Nach palästinensischen Angaben wurde ein Führer der Fatah-Bewegung von Präsident Yasser Arafat, Issam Abu Bark, in Nablus verhaftet. Das Flüchtlingslager Balata, in dem sich das Hauptquartier der aus radikalen Fatah-Elementen bestehenden „Al-Aksa-Märtyrerbrigaden“ befindet, wurde umstellt. In einer Erklärung der israelischen Streitkräfte hieß es, die Militäroperation sei eine Reaktion auf kürzlich verübte Anschläge palästinensischer Extremisten. Zwei Personen seien verhaftet worden. Es sei ein Ausgehverbot verhängt worden. Israelische Soldaten drangen auch in die palästinensische Stadt Kalkilia ein.
Einwohner von Nablus berichteten, palästinensische Kämpfer hätten unter zwei Panzern Minen gezündet. Panzer hätten darauf fünf Schüsse abgefeuert und damit die Stromversorgung im Osten der Stadt unterbrochen. Ein Kampfhubschrauber habe eine Rakete in das Flüchtlingslager gefeuert. Die „Al-Aksa-Märtyrerbrigaden“ haben sich zu zwei Anschlägen am Montag und Dienstag bekannt, bei denen fünf Israelis getötet wurden.
Seit dem Ende der israelischen Offensive im Westjordanland Anfang des Monats hat es fast täglich Razzien in palästinensischen Ortschaften und Städten gegeben, bei denen Verdächtige festgenommen und Waffen beschlagnahmt wurden. Am Donnerstag beendete die israelische Armee eine viertägige Razzia in Bethlehem. Nach offiziellen Angaben wurden 42 Palästinenser verhaftet.
Eine internationale Nahost-Konferenz wird nach Einschätzung der USA frühestens im Juli stattfinden. Derzeit werde noch daran gearbeitet, einen Ort und ein Datum zu finden, sagte US-Präsident George W. Bush in Washington. Nach Ansicht von hochrangigen Regierungsbeamten ist eine Konferenz noch im Juni ausgeschlossen. Möglicherweise werde das Treffen im Juli stattfinden, aber auch die Monate August und September seien vorstellbar. Den Angaben zufolge favorisieren die USA ein Treffen in Istanbul. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte Sizilien als Konferenzort vorgeschlagen. Am Freitag wird der Chef des US-Geheimdienstes CIA, George Tenet, in der Krisenregion erwartet. Schwerpunkt seiner Vermittlungsbemühungen ist die Reform der palästinensischen Sicherheitsdienste.
Der deutsche Außenminister Joschka Fischer setzt sich bei seiner gegenwärtigen Nahost-Mission für einen Stufenplan ein, den die EU mit den USA, Russland und den Vereinten Nationen abgestimmt hat. Der Plan soll zuerst einen Waffenstillstand und einen israelischen Rückzug aus den palästinensischen Autonomiegebieten vorsehen, dann solle Israel die völkerrechtswidrig errichteten jüdischen Siedlungen räumen und sich aus den 1967 besetzten Gebieten zurückziehen. Anschließend könnten die Palästinenser einen unabhängigen demokratischen Staat errichten. Nach einer zweijährigen Übergangsfrist sollten die Grenzen zwischen den beiden Staaten in einem Friedensabkommen endgültig festgelegt werden. Jerusalem solle die Hauptstadt beider Staaten sein.