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Wien Energie: Land Wien segnete Vertrag mit Bund ab

Die Wiener Landesregierung schloss heute mit dem Bund einen Vertrag über die finanziellen Hilfen für die Wien Energie ab.
Die Wiener Landesregierung schloss heute mit dem Bund einen Vertrag über die finanziellen Hilfen für die Wien Energie ab. ©REUTERS/Leonhard Foeger/File Photo (Sujet)
Am Donnerstag hat die Wiener Landesregierung den Vertrag mit dem Bund, konkret mit der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), zur Finanzhilfe für die Wien Energie, abgesegnet.
Regierung unterstützt Wien Energie mit 2 Milliarden Euro
Notkompetenz des Bürgermeisters geregelt
Wien Energie benötigt "dringend finanzielle Unterstützung"

Dieser Vertrag besagt, dass der Bund dem Land Wien zwei Mrd. Euro kurzfristig für die Wien Energie zur Verfügung stellt. Laut Magistratsdirektion stimmten die Regierungsparteien SPÖ und NEOS zu. In weiterer Folge machte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) erneut von seiner Notkompetenz Gebrauch.

Wien Energie: Landesregierung Wien segnete Vertrag mit Bund ab

In der Mitteilung der Magistratsdirektion vom Donnerstag wurde darauf verweisen, dass die OeBFA mit Wien einen Vertrag nur auf Landesebene abschließen könne. Die Genehmigung müsse somit durch die Wiener Landesregierung erfolgen. "Um ehestmöglich die Finanzmittel für den Ernstfall abrufen zu können, war die Vertragsgenehmigung durch die Landesregierung dringend erforderlich", hieß es.

Zwei Mrd. Euro kurzfristige für die Wien Energie zur Verfügung gestellt

Vorgegangen wurde darum mittels Umlaufbeschluss. "Laut derzeitigem Stand wurde der Umlaufbeschluss mehrheitlich von SPÖ und NEOS angenommen - eine Fraktion, die Wiener FPÖ stimmte dagegen, ÖVP und Grüne, haben sich bis dato noch nicht dazu geäußert", teilte das Magistrat mit.

Kreditrahmenvertrag zwischen Stadt Wien und Stadtwerken

In weiterer Folge wurde ein Kreditrahmenvertrag zwischen Stadt und Stadtwerken abgeschlossen. Dieser fällt in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinde und nicht des Landes - was bedeutet, dass Ludwig als Bürgermeister von der Notkompetenz (die er als Landeshauptmann in dieser Form nicht hat, Anm.) erneut Gebrauch machen konnte. Dies habe er angesichts der Dringlichkeit getan, teilte man mit.

Vertrag ermöglicht Überweisung von Bundesmittel an Wien Energie

Der Vertrag ermögliche im Bedarfsfall die Überweisung der Bundesmittel zur Liquiditätssicherung an die Wien Energie. Bis dato wurde der vom Bund eingeräumte Finanzrahmen aber nicht in Anspruch genommen, hieß es.

Im Umlaufbeschluss wird auf die derzeit "erheblichen Schwankungen" hingewiesen, denen die Handelspreise für Strom und Erdgas unterliegen würden. Zuletzt seien, so wird betont, bereits hinterlegte Sicherheiten wieder freigeworden. Man gibt aber zu bedenken, dass erneut erhebliche Preissteigerungen eintreten könnten, "die die Hinterlegung zusätzlicher Sicherheiten in beträchtlicher Höhe an den Energiebörsen erforderlich machen".

Kritik an Milliardenhilfe für die Wien Energie von der Opposition

"Würde die Wien Energie GmbH einer Aufforderung zur Hinterlegung von Sicherheiten nicht rechtzeitig nachkommen, hätte dies eine Glattstellung zufolge und es würden sämtliche bestehende Terminkontrakte aufgelöst werden. Da in einem solchen Fall die Wien Energie GmbH ihren bestehenden Lieferverbindlichkeiten nicht mehr nachkommen könnte, wäre die Versorgungssicherheit der Kundinnen und Kunden der Wien Energie nicht mehr gewährleistet. Darüber hinaus hätte ein solcher Umstand massive Auswirkungen auf die gesamte Energieversorgung Österreichs", wird gewarnt.

Der Umstand, dass die Wien Energie Milliardenhilfe in Form von Krediten benötigt, um eine weitere Teilnahme am Markt sicherzustellen, sorgt bei der Opposition aber weiter für Kritik. So präsentierte die FPÖ am Donnerstag eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs. Bürgermeister Ludwig soll durch die Ausübung seiner Notkompetenz im Juli die Stadtverfassung gebrochen haben, meinen die Blauen.

Nepp: Ludwig hätte die Gremien nach Geld-Freigabe informieren müssen

Für die FPÖ sind zwei Punkte problematisch, wie deren Chef Dominik Nepp in einer Pressekonferenz ausführte. Zum einen hätte gemäß Stadtverfassung zunächst der Stadtsenat mittels Notkompetenz entscheiden müssen, sind sie überzeugt. Dieser hätte jederzeit, also auch im Sommer, einen Beschluss fassen können. Zudem hätte Ludwig die Gremien unmittelbar nach der Freigabe der ersten Tranche von 700 Mio. Euro informiere müssen, sagte Nepp. Dies erst in der nächsten Ausschusssitzung zu tun, sei zu spät.

Nepp: " Die Notkompetenz fällt zu allerst dem Stadtsenat zu"

"Die Notkompetenz fällt zu allererst dem Stadtsenat zu", so Nepp. Ludwig wollte die Vorgangsweise offenbar verheimlichen, mutmaßte er. Es sei darum nötig, Anzeige zu erstatten. Der Bürgermeister hat zuletzt wiederholt von seiner Notkompetenz Gebrauch gemacht, etwa bei Coronahilfen. Vorwürfe, dass nicht der Stadtsenat die Kompetenz ausgeübt hat, gab es damals nicht. Es sei vermutlich niemandem aufgefallen, rechtmäßig sei auch das möglicherweise nicht gewesen, meinte der FPÖ-Chef.

Grünen wollen Aufklärung um Liquiditätsproblem der Wien Energie

Die Grünen staunten über den nunmehrigen Umlaufbeschluss, in dem die Vereinbarung mit dem Bund abgesegnet wird. In diesem werde klargestellt, dass die Versorgungssicherheit ohne die Mittel nicht gewährleistet wäre. "Nach wie vor ist nicht aufgeklärt, warum die Unternehmensleitung der Wien Energie und die Wiener Stadtregierung, die beide schon seit Monaten von dem Liquiditätsproblem wissen, die Handelsstrategie des Unternehmens nicht anders gestalteten", hielt Parteichef Peter Kraus via Aussendung fest.

Ludwig: "Versorgungssicherheit war und ist immer gewährleistet"

Bürgermeister Michael Ludwig beteuerte im Ö1-Morgenjournal einmal mehr: "Die Versorgungssicherheit war und ist immer gewährleistet. Wir wollten mit dem Wiener Schutzschirm sicherstellen, dass die Wien-Energie den Handel an der Börse entsprechend unterfüttern soll." Auch er versicherte: Man brauche die Mittel, die nun zur Verfügung stünden nun nicht, aber es sei nötig gewesen einen Rahmen festzulegen. "Bis jetzt haben wir keinen Euro Steuergeld benötigt."

Koalitionspartner NEOS sei informiert gewesen

Der Koalitionspartner, die NEOS, seien informiert gewesen, sagte er. Und: Man habe schon im März darauf hingewiesen, dass Österreich ein Schutzschirm brauche, wie es ihn in anderen Ländern gebe. Aus dem Handel zu gehen, hätte bedeutet, dass man die Versorgungssicherheit aufs Spiel gesetzt hätte. Er habe Vertrauen, dass die Wien Energie die richtigen Maßnahmen getroffen habe.

(APA/Red)

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