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Wien als Festung: Die Stadtmauern

Basteien und Stadtmauern: Was heute bis auf wenige Spuren aus Wien lange verschwunden ist, hat Gesicht und Wachstum der Stadt über Jahrhunderte geprägt. Bis vor 150 Jahren...

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts war angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Wiens die Errichtung einer Stadtmauer um die von dem Babenbergerherzog Leopold V. erweiterte Stadt immer dringlicher geworden. Die Finanzierung war aber erst gesichert, als dafür ein Teil des Lösegeldes herangezogen werden konnte, das der 1191 in Österreich gefangen genommene englische König Richard I. Löwenherz für seine Freilassung an Kaiser Heinrich VI. und Herzog Leopold V. zu gleichen Teilen zahlen musste.

Mit der Fertigstellung der babenbergischen Ringmauer um Wien war die Ausdehnung der Innenstadt bis 1857 festgelegt. Es handelte sich um eine Bruchsteinmauer mit 19 Türmen und einem Graben davor.

Spätestens bei der ersten Türkenbelagerung 1529 stellte sich heraus, dass die Verteidigungsanlagen der Stadt nicht den Anforderungen entsprachen und die Ummauerung nicht „modern“, d.h. damals nach italienischem Vorbild ausgebaut war. Einer Belagerung mit Artilleriebeschuss waren die Mauern nicht gewachsen, dennoch hielt Wien damals dem Angriff der Osmanen stand.

Kurz nach Ende der Belagerung begann man mit dem Ausbau der Befestigung durch die Anlage von Basteien, die erste war 1531 fertig. Ihr folgten bis 1664, also bis kurz vor der Zweiten Türkenbelagerung weitere 13. Kaiser Ferdinand I. ordnete an, dass auf 50 Klafter Entfernung vor der Stadtmauer kein Haus gebaut werden dürfe, so dass eine große unbebaute Fläche vor dem Stadtgraben entstand – das Glacis. Im Falle einer Belagerung war damit freies Schussfeld für die Verteidiger gegeben.

So konnte die Stadt während der zweiten Türkenbelagerung 1683 schon besser verteidigt werden. 1704 erfolgte gegen die Bedrohung der Stadt durch ungarische Aufständische, die Kuruzzen, der Bau einer zweiten Befestigungsanlage, des Linienwalls, entlang des heutigen Gürtels zum Schutz der insgesamt 34 Vorstädte Wiens, übrigens auf Anraten von Prinz Eugen.

Bei den beiden Einmärschen Napoleons in Wien (1805 und 1809), das zweite Mal nach einem Artilleriebeschuss der Stadt, spielten die Befestigungsanlagen keine Rolle mehr. Wichtige Teile der Stadtbefestigung wurden im November 1809, als die letzten französischen Einheiten Wien verließen, durch französische Mineure zerstört.

Für das Militär waren die Befestigungen um die Stadt aber weiterhin wichtig, besonders in den Revolutionsjahren 1848 und 1849. Erst mit dem kaiserlichen Handschreiben von 1857 erfolgte die endgültige Beseitigung der Festungsanlagen Wiens.

Schlussstrich vor 150 Jahren

„Es ist mein Wille, daß die Erweiterung der inneren Stadt Wien mit Rücksicht auf eine entsprechende Verbindung derselben mit den Vorstädten ehestmöglich in Angriff genommen und hiebei auch auf die Regulirung und Verschönerung meiner Residenz- und Reichshauptstadt Bedacht genommen werde. Zu diesem Ende bewillige Ich die Auflassung der Umwallung und Fortifikationen der inneren Stadt, so wie der Gräben um dieselbe. …….“

Mit diesem Handschreiben, datiert vom 20. Dezember 1857, an den damaligen Innenminister Alexander Freiherr von Bach gab Kaiser Franz Josef schließlich vor 150 Jahren grünes Licht für den Fall der Wiener Stadtbefestigungen und damit für die Errichtung eines Kais am Donaukanal und eines großartigen Straßenzuges – der heutigen Wiener Ringstraße – um die Innenstadt.

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