"Wien im Rosenstolz": 25. Festival des Wienerliedes gestartet

"Ich bin sehr stolz darauf, dass ich als Perserin 25 Jahre lang die Menschen für das Wienerlied begeistern konnte", sagte Nuschin Vossoughi, Festivalintendantin und Prinzipalin des Theaters am Spittelberg, zum Auftakt der Jubiläumsedition. Sie erinnerte an die Anfänge im Konzertcafé Schmid Hansl. Schon 2001 mit dabei war Sängerin Tini Kainrath, die als Hollatrio gemeinsam mit Marie-Theres Stickler am Akkordeon und Maria Stippich an der Kontragitarre den Abend und das Festival eröffnete.
Von Karl Hodina bis Ray Charles
Sogleich war man mitten im Geschehen und auch an den Wurzeln, aus denen in den vergangenen Jahren viele neue Triebe des Rosenstolz-Strauches sprossen. Lieder von Karl Hodina oder der Meister-Dudlerin Trude Maly wurden ebenso gegeben wie vertonte Texte von H.C. Artmann, die Christine-Jones-Bearbeitung eines Ray-Charles-Songs oder der Versuch eines Wienerlieds des Brasilianers Alegre Corrêa.
"Is scho wieder ana deppert wuan" hätte als Hymne auf den typisch Wienerischen Grant gut das Motto des Abends vorgeben können, es wurde indes - purer Zufall oder raffinierte Dramaturgie? - die Wiener Wäsche, die den (frisch gewaschenen) Roten Faden hergab: Nachdem das Hollatrio vor der Pause bereits Wäscherinnen-Lieder zum Besten gegeben hatte, warteten danach gleich alle drei zur selbst ernannten "Supergroup der Wiener Musik" namens Strudel vereinte Formationen - nämlich Agnes Palmisano & Daniel Fuchsberger, Wiener Blond und die Gebrüder - mit je einem Waschmaschinen-Song auf.
"Wien im Rosenstolz": Lieder über Fettsäuren und Früchtemus
Palmisano sprang dabei immer wieder für die erkrankte Verena Doublier von Wiener Blond ein, und gemeinsam absolvierte man ein Best-of-Set, das bewies, dass von Waschmaschinen im Schon- und Schleudergang über ungesättigte Fettsäuren bis zum lebensnotwendigen Früchtemus kein Thema zu abseitig wäre, um nicht zu einem hinterfotzigen, melancholischen oder augenzwinkernden Wienerlied verarbeitet zu werden.
Aber natürlich bekam man auch Bekanntes zu hören, etwa das "Post-Lamento" von Wiener Blond (mit den von Sebastian Radon insistierend intonierten Refrainzeilen "ermüdend und öd" und "zermürbend und fad"), oder den von Andreas Putz unnachahmlich vorgetragenen und von Roland Guggenbichler auf der Ziehharmonika begleiteten Klassiker "Hättma, Kenntma (Mochma oba net)". Weil Wien "eine wunderschöne Stadt ist, wenn schon nicht zum Leben, dann zumindest zum Sterben", wie Agnes Palmisano ausführte, schaute natürlich auch der Tod vorbei. Dafür gab es zum Abschied etwas Nahrhaftes mit auf den Weg: den Mannerschnittenpackerlsong der Gebrüder nämlich.
25. Festival des Wienerliedes: Konzerte bis Monatsende
Am Donnerstag geht es mit Ernst Molden und Hannes Wirth weiter, am Freitag mit Gunkl und Breinschmid und am Samstag mit Marie-Theres Stickler, Rudi Koschelu und der Familienbanda Hojsa. Bis Monatsende stehen fast täglich Konzerte auf dem Programm. Die stilistische Breite reicht von 5/8erl in Ehr'n bis zum Nino aus Wien und von Roland Neuwirth bis zum A-cappella-Ensemble Gustav klingt.
(APA/Red.)