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Wien Energie 2006/07 mit weniger Umsatz und Ergebnis

Die Wien Energie GmbH, Österreichs größter Landesenergieversorger, erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2006/07 (per 30. September) etwas weniger Umsatz und Ergebnis.

Grund dafür war der sehr milde Winter, sagte Wien-Energie-Geschäftsführer Erich Haider im Gespräch mit der APA. Preiserhöhungen seien aus heutiger Sicht nicht geplant.

Das Betriebsergebnis (Ebit) sank um 42,7 Prozent auf 29,4 Mio. Euro. Dies konnte aber zum größten Teil durch eine deutliche Verbesserung des Finanzergebnisses kompensiert werden, das sich um 37,6 Prozent auf 58,3 Mio. Euro verbesserte. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) verringerte sich um 6,3 Prozent auf 87,6 Mio. Euro. Das bessere Finanzergebnis war vor allem durch Beteiligungserträge (+4,4 Mio. Euro auf 21,9 Mio. Euro) und einen Mehrertrag aus Wertpapierveranlagungen von 6,3 Mio. Euro geprägt, geht aus dem Geschäftsbericht hervor. Der Jahresüberschuss betrug unverändert 89,6 Mio. Euro.

Der Umsatz der Wien Energie ging leicht um 1,0 Prozent auf 1,956 Mrd. Euro zurück. Kräftige Rückgänge gab es wegen des vergangenen milden Winters vor allem bei Gas und Fernwärme. Die Umsatzerlöse im Geschäftsbereich Wärme sanken um 10,3 Prozent auf 384,1 Mio. Euro, im Geschäftsbereich Gas um 16,3 Prozent auf 290,1 Mio. Euro. Die Stromerlöse stiegen dagegen um 6,7 Prozent auf 1,282 Mrd. Euro, unter anderem wegen eines Einmaleffekts durch einen abrechnungstechnischen Sondererlös aus der Förderung für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).

Teils kräftige Rückgänge gab es beim Absatz, der insgesamt um 16,5 Prozent auf 20.412 GWh sank. Dabei fiel der Gasverkauf um mehr als ein Viertel auf 7.145 GWh (minus 26,0 Prozent). Der Wärmeabsatz verringerte sich um 21,2 Prozent auf 4.533 GWh und der Stromabsatz um 3,3 Prozent auf 8.734 GWh.

Die Stromerzeugung sank um 17 Prozent auf 4.661 GWh, die Wärmeerzeugung um 20 Prozent auf 4.998 GWh. Insgesamt ging die Erzeugung um 17,8 Prozent auf 9.660 GWh zurück. Rund 50 Prozent des Strombedarfs der Wien Energie werden derzeit aus den eigenen Kraftwerken im Großraum Wien gedeckt. Dieser Anteil soll kräftig steigen und nach dem abgeschlossenen Ausbau des Kraftwerks Simmering im Jahr 2009 bei rund 75 Prozent liegen.

Zum Ausblick heißt es im Geschäftsbericht 2006/07, dass im laufenden Geschäftsjahr – angesichts der weltweit anhaltend hohen Preise für die Primärenergieträger Öl und Gas – mit weiteren Steigerungen der Strom-Großhandelspreise zu rechnen sei. Aktuell angedacht sind aber keine Preiserhöhungen für die Kunden. Beim Gas sei aus heutiger Sicht keine Preiserhöhung geplant, so Haider. Man werde aber die Preisentwicklung sowie den Euro-Dollar-Kurs weiter genau beobachten. Im Frühjahr sei wegen der zu erwartenden Änderungen bei den Gasnetztarifen (Anreizregulierung) sogar mit einer leichten Preissenkung für die Kunden zu rechnen. Beim Strom habe man mit der leichten Anhebung zu Jahresbeginn 2008 nun die Vergangenheit bewältigt.

Bei konstanten Rahmenbedingungen wird laut Geschäftsbericht für 2007/08 mit einer stabilen Entwicklung bei Umsatz und Ergebnis gerechnet. Das Investitionsvolumen sollte ebenfalls in etwa das Vorjahresniveau erreichen.

Beschäftigt waren im abgelaufenen Geschäftsjahr bei der Wien Energie 5.453 Mitarbeiter (minus 0,6 Prozent), nach 5.485 Beschäftigten 2005/06.

Die Wien Energie hat im abgelaufenen Geschäftsjahr kräftig investiert: Die Investitionen in Sachanlagen lagen mit 382,9 Mio. Euro um 36 Prozent über dem Wert des Geschäftsjahres 2005/06. Davon entfielen 189 Mio. Euro auf die Netze. Gestartet wurde 2006/07 auch der Ausbau des Kraftwerks Simmering 1/2 (Repowering). Der Um- und Neubau der Gas- und Dampfturbinen-Anlage (GuD-Anlage) soll im Winter 2008/09 fertiggestellt sein. Investiert werden insgesamt 300 Mio. Euro.

Die elektrische Leistung wird bei 700 Megawatt (MW) liegen, die Fernwärmeleistung bei 450 MW. Damit können rund 800.000 Haushalte und 7.000 Wirtschaftsbetriebe mit Strom und 200.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden. Der Ersatz von bestehenden Kraftwerkskapazitäten sei nach dem Simmering-Projekt möglich, neue Standorte seien aber nicht geplant, so Wien-Energie-Geschäftsführer Erich Haider.

Neben dem Ausbau der kalorischen Strom- und Wärmeerzeugung setzt die Wien Energie aber auch stärker auf erneuerbare Energien. Erstmals fast im gesamten Geschäftsjahr einbezogen war das Biomassekraftwerk Simmering, das in Kooperation mit den Bundesforsten betrieben wird. Angesichts der steigenden Rohstoffpreise sei das Biomassekraftwerk in Simmering aber an der “Grenze der Wirtschaftlichkeit”. Brennstofflieferant sind die Bundesforste, die an dem Biomassekraftwerk mit einem Drittel beteiligt sind, zwei Drittel hält die Wien Energie. Man leide unter dem Preisdruck bei Biomasse, betonte Haider im Gespräch mit der APA.

Derzeit werden im Wien-Energie-Konzern rund 300 GWh aus erneuerbaren Energien – Wasserkraft (ohne Bezugsrechte aus den großen Donaukraftwerken), Wind und Biomasse – erzeugt, bis 2010 sollen es rund 500 GWh sein. Die Wien Energie setze bei den erneuerbaren Energien vor allem auf Wasser- und Windkraft – “mit Partnern”, wie Haider betonte. Beabsichtigt seien dabei auch Aktivitäten in den an Österreich angrenzenden neuen EU-Mitgliedern. Diesbezügliche Gespräche gebe es bereits.

Kooperationen in der österreichischen Energiewirtschaft sind für Haider sinnvoll. Zwischen Verbund und EnergieAllianz (EVN, Wien Energie, Bewag/Begas) könne es dabei um eine vernünftige Zusammenarbeit bei der Beschaffung gehen. Die Wien Energie bezieht Strom vom Verbund, 2006/07 waren es rund 1 TWh, heuer dürfte es etwas mehr sein. Eine gemeinsame Energiepolitik in Österreich mache im Hinblick auf den europäischen Energiemarkt Sinn. Es gebe durchaus positive Ansätze zur Fortführung der Gespräche zwischen EnergieAllianz und Verbund.

Die “alte” Österreichische Stromlösung (ÖSL), bei der eine Kooperation im Großkundenvertrieb und im Stromhandel geplant war, müsse auf geänderte Strukturen am europäischen Energiemarkt eingehen und angepasst werden. Haider sprach sich aber gegen Kooperationen um jeden Preis aus, eine Zusammenarbeit solle nur dann erfolgen, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sei. Mit der Beteiligung am Verbund im Ausmaß von 12,5 Prozent, die von der Wien-Energie-Muttergesellschaft Wiener Stadtwerke formal gehalten wird, sei man in der derzeitigen Konstellation gut aufgestellt. Finanziell nicht engagieren wolle sich die Wien Energie beim geplanten Börsengang der Energie AG Oberösterreich (EAG).

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