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Wie soziale Herkunft die Schullaufbahn bestimmt

Nicht Leistung, sondern die soziale Herkunft prägen die Schullaufbahn stark.
Nicht Leistung, sondern die soziale Herkunft prägen die Schullaufbahn stark. ©APA/HARALD SCHNEIDER
Die Schullaufbahn hängt nicht nur von der Leistung ab. Die soziale Herkunft bestimmt weiterhin stark, wer es in der Schule leichter hat und wer nicht.

Die soziale Herkunft bestimmt weiter stark die Schullaufbahn. Einerseits erbringen Kinder aus unteren sozialen Schichten tendenziell schlechtere Leistungen und besuchen daher seltener AHS-Unterstufen bzw. später maturaführende Schulen. Aber auch bei gleicher Leistung gehen sie weitaus seltener auf eine formal höhere Schule als Akademikerkinder, zeigt der neue Nationale Bildungsbericht. Die soziale Ungleichheit ist sogar stärker durch leistungsunabhängige Faktoren bedingt.

Soziale Herkunft bestimmt Schullaufbahn stark

Derzeit treten laut dem am Donnerstag ans Parlament gehenden, alle drei Jahre erscheinenden Bericht nach der Volksschule 38 Prozent der Kinder in eine AHS-Unterstufe über. Der Anteil von Akademikerkindern in der AHS-Unterstufe beträgt allerdings 50 Prozent, während jener von Kindern von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss nur bei drei Prozent liegt.

Nach der Sekundarstufe 1 (v.a. AHS-Unterstufe bzw. Mittelschule) besuchen 27 Prozent eine AHS-Oberstufe und 33 Prozent eine berufsbildende höhere Schule (BHS). Der Anteil von Akademikerkindern in der AHS-Oberstufe liegt bei 53 Prozent, jener von Kindern von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss nur bei vier Prozent. In der BHS stellen Akademikerkinder 28 Prozent, Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss sieben Prozent.

Kinder aus "unteren Schichten" besuchen weniger eine AHS

Die Gründe für die unterschiedlichen Schulwegentscheidungen lassen sich laut Bericht in zwei Gruppen unterteilen: Kinder aus schwächeren sozialen bzw. bildungsferneren Schichten erbringen auch schlechtere Leistungen - daher schaffen sie es seltener in eine AHS-Unterstufe bzw. später eine maturaführende Schule (primäre Ungleichheitseffekte). Aber auch bei gleicher Kompetenz gehen Kinder aus höheren Schichten wesentlich häufiger in formal höhere Schulen als jene aus unteren Schichten (sekundäre Effekte). Mögliche Gründe dafür sind die unterschiedliche subjektive Einschätzung der Kosten des Schulbesuchs, die unterschiedliche Einschätzung der Chancen für den Erfolg in einer formal höheren Schule oder der Wert von Bildung an und für sich in der jeweiligen Gruppe.

Nur ein Drittel der Unterschiede durch Leistung

Bezüglich des Übertritts von der Volksschule in die AHS-Unterstufe sind die sozialen Ungleichheiten bei der Schulwahlentscheidung nur zu etwa einem Drittel durch Leistungsunterschiede (in diesem Fall der Mathematik-Kompetenz) zu erklären, zu zwei Dritteln aber durch die leistungsunabhängigen Effekte. Beim Übertritt nach der achten Schulstufe sind sie zu rund 40 Prozent durch Leistungsunterschiede erklärbar und zu 60 Prozent durch leistungsunabhängige Gründe.

Schlechtere Mathe-Kenntnisse

Deutlich wird dies etwa durch einen Vergleich der bei der Bildungsstandard-Überprüfung 2018 erzielten Mathe-Ergebnisse mit den AHS-Übertrittsquoten nach der Volksschule jeweils nach den unterschiedlichen Bildungsabschlüssen der Eltern. In allen Gruppen zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen der Mathematikkompetenz und dem Anteil der Schülerinnen und Schüler, die angeben, nach der Volksschule in eine AHS überzutreten. Kinder, deren Eltern maximal die Pflichtschule abgeschlossen haben, weisen dabei tendenziell eine schwächere Mathematikkompetenz auf und treten daher seltener in eine AHS über (primärer Effekt).

Leistungsunabhängige Unterschiede bei der Schulwahl

Vergleicht man aber nur die AHS-Übertrittsquoten der Gruppen jeweils für Kinder mit gleicher Mathematikkompetenz, zeigen sich starke leistungsunabhängige Unterschiede in der Schulwahl (sekundärer Effekt). Akademikerkinder, deren Leistung nahe am Österreichschnitt von 551 Punkten liegt, treten zu 62 Prozent in eine AHS über. Das ist mehr als doppelt so häufig wie Kinder, deren Eltern maximal eine Pflichtschule (24 Prozent) oder Berufsausbildung (Lehre bzw. berufsbildende mittlere Schule; 25 Prozent) abgeschlossen haben und auch noch wesentlich häufiger als Kinder von Eltern mit Matura als höchstem Abschluss (44 Prozent).

(APA/Red)

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