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Wien feiert ein Jahr lang Ludwig van Beethoven: Das Programm

Wien feiert den 250. Geburtstag Beethovens im großen Stil.
Wien feiert den 250. Geburtstag Beethovens im großen Stil. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Ab dem 16. Dezember wird in Wien ein Jahr lang Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag mit zahlreichen Veranstaltungen, Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen gefeiert.

Ziel ist, das Schaffen des Musikgenies nicht nur für Kulturliebhaber, sondern für die breite Masse greif- und spürbar zu machen.

Beethoven Jahr 2020: Im ersten Halbjahr mehr als 200 Veranstaltungen

Allein im ersten Halbjahr stehen mehr als 200 Veranstaltungen am Programm. Dabei wird Beethoven in allen Facetten durchleuchtet: kulturell, musikalisch, geschichtlich, wissenschaftlich. In Wien gibt es sogar ein eigenes Büro, um die geplanten Projekte zu koordinieren, zu vernetzen und zusammenzutragen. Geleitet wird es von Susanne Schicker, der ehemaligen Stadtschulratspräsidentin. Ihr Ziel für das Beethoven-Jahr ist klar: "Meine Erwartung ist, dass viele Leute dieses Aha-Erlebnis haben: 'Huch, klassische Musik ist etwas, was eigentlich total cool ist'", sagte sie im Interview mit der APA.

Startschuss am 16. Dezember

Der Startschuss für das Beethoven-Jahr erfolgt am 16. Dezember - dem wahrscheinlichen Geburtstag des Musikers - mit einer großen Eröffnungsfeier im Rathaus. Dort soll ein "breiter Bogen von klassischer bis moderner Musik" gespannt werden, wie Schicker verriet. Was Beethoven ausmacht? "Beethoven war ein Revolutionär: unangepasst, schwierig, emotional, begeisternd, einzigartig. Und so gibt es kaum jemanden, den seine Musik kalt lässt." Mehr noch: "Er ist der meistgespielte symphonische Komponist. Er hat unheimlich viel komponiert, und er war der Falco seiner Zeit. Er war wahnsinnig bekannt, er ist gut bezahlt worden, er ist in der Wiener Gesellschaft gut aufgenommen worden."

Zielgruppe der zahlreichen Beethoven-Veranstaltungen sind nicht nur Touristen oder die kulturelle Elite des Landes. Vielmehr geht es darum, das Schaffen des 1770 geborenen Wahlwieners Beethoven - er reiste mit 22 Jahren nach Wien und blieb - der breiten Masse näher zu bringen. Oder, wie Schicker es erklärte: Möglichst viele Wiener, die sonst keinen Zugang zu Beethoven hätten, sollten "mit diesen Werten von Freiheit, Gleichheit, Solidarität, für die er gestanden ist, in Kontakt kommen".

Diese Wiener Häuser beteiligen sich am Beethoven-Jahr

Die Möglichkeiten, damit dies gelingt, sind vielfältig. Um nur einige aufzuzählen: Das Kunsthistorische Museum hat die große Ausstellung "Beethoven bewegt" im Programm, die Nationalbibliothek "Beethoven Menschenwelt und Götterfunken". In der Staatsoper feiert die Fidelio-Urfassung "Leonore" Premiere. Im Theater an der Wien wird ab Frühling die Oper "Fidelio" in einer Inszenierung von Christoph Waltz gezeigt.

Neben den großen Kulturinstitutionen beteiligen sich viele weitere Einrichtungen mit einem buntem Potpourri an Veranstaltungen im Beethoven-Jahr. Die Volkshochschulen widmen sich unter anderem im Rahmen des Kunstprojekts "Gehörlos in der Stadt der Musik - Ludwig van Beethoven in Wien" der Thematik. Die Reihe umfasst einen Vortrag, einen "Fotospaziergang" zu den Wohn- und Gedenkstätten des Musikers, wo die Teilnehmer Fotos machen können, eine Textwerkstatt und eine Ausstellung.

Im Rahmen des "Wean hean"-Festivals gibt es ein Musiktheaterprojekt des Volksliedwerkes zu sehen. In "Ludwig Fun!" geht es um den Pianisten Ludwig Meyer, der als Patient in einer psychiatrischen Klinik in Wien lebt und sich für Beethoven hält. Dabei wird viel musiziert - aus Sonate wird Boogie-Woogie, aus Menuett wird eine Popballade oder aus dem Rondo ein Wienerlied. Auch für Kinder gibt es Programm: Im Theatermuseum können kleine Besucher an zwei Tagen im März auf den Spuren des Musikers wandeln.

Angekündigt ist auch ein Vortrag des Zeithistorikers Oliver Rathkolb zum Thema "Beethoven-Perzeptionen seit dem späten 19. Jahrhundert bis in die 1950er-Jahre in Österreich", wann und wo ist noch offen. Ein "Musikfrachter" wird eine Flussfahrt mit mehreren Zwischenstopps und einem vierfältigem Programm von Beethovens Geburtsstadt Bonn nach Wien unternehmen. Im Gartenbaukino gibt es den Dokumentarfilm "Kinshasa Symphony" über den Kongo, die Menschen in Kinshasa und über Beethovens 9. Symphonie zu sehen. Die Wiener Musikschulen rufen einen Kompositionswettbewerb aus, bei dem sich Schüler und Lehrer kreativ mit Beethoven beschäftigen sollen.

Konzerte in Gemeindebauten und Filme beim Filmfestival

Es sind Konzerte in Gemeindebauten ebenso geplant wie Beethoven-Filme beim alljährlichen Filmfestival am Rathausplatz. Auch am Silvesterpfad ist Beethoven heuer präsent. Nachdem um Mitternacht die Pummerin des Stephansdoms das neue Jahr eingeläutet hat und der Donauwalzer gespielt wurde, gibt es am Stephansplatz die "Ode an die Freude" zu hören. Dabei handelt es sich wohl um die berühmteste Beethoven-Melodie und um die Hymne der Europäischen Union. Beim Neujahrskonzert wird es einige Beethoven-Premieren geben, auch der Pausenfilm widmet sich der Thematik.

Die Jugend wird vor allem beim - von der Wiener SPÖ veranstalteten - Donauinselfest im Juni 2020 mit Beethoven in Berührung kommen. Was konkret geplant ist, wollte Schicker im Detail noch nicht verraten, nur so viel: Ziel sei, dass ein klassisches Orchester gemeinsam mit Konstantin Wecker sich der Thematik Freiheit annimmt. Auch das "Fest der Freude" am Heldenplatz widmet sich Beethoven, ebenso wie der "Ball der Wissenschaften" im Rathaus.

Weingut Cobenzl stellt Beethoven-Wein her

Auch Beethoven für zu Hause wird es geben - und das ganz und gar ohne Musik: Das Weingut Cobenzl hat einen Beethoven-Wein produziert. Dabei handelt es sich um einen grünen Veltliner. Vom Marmeladen-Hersteller Staud's gibt es eine spezielle Marmeladen-Serie in der Geschmacksrichtung Erdbeere, die dem Musikgenie gewidmet ist. Die Bäckereikette Ströck beteiligt sich mit einem speziellen Törtchen - einem Sacher-Kaffeewürfel, der in ausgewählten Filialen erhältlich sein wird.

Was sich Schicker vom Beethoven-Jahr erwartet? Dass die Menschen erkennen, dass Beethoven "uns allen gehört". Konkret: "Dass die Leute begreifen, dass diese Werte, die Beethoven so vor sich hergetragen hat, dass das etwas mit ihnen zu tun hat. Wenn sie einmal die 'Ode an die Freude' gehört haben oder das Finale der 9. Symphonie, dann kann man eigentlich nur mehr ein Humanist sein."

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