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Wien hinkt laut Studie den europäischen Start-up-Metropolen hinterher

Wien kann mit den europäischen Start-up-Metropolen nicht mithalten.
Wien kann mit den europäischen Start-up-Metropolen nicht mithalten. ©apa (Sujet)
Im internationalen Vergleich hinkt die Gründerszene in Wien hinterher. Im Gegensatz zu den europäischen Start-up-Metropolen London, Berlin oder Paris sei in Wien noch keine "kritische Masse" erreicht, so das Ergebnis eines 55-seitigen Berichts der Unternehmensberatung Roland Berger und des Wiener Start-up-Festivals Pioneers. Das Wachstum des Wiener Start-up-"Ökosystems" sei zu langsam.

Für den Bericht wurden 53 Interviews mit erfolgreichen Gründern, Investoren, Konzernvorständen, Bildungseinrichtungen und Agenturen geführt. Insgesamt identifizierten die Studienautoren für Wien 318 Start-ups mit 2.392 Mitarbeitern aus sieben Sektoren, 116 Start-ups aus dem Bereich “Lifestyle & Entertainment”, 99 aus “Business & Productivity” und 46 aus “Life Science & Agriculture”.

Das Start-up-“Ökosystem” in Österreich

Als Stärke des “Ökosystems” bezeichneten die Interviewten die Förderlandschaft in Österreich in der Frühphase und erfolgreiche heimische Vorbilder wie die Fitness-App Runtastic und die Flohmarkt-App Shpock. Österreich habe beim Humankapital auch noch Vorteile gegenüber den führenden Start-up-Hubs, aufgrund der Verfügbarkeit und den Kosten der Mitarbeiter, und die Wiener Universitäten seien besser als ihr Ruf.

Als Schwächen sehen die Experten, dass Unternehmertum (“Entrepreneurship”) in anderen europäischen Metropolen eine viel höhere politische Priorität habe als in Österreich, die heimische Förderlandschaft nach der Frühphase einbreche und das Sicherheitsdenken hierzulande noch weitverbreitet sei. Außerdem sollten die Wiener Hochschulen ihren Output auch an Unternehmensgründen messen.

Wien nicht im Ranking der globalen Start-up-Metropolen vertreten

Als alarmierend werten die Studienautoren auch, dass Wien nicht im renommierten “Compass Report”, einem jährlichen Ranking zu globalen Start-up-Metropolen, vertreten ist.

Die Unternehmensberater Roland Berger und das Start-up-Festival Pioneers haben im Rahmen des Berichts und auf Grundlage der Interviews fünf Handlungsempfehlungen herausgearbeitet, damit Wien an die Spitze aufschließen kann. Österreichische Großunternehmen sollten sich stärker im Bereich Start-ups engagieren, in Wien müsste ein zentraler Start-up-Campus errichtet werden, die Politik sei gefordert, die Arbeit von Gründern zu erleichtern, junge Wissenschafter müssten zum Gründen motiviert werden und unproduktives Kapital – unter anderem von Stiftungen – sollte mobilisiert werden.

Neue Impulse in Gründerszene gewünscht

Pioneers-Gründer Andreas Tschas erhofft sich vom neuen Bundeskanzler und Ex-ÖBB-Chef Christian Kern neue Impulse für das heimische Start-up-“Ökosystem”. Der ehemalige Bundeskanzler Werner Fayman (SPÖ) und die Bundes-SPÖ hätten sich bisher nicht für das Thema interessiert. Die Stadt Wien und die Wiener Finanzstadträtin Renate Brauner seien hingegen sehr aktiv, sagte Tschas bei der Präsentation des Berichts. “Die Start-up-Szene in Wien vibriert durchaus – allerdings auf zu geringem Niveau, als dass man davon auf dem internationalen Parkett Notiz nehmen würde”, so das Resümee des Pioniers-Mitorganisators Oliver Csendes

Für den Roland-Berger-Partner und ehemaligen ÖIAG-Chef Rudolf Kemler ist die Finanzierung von Unternehmensgründungen durch Banken seit Basel III äußerst schwierig. Es gebe in Österreich “spürbare Schwächen” in der Finanzierung der Expansionsphase ab dem “Proof of Concept”. “Hier wäre es dringend nötig, brachliegendes privates Kapital – durch das Schaffen entsprechender Rahmenbedingungen – zugänglich zu machen”, so Kemler. Als ÖIAG-Chef wollte er mit einem kleinen Teil der ÖIAG-Dividende einen Österreich-Fonds schaffen, um Start-ups unter die Arme zu greifen. Die damalige Idee sei heute nicht mehr “1 zu 1” umsetzbar, würde aber in einer anderen Form “durchaus Sinn machen”, so Kemler.

(apa/red)

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