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Wien: Falsche Beauty-Ärztin tauchte vor Prozess unter

Am Freitag hätte am Wiener Landesgericht der Prozess gegen eine falsche Beauty-Ärztin stattfinden sollen. Die 25-Jährige kam nicht zur Verhandlung.
Am Freitag hätte am Wiener Landesgericht der Prozess gegen eine falsche Beauty-Ärztin stattfinden sollen. Die 25-Jährige kam nicht zur Verhandlung. ©APA/Roland Schlager/Symbolbild
Am Freitag sollte am Wiener Landesgericht der Prozess gegen eine 25-Jährige, die sich fälschlicherweise als Beauty-Ärztin ausgegeben hat, stattfinden. Daraus wurde nichts. Sie erschien nicht zur Verhandlung.
Falsche Beauty-Ärztin verpfuschte Kundinnen

Am Freitag hätte am Wiener Landesgericht der Prozess gegen falsche Beauty-Ärztin über die Bühne gehen sollen. Sie soll kosmetische Eingriffe durchgeführt und einige Kundinnen verunstaltet haben. Die 25-Jährige erschien jedoch nicht zur Verhandlung - "leider", wie ihre Verteidiger Philipp Wolm und Elmar Kresbach bedauerten. Nachdem ein Haftbefehl erlassen wurde, wurde gegen ihre geständige mitangeklagte Assistentin verhandelt.

25-Jährige zur Festnahme ausgeschrieben

Die nunmehr zur Festnahme ausgeschriebene 25-Jährige soll zwischen November 2020 und April 2021 fast zwei Dutzend Kundinnen "auf schmerzhafte und technisch gröblich unsachgemäße sowie nicht sorgfältige Weise" behandelt haben. "Teilweise sind sehr schwere Verletzungen entstanden", hielt Staatsanwalt Christoph Köpf fest. Zugleich bedauerte er das Untertauchen der 25-Jährigen kurz vor der Hauptverhandlung: "Es ist ein bisserl schwierig, dass wir jetzt ohne die Hauptdarstellerin da sitzen."

Assistentin (22) einvernommen

Die Einvernahme der mitangeklagten 22-Jährigen machte deutlich, wie sorglos mit den Kundinnen der falschen Ärztin umgegangen wurde, die auf Instagram und einer eigens eingerichteten Website ihre Künste in der "Russian-Lips-Technik" anpries und kosmetische Eingriffe an Lippen, Wangen und Nasen anbot. Die junge Frau hatte ihre Mutter zur 25-Jährigen begleitet, die sich dort die Lippen verschönern ließ. Das Ergebnis sei "sehr schön" ausgefallen, berichtete die 22-Jährige dem Schöffensenat (Vorsitz: Julia Matiasch): "Am Anfang war es geschwollen und blau. Das ist aber bei mir auch immer so gewesen. Nach einer Woche hat man das Ergebnis gesehen."

22-Jährige wusste von Betrug nichts

Bei einem anschließenden Kontrolltermin, zu dem die junge Frau erneut ihre Mutter begleitete, ließ sich die vermeintliche Ärztin über ihre angeblich unzuverlässige Assistentin aus. Diese Gelegenheit nützte die 22-Jährige - von Beruf Schuhverkäuferin - um ihr Interesse an plastischer Chirurgie zu bekunden: "Sie hat gemerkt, dass es mich extrem interessiert." Nach einem längeren Gespräch ("Ich habe mich auf Anhieb mit ihr verstanden") bot ihr die vermeintliche Beauty-Ärztin eine Stelle als ihre neue Assistentin an: "Ich konnte mein Glück nicht fassen. Ich habe gleich Ja gesagt." "Sie hat sich so gefreut, dass sie gleich am 24. Dezember zu arbeiten begonnen hat", fügte Verteidiger Sascha Flatz hinzu. Seine Mandantin habe die Ärztin für echt gehalten, deren Geschäftsgang sei hervorragend gewesen: "Es hat bis zu 14 Termine pro Tag gegeben. Es hat richtig geboomt."

Assistentin sollte Kundin die Lippen aufspritzen

Die 22-Jährige hatte Desinfektionsarbeiten zu erledigen und die Termine zu verwalten. Als die Erstangeklagte eines Tages krankheitsbedingt ausfiel, wurde sie von ihr aufgefordert, einer Kundin die Lippen aufzuspritzen. "Sie war jung und naiv, so dass sie das gemacht hat", sagte Verteidiger Flatz. Die 22-Jährige ergänzte, sie habe auch Angst gehabt, ihren Job zu verlieren. Außerdem habe die 25-Jährige sie beruhigt und gemeint, dass es nur "eine Auffrischung" sei.

Schwere Körperverletzung

Laut Anklage nahm die 22-Jährige der betroffenen Kundin Ende Februar 150 Euro ab, ehe sie sich an deren Lippen zu schaffen machte. Das Ergebnis wird von der Staatsanwaltschaft als schwere, wenn auch fahrlässig herbeigeführte Körperverletzung eingestuft. Am kommenden Dienstag werden dazu die Kundin sowie eine medizinische Sachverständige vernommen.

Irreversible Verunstaltungen

Wann gegen die Hauptangeklagte verhandelt werden kann, die laut Staatsanwaltschaft weder in Österreich noch in einem anderen Land ein medizinisches Studium an einer anerkannten Universität abgeschlossen hat und daher zu keinen chirurgischen Eingriffen berechtigt ist, steht in den Sternen. Pro Termin soll sie bis zu 750 Euro kassiert haben. Obwohl es nach einiger Zeit negative Rückmeldungen einzelner Kundinnen gab, setzte die mutmaßliche Schwindlerin - für die 25-Jährige gilt die Unschuldsvermutung - fort. Besonders hart traf es eine junge Frau, die sich am 14. Februar um 350 Euro die Lippen und die Nase aufspritzen ließ. Laut Anklage kam es nach der Behandlung zu "auffallenden Veränderungen und schweren Komplikationen", in ihrem Gesicht sollen "erhebliche Vernarbungen und Veränderungen des Gewebes deutlich sichtbar" sein. Die entstandenen Verunstaltungen sollen laut Anklage "psychisch belastend und entstellend" und "irreversibel" ein.

Drohungen per WhatsApp

Der falschen Ärztin werden neben dieser Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen zwei weitere Fälle von schwerer Körperverletzung, 15-fache fahrlässige Körperverletzung, gewerbsmäßiger Betrug und Kurpfuscherei vorgeworfen. Daneben sind auch eine gefährliche Drohung und eine Nötigung inkriminiert. Als eine Frau auf Instagram ein Posting absetzte, mit dem sie vor der 25-Jährigen warnte, konterte diese mit einer WhatsApp-Nachricht: "Aber der Tag kommt, meine schwarzhaarige Barbie, und du wirst sehen wie Knochen brechen. [...]Ich werde deine schirchen Zähne raushauen und die an dich verfüttern."

(APA/Red)

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