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Wien bekommt 2015 ein Literaturmuseum

Wien bekommt ein Literaturmuseum.
Wien bekommt ein Literaturmuseum. ©APA
In Wien soll es ab 2015 ein Literaturmuseum geben. Angedacht worden ist das Projekt vom verstorbenen Literaturwissenschaftler Wendelin Schmidt-Dengler. Auf einer Fläche von 730 Quadratmetern sollen unter anderem Kafka-Autographen und Handkes Wanderstöcke ausgestellt werden.
Ausblick auf das neue Museum

Wie Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek, und Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) am Mittwoch bekannt gaben, soll das neue Museum im ehemaligen k.k. Hofkammerarchiv in der Johannesgasse 6 Anfang 2015 als “Ort der Vergangenheit und der Gegenwart der österreichischen Literatur” eröffnen, so Schmied. Während das Kulturressort mit 2,6 Millionen Euro die Einrichtung der Räumlichkeiten finanziert, trägt das Wirtschaftsministerium die Sanierung des in der Verwaltung der Burghauptmannschaft stehenden Gebäudes in der Höhe von 2,8 Mio. Euro.

Literaturmuseum im Hofkammerarchiv

“Das Hofkammerarchiv hat seine Bestände geheim gehalten, das Literaturmuseum wird sich öffnen und den Menschen zugänglich sein”, freute sich Schmied bei der Pressekonferenz zwischen den leer stehenden, denkmalgeschützten Regalen. Im zweiten Stock des Hauses befindet sich auch die Schreibstube Franz Grillparzers, der auch der Namenspatron für das Gebäude sein soll (“Grillparzerhaus”). Als Leiter des Literaturmuseums werde Bernhard Fetz, der bereits dem Literaturarchiv vorsteht, fungieren. Der laufende Betrieb ab 2015 muss aus der Basisabgeltung der Nationalbibliothek bestritten werden, wie Schmied auf APA-Anfrage sagte. Die Kosten für vier Arbeitsplätze, Veranstaltungen und die geplanten Wechselausstellungen werden sich auf 850.000 Euro im Jahr belaufen. In jedem Fall werde man die Synergien mit dem Literaturarchiv nützen, so Fetz.

Ungewöhnliche Objekte werden ausgestellt

Den Architekturwettbewerb für die Einrichtung des neuen Museums, das sich auf 730 Quadratmetern erstrecken wird, konnten BWM Architekten mit Planet Architects für sich entscheiden. Ihr Entwurf überzeuge durch “innovative Ideen und dem Respekt vor den denkmalgeschützten Räumen mit ihren historischen Archivregalen”, wie es heißt. Während auf zwei Ebenen eine “abwechslungsreiche Präsentation österreichischer Literatur vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart” geplant ist, soll eine dritte Ebene für Wechselausstellungen zur Verfügung stehen. Neben Büchern, Manuskripten, Briefen oder Fotos werden sich auch ungewöhnlichere Objekte in der Ausstellung finden. Darunter jene Perücke, die Egon Friedell bei seinem Goethe-Sketch trug, die Wanderstöcke von Peter Handke oder ein Wecker, der der Wiener Gruppe als Requisit bei einem Cabaret diente.

Neues Museum in Wien richtet sich an Kenner und Laien

Ein besonderes Anliegen ist der Kultur- und Bildungsministerin auch die Vermittlungsarbeit: Das Literaturmuseum wende sich sowohl “an Kenner als auch an interessierte Laien und ist somit auch eine ideale Ergänzung für den Literaturunterricht an Schulen”, so Schmied. Der zeitgenössischen Literatur wird nicht nur durch die Präsentation zahlreicher Vorlässe (wie etwa jenem Peter Handkes) Rechnung getragen, die Räume sollen auch für Lesungen genützt werden.

Autoren melden sich zu Wort

Die Rolle von lebenden Autoren in einem Museumsbetrieb thematisierte auch die IG Autorinnen Autoren in einer Aussendung: “Was soll den österreichischen Gegenwartsautor/inn/en, von denen noch keine Vorlässe angekauft wurden (…) damit signalisiert werden? Warten auf die Museumsreife?”, hieß es am Dienstag. Darauf angesprochen warnte Schmied gegenüber der APA vor “Neiddebatten”. Man müsse selbstverständlich sowohl die Produktion als auch die Vermittlung von Literatur unterstützen. Sie trete in einer allgemeinen Zeit des Sparens dafür ein, “weiterhin in Kunst und Kultur zu investieren”. Sie werde – sofern weiterhin im Amt – in der kommenden Legislaturperiode versuchen, entsprechende Erhöhungen durchzusetzen, wie Sie in Hinblick auf das laut IG seit fünf Jahren eingefrorene Literaturbudget meinte.

Grillparzer-Zimmer seit 1856 unverändert

Für sie als Kulturministerin sei das Literaturmuseum bereits das fünfte Infrastrukturprojekt, das sie unterstützt habe, so Schmied mit Verweis auf die Renovierung des mumok, die Errichtung des 21er Hauses, die Wiedereröffnung der Kunstkammer sowie die Neuausrichtung des Völkerkundemuseums zum Weltmuseum. “In Summe hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur bisher 56 Millionen Euro in Infrastrukturprojekte investiert.” Die Renovierung des neuen “Grillparzerhauses” werde bis zum Frühjahr 2014 abgeschlossen sein, dann beginnt die Einrichtungsphase. Bernhard Fetz freut sich schon auf die Sichtbarmachung von Schreibprozessen, sozialen Phänomenen und nicht zuletzt die Präsentation des Grillparzer-Zimmers, das seit 1856 unverändert geblieben ist. (APA)

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