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Wien: Bildungsstadtrat will Eltern und Schule zusammenbringen

Eltern und Lehrer sollen enger zusammenarbeiten.
Eltern und Lehrer sollen enger zusammenarbeiten. ©APA
Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr will mit einem Maßnahmenbündel die Elternarbeit an Schulen forcieren. Wiederkehr sieht darin einen "Hebel zur Erreichung von Bildungsgerechtigkeit".

Väter und Mütter sollen dadurch besser erreicht werden, um sie im Schulalltag, aber auch bei Erziehungsfragen oder im Familienleben besser zu unterstützen. Niederschwellige Workshops, aber auch der Einsatz von Videodolmetsch sind geplant. Außerdem gebe es Überlegungen zu einem "digitalen Elternsprechtag", kündigte Wiederkehr am Dienstag an.

Die Förderung von Elternarbeit sei "ein Hebel zur Erreichung von Bildungsgerechtigkeit", erklärte der Ressortchef in einem Hintergrundgespräch. Um die Erziehungsberechtigten künftig besser zu erreichen, will er u.a. eine "Infrastruktur von Workshops und Seminaren" in den Wiener Bildungsgrätzeln schaffen. Ablauf und Inhalt seien noch in Ausarbeitung. Fix ist, dass es das Angebot auch in nicht deutschen Muttersprachen geben soll.

Pilotprojekt in der Brigittenau

Darauf zielt auch ein schon laufendes Pilotprojekt ab. Im Bildungsgrätzel Brigittenau wird im Pflichtschul- und AHS-Bereich derzeit der Einsatz von Videodolmetsch für die Lehrer-Eltern-Kommunikation erprobt. Nach einer Evaluierungsphase wird dann überlegt, ob und in welchem Ausmaß dieser Ansatz ausgeweitet wird. Laut Ursula Struppe, Leiterin der MA 17 (Integration und Diversität) könnten bis zu 24 verschiedene Sprachen angeboten werden.

Außerdem kündigte Wiederkehr einen Fördercall der MA 17 an. Bis zu 250.000 Euro werden für innovative Ideen und Projekte in Sachen Elternarbeit ausgeschüttet. Einreichungen sind bis 28. Februar möglich.

Der Bildungsstadtrat hatte vor einigen Wochen in Interviews auch eine verpflichtende Teilnahme an Elternsprechtagen inklusive Strafen bei Nicht-Befolgen zur Diskussion gestellt. Auf Nachfrage sagte er heute, dies sei derzeit "nicht akut angedacht". Sehr wohl gebe es aber Überlegungen, Sprechtage digital abzuhalten und so die Teilnahme mitunter zu erleichtern. Gespräche mit der Wiener Bildungsdirektion laufen.

Elternarbeit hilft bei Chancengleichheit

Handlungsbedarf zur Verbesserung der Elternarbeit sieht Wiederkehr aufgrund einer heute ebenfalls im Zuge des Hintergrundgesprächs präsentierten Studie der "Prospekt Unternehmensberatung GmbH" zum Thema. Demnach kann Elternarbeit zur Chancengleichheit im Bildungssektor beitragen. Um Väter und Mütter zu erreichen, braucht es aber bestimmte Voraussetzungen - etwa auf den (Arbeits-)Alltag, das kulturelle Umfeld und die sprachlichen Voraussetzungen zugeschnittene Angebote. "Mit einem Schulaushang nur auf Deutsch mit dem Hinweis auf den Vortrag XY kann ich davon ausgehen, dass schwer erreichbare Eltern nicht kommen", unterstrich Studienautorin Friederike Weber.

Kinder mit Migrationshintergrund hätten nicht automatisch schlechtere Bildungschancen, aber zumindest zum Teil gebe es Überschneidungen. Laut Studie wechseln etwa 71 Prozent der Kinder mit deutscher Alltagssprache nach der Volksschule in eine AHS, beim Nachwuchs mit nicht-deutscher Alltagssprache sind es nur 41 Prozent. Außerdem lebt ein Drittel der Wiener Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren in einem Haushalt, in denen beide Elternteile keine eigenen Erfahrungen mit dem österreichischen Schulsystem gemacht haben.

(APA/red)

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