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Wien ist spitze - oder?

Studien zu Lebensqualität in der Bundeshauptstadt sorgen im Wiener Landtag für Freude - Opposition kritisiert Arbeitslosenrate, Lehrstellenmangel und Mangel an Spitalsbetten.

Zwei kürzlich veröffentlichten Studien zum Thema lebenswerte Städte sorgten am Donnerstag für Freude im Wiener Landtag. Die Bundeshauptstadt liegt in den Untersuchungen jeweils im Spitzenfeld. Für die regierende SPÖ ist damit bewiesen: „Wien ist Lebensqualität pur“, wie es der SP-Abgeordnete Fritz Strobl in der Aktuellen Stunde formulierte. Die Opposition wollte dem aber nicht uneingeschränkt zustimmen.

Wien teilt sich mit Melbourne und Vancouver den Titel der lebenswertesten Stadt der Welt, heißt es in einer Studie der britischen Forschungsgruppe Economist Intelligence Unit (EIU). In einer anderen Untersuchung, durchgeführt von der Beratungsfirma Mercer, liegt Wien gemeinsam mit Vancouver an dritter Stelle, nach Zürich und Genf, die sich den ersten Rang teilen.

Unabhängige Experten bestätigen Ergebnisse der Studien

Gewertet werden dabei Kategorien wie medizinische Versorgung, Sicherheit, Kultur, Umweltfaktoren und Infrastruktur. „Nun haben auch unabhängige Experten festgestellt, dass Wien Spitze ist“, betonte Strobl. Das zeige sich auch in anderen Bereichen, etwa durch einen Rekord an Betriebsansiedlungen im Vorjahr. Lediglich die hohe Arbeitslosigkeit sei ein Wermutstropfen, meinte der SP-Mandatar.

“Nicht alle profitieren von der Lebensqualität”

Hier hakten die Oppositionsvertreter ein. „Wir erleben die 298. Strophe des Liedes: ’Wien ist super’“, kritisierte der Grüne Klubobmann Christoph Chorherr. In der Tat weise Wien eine hohe Lebensqualität auf, nicht alle könnten sich daran jedoch erfreuen. Vor allem der Lehrstellenmangel sei ein Problem: „Tausenden 15-Jährigen sagte die Gesellschaft: Euch brauch ma net.“ Chorherr forderte die SPÖ auf, in Wien allen eine Lehrausbildung zu garantieren. „Die Möglichkeiten dafür gibt es“, zeigte er sich überzeugt.

Der nicht amtsführende ÖVP-Stadtrat Johannes Hahn verwies auf eine Wifo-Studie zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit Wiens. Laut dieser weise die Stadt keine besondere Spezialisierung auf: „Wien ist keine hoch entwickelte Stadtregion, weder eine dynamische Industrieregion, noch ein hochrangiges Dienstleistungszentrum.“ Die Folge sei Monat für Monat bei den Arbeitslosenzahlen zu sehen. „Was fehlt, sind neue Betriebe im produzierenden Gewerbe, die eine Lokomotivfunktion ausüben“, meinte Hahn.

Dass Wien über eine hohe Lebensqualität verfüge, dem pflichtete die nicht amtsführende FP-Stadträtin Karin Landauer bei – auch wenn sie in Graz geboren sei, wie sie einräumte. „Aber es gibt viele Menschen, die von der Lebensqualität wenig erleben“, so Landauer. Nicht nur die hohe Arbeitslosigkeit hob sie hervor, sondern auch „Gangplätze in Spitälern, die teuersten Kinderbetreuungsplätze in Österreich und eine Kinder- und Jugendobdachlosigkeit, die überhaupt nicht thematisiert wird“.

Redaktion: Elisabeth Skoda

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