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Wien bald ohne Lipizzaner?

Slowenien macht vor der Welthandelsorganisation einen Exklusivanspruch auf die Lipizzaner geltend. Österreich hat Probleme, sich gegen den Verlust des Kulturguts zu wehren.

Slowenien bleibt stur: Laibach hat nach Berichten des Wirtschaftsblattes vor der Welthandelsorganisation (WTO) Exklusivanspruch auf die Lipizzaner erhoben. Gelingt es nicht, den Anspruch abzuschmettern, verliert Österreich das Recht, die weltberühmten Schimmel weiter unter dem Namen Lipizzaner für touristische Zwecke zu vermarkten. Die Spanische Hofreitschule in Wien etwa dürfte keine Lipizzaner-Vorstellungen mehr geben, auf T-Shirts, Gläsern und in der Tourismuswerbung müsste auf den Namen verzichtet werden. Laibach begründet seinen Anspruch damit, dass das Gestüt Lipizza in Slowenien ist.

Derzeit versucht das Wirtschaftsministerium, die EU-Kommission davon zu überzeugen, sich vor der WTO für Österreichs Interessen einzusetzen. Der entscheidende Ausschuss tagt am 11. Oktober. Eine Woche später findet die entsprechende WTO-Runde für handelsbezogenes intellektuelles Eigentum (Trips) statt. Kann dort nicht ausreichend Druck ausgeübt werden, um die Slowenen zum Einlenken zu bewegen, bleibt nur noch das WTO-Streitbeilegungsverfahren. Das Problem Österreichs: Dafür müssten die wirtschaftlichen Schäden, die durch den Lipizzaner-Verlust entstehen, aufgelistet werden. Und dazu ist Österreich derzeit nicht im Stande. Der Wert der Pferde wäre zu schätzen, der Image- und Werbeverlust hingegen nicht. “Wir hoffen, die Kalkulation bis zur kommenden WTO-Runde hinzukriegen”, sagt die zuständige Beamtin im Wirtschaftsministerium. Lizenzzahlungen Gelingt das nicht, darf künftig nur noch Slowenien die Edelpferde Lipizzaner nennen. Österreich bliebe nur noch die Möglichkeit, von Laibach Namenslizenzen zu kaufen. (24.9.99)

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