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Wien als zentraleuropäische Wissensregion

Die Stadt Wien will sich als zentraleuropäische Forschungshauptstadt etablieren. In Kooperation mit Wissenschaft und Wirtschaft wurde deshalb ein Strategie-Plan präsentiert, der entsprechende Maßnahmen bis 2015 festlegt.

Den Auftakt bilden drei Startprojekte für 2008, die mit 14 Mio. Euro gefördert werden, drei weitere sollen spätestens 2009 folgen, wie Vizebürgermeisterin Renate Brauner bei der Abschlusskonferenz zum Strategieprozess “Wien denkt Zukunft” erklärte.

Eingebettet sind die Maßnahmen in fünf Handlungsfelder, auf die sich die Stadt Wien in den kommenden Jahren konzentrieren will: auf die Humanressourcen, die thematischen Schwerpunkte, die Kommunikation und Öffentlichkeit (“Forschung trifft Stadt”), die Entwicklung neuer Forschung und Innovation (“Treibhaus für Forschung und Innovation”) sowie die weitere Stärkung Wiens als internationaler Netzwerkknoten.

Drei Startprojekte

Mit drei Startprojekten sollen im nächsten Jahr erste konkrete Schritte gesetzt werden. So werden die bisherigen Forschungsschwerpunkte in Wien – insbesondere in den Life Sciences, in den Informations- und Kommunikationstechnologien sowie in den Creative Industries – durch ein neues “Impulsprogramm Gesellschafts-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK)”ergänzt. Dieses soll eine Kombination von projekt- und personenbezogener Förderung bieten, wobei vor allem transdiziplinäre Thematiken wie etwa Demographie oder Tourismus im Fokus stehen.

Damit wolle man Wissenschaftskulturen in der Stadt verknüpfen und problemorientiert interdisziplinär arbeiten, stellte Hubert-Christian Ehalt, Leiter der Strategie-Arbeitsgruppe “Wissenschaft und Gesellschaft”, im Rahmen seines Vortrags klar. Die Umsetzung erfolgt laut Strategiepapier mit Fellowship Grants, Stiftungsprofessuren, Sommerakademien aber auch mehrjährigen Forschungsprojekten, die bestehende GSK-Forschergruppen in Wien stärken sollen. Weitere Wissenschaftsfelder wie Mathematik, Physik aber auch die Querschnittsmaterie Umwelt und Energie werde man “im Auge behalten” und im Fall der letzteren eine Pilotinitiative starten, kündigte Michael Stampfer, Leiter des Panels “Forschungsschwerpunkte und Wissenstransfer” an.

Forschung trifft Stadt

Unter dem Dach der zweiten Startinitiative “Forschung trifft Stadt” ist ein Bündel von Awareness-Maßnahmen vorgesehen, um den Dialog zwischen den verschiedenen an Wissenschaft, Forschung, Technologie und Innovation interessierten Personen und Organisationen zu erweitern. Bürgerforen, Tagungen und Themenausstellungen – darunter ein für 2008 geplanter Event unter dem Titel “Forschung lebt in Wien” – sind damit ebenso gemeint, wie eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Forschungseinrichtungen, etwa bei Fachbereichsarbeiten.

Novellierung von Förderrichtlinien

Das dritte Startprojekt umfasst die Novellierung der betrieblichen Förderrichtlinien des Zentrums für Innovation und Technologie (ZIT) unter dem Stichwort “ZIT08plus”. Dieses sieht unter anderem eine bessere Absprache zwischen Bund und Land sowie einen neuen Fokus auf die Förderung von innovativen Dienstleistungen und strategischen Innovationsaktivitäten vor. Die Förderung von Frauen soll über “positive Diskriminierung”, aber auch durch mehr Genderkompetenz bei der Besetzung von Jurys erfolgen, so Claus Hofer, Leiter des Panels “FTI im Unternehmenssektor”.

“Kluge Köpfe” sollen nach Wien

Spätestens ab dem Jahr 2009 könnten auch in den anderen Handlungsfeldern weitere Projekte umgesetzt werden, darunter der Aufbau von “Junior Groups” zur Förderung der Nachwuchsforschergruppen sowie die Umsetzung eines “Centrope Mobilitätsprogramms”. Beide Projekte zielen darauf ab “kluge Köpfe” nach Wien zu holen. Laut Strategiepapier, sollen pro Jahr zumindest zwei Junior Groups gefördert werden, für die sich in- und ausländische Wissenschafter bewerben können. Die Vernetzung mit dem Raum Centrope werde über “Doctoral Schools” als grenzüberschreitende PhD- bzw. Doktoratsprogramme, Summer Schools sowie Stipendien und Gastprofessuren erzielt.

Arbeitsgruppe “Stadtentwicklung”

“Biotope für exzellente Forschung” will man schließlich mit der Initiative “Spitzenstandorte für Spitzenforschung” schaffen. Hier gebe es in Wien bereits einige Vorzeigeprojekte wie etwa das Vienna Biocenter oder das Techgate, erklärte Thomas Madreiter, Leiter der Arbeitsgruppe “Stadtentwicklung”. Im Zuge des Startprojektes soll es nicht nur zu einer verbesserten räumlichen und inhaltlichen Abstimmung bei der FTI-Standortentwicklung kommen, auch Konzepte zur Ansiedlung von FTI-Akteuren seien hier ein Thema.

Finanzierung noch offen

Anders als bei den erstgenannten Startprojekten ist die Finanzierung der drei letzten Projekte allerdings noch nicht geklärt. Laut Brauner wolle man zum einen bestehende Maßnahmen adaptieren, zum anderen müsse aber auch frisches Geld aufgestellt werden. Hierzu werde es noch Gespräche geben.

Zielvorgaben

Mit Hilfe der neuen Strategie soll “Wien zu dem zentraleuropäischen Forschungs-, Technologie- und Innovationsstandort” entwickelt werden, lautete das Credo der Experten bei der Podiumsdiskussion. Einige Zielvorgaben lauten dabei: Die Zahl der in Forschung und Entwicklung (F&E) tätigen Wiener Unternehmen soll auf 800 verdoppelt werden, die Wiener Forschungsquote von zuletzt 3,13 (2006) auf vier Prozent steigen und die Akademikerquote von 16,4 Prozent im Jahr 2004 auf 20 Prozent erhöht werden.

Wie wichtig in diesem Zusammenhang vor allem die Mobilität der Forscher sei, die durch das derzeit herrschende Fremdenrecht erschwert werde, wurde von den Rednern immer wieder betont. “Mobilität ist etwas ganz Wichtiges, denn der Wettbewerb der Universitäten findet längst auf internationalem Parkett statt. Internationalisierung muss daher zu Hause beginnen”, meinte etwa die Vizerektorin der Wirtschaftsuniversität Wien, Barbara Sporn.

Hintergrund

Das Strategiepapier wurde im Rahmen der einjährigen Initiative “Wien denkt Zukunft” von Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik erarbeitet. In insgesamt vier Panels waren die Experten eingeladen, Herausforderungen in den Bereichen Wissenstransfer, Wissenschaft und Gesellschaft Stadtentwicklung sowie Stimulierung von FTI im Unternehmenssektor zu diskutieren. Die wissenschaftliche Betreuung lag bei der ARC Systems Research. Das Strategiepapier ist unter http://www.wiendenktzukunft.at verfügbar.

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