen auf alle zukommen, müssen wir garantieren, dass es viel Gratiszugang gibt. Wir haben in Wien 30 Gratisveranstaltungen pro Tag, insgesamt also 11.000 pro Jahr." Das größte Projekt dabei sei der Gratisbesuch der Dauerausstellung im Wien Museum, der auch künftig gesichert sei.

Die Förderhöhe von Theater in der Josefstadt, Wiener Festwochen und Volkstheater bleibt gleich. "Bei den meisten konnten wir das Budget halten - das ist eine sehr positive Nachricht in diesen Zeiten", meinte Kaup-Hasler, der freilich bewusst ist, dass angesichts rapide steigender Personalkosten auch bei gleichbleibenden Budgets der Spardruck in den Institutionen steige. "Ein großes Anliegen" sei es gewesen, "die Mittelbühnen abzusichern". Das TAG werde für das von Sara Ostertag geleitete TEATA grundsaniert, für die Freie Szene gebe es "mehr Räume denn je". Im ehemaligen Sophienspital in Wien-Neubau entstehe etwa mit "MEZEKƎRƎ" ein neuer Kunstraum "mit diasporischer Perspektive". "Wir brauchen diese positive Signale!" Die in der Coronazeit entstandenen Arbeitsstipendien werden von 84 auf 48 reduziert und künftig "je nach Erkenntnis der Bedürfnislage" auf die Sparten verteilt. "Das wird also jedes Jahr ein bisschen anders ausschauen."

Wien erarbeitet neues Modell für den Kultureuro

Die Kulturförderung des Amerlinghauses wird beibehalten, das Jüdische Museum Wien, das seit dem Hamas-Überfall auf Israel und dem anschließenden Gaza-Krieg "unter Besucherschwund leidet", wird 2026 etwas mehr bekommen (5,7 statt 5,5 Mio. Euro). "Da war klar: Wir müssen die Institution schützen." Der Beitrag zur Sanierung des Stadttempels wird sich mit 3 Mio. Euro im Budget niederschlagen.

Bei der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG), gibt es eine "moderate Reduktion" des nur einen Bruchteil des Gesamtbudgets ausmachenden Wien-Beitrags von 700.000 auf 450.000 Euro, dafür werden dem von Florian Krammer geleiteten neuen Ludwig Boltzmann Institut für Wissenschaftsvermittlung und Pandemievorsorge (LBI SOAP) für mindestens 5 Jahre jährlich 300.000 Euro zugesichert. Der WWTF bekommt 2026 11,7 statt 12 Mio. Euro.

"Es gibt auch einnahmenseitige Ideen", versicherte Kaup-Hasler: "Ich habe mich früh für den Kultureuro stark gemacht, in der Hoffnung, dass wir das an die Ortstaxe binden." Darüber sei in der Koalition mit den NEOS kein Einvernehmen zu erzielen gewesen. "Nun wird ein anderes Modell dafür erarbeitet. Da wird also etwas kommen, aber ich kann noch nicht abschätzen, wie hoch diese Einnahmen sein werden."

Kürzungen bei Wiener Kulturbudget: Kritik von FPÖ und Grünen

Kritik an den gesetzten Maßnahmen kam am Nachmittag von der FPÖ Wien und den Wiener Grünen. So kritisierten FPÖ-Stadtrat Stefan Berger und Kultursprecher Lukas Brucker Kaup-Haslers "Prioritätensetzung, die jeder sachlichen Grundlage entbehrt" und orten konkret eine "Schieflage" in Bezug auf die Wiener Festwochen, die von den Kürzungen nicht betroffen sind. "Dass die Festwochen trotz zahlreicher, auch antisemitischer Skandale weiterhin keine Konsequenzen zu spüren bekommen, ist inakzeptabel", so Berger und Brucker, die eine komplette Streichung der Festwochen-Subventionen verlangen. Empört zeigte man sich wiederum über die geplante Subventionsaussetzung beim Altstadterhaltungsfonds und die Kürzung beim Sommernachtskonzert. Die Kultursprecherin der Grünen Wien, Ursula Berner, stößt sich an nunmehr verkürzten Förderperioden. "Statt wie bisher verlässliche Förderzusagen für 2 oder sogar 4 Jahre zu bekommen, werden nun auch für Institutionen Förderungen nur mehr für das aktuelle Jahr vergeben - auch für große Theater wie das Theater an der Josefstadt oder das Volkstheater", lautet die Kritik an mangelnder Planbarkeit und Vertragssicherheit.

(APA/Red)

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