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Wie mächtig wird Elon Musk?

Elon Musk.
Elon Musk. ©Reuters
Nach Trumps Wahlsieg und der Unterstützung durch Tech-Milliardär Elon Musk könnte sich eine einflussreiche Verbindung im Weißen Haus abzeichnen. Erste Schritte in diese Richtung lassen auf mehr Einfluss Musks schließen – möglicherweise mit weitreichenden Folgen für die USA.

Trump stellte in Aussicht, Musk mit der Senkung der Staatsausgaben zu betrauen. Noch hält der 53-Jährige aber keinen Regierungsposten - war aber trotzdem bei dem Telefonat dabei. Das Trump-Team versuchte sich über das "Wall Street Journal" in Schadensbegrenzung: Musks Teilnahme sei nicht geplant gewesen. Er sei einfach nur in den Raum gekommen, als Trump und Selenskyj gesprochen hätten. Das wirft eine neue Frage auf: Kann der reichste Mensch der Welt einfach so beim bald wieder mächtigsten Mann der Welt hereinspazieren?

Der Nachrichtensender CNN berichtete, Musk sei seit der US-Wahl nahezu jeden Tag in Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida gesehen worden. Dort gebe er auch seine Empfehlungen zur Besetzung von Posten ab.

Lachender Musk in Trump-Familienfoto

Tatsächlich hat sich Musk in den vergangenen Monaten fest mit Trumps innerem Kreis verwoben. So weit, dass er mit einem seiner Söhne im Arm auf einem Familienfoto der Trumps nach dem Wahlsieg zu sehen ist. Der Tech-Titan hat viel getan, um sich diesen Platz zu verdienen. Allein bis Mitte Oktober steckte er rund 120 Millionen Dollar in den Wahlkampf des Ex-Präsidenten, vor allem im potenziell entscheidenden Bundesstaat Pennsylvania.

Zudem überflutete er seine mehr als 200 Millionen Follower bei der ihm gehörenden Online-Plattform X Tag für Tag mit Aufrufen, für Trump zu stimmen, sowie vernichtender Kritik an der demokratischen Gegenkandidatin Kamala Harris. Ganz besonders ritt Musk auf dem Reizthema Einwanderung herum. So verbreitete er die falsche Behauptung, die Demokraten ließen Migranten einfliegen, um die Wahl zu drehen. Auch Nutzern, die ihm nicht direkt folgen, wurden Pro-Trump-Beiträge über die "Für-Dich"-Auswahl in die Timelines gespült.

Dreht Musk ihn nervenden Behörden den Geldhahn zu?

Aber in welche Richtung könnte Musk Trumps Politik lenken? Und wie können die Interessen seiner vielen Unternehmen da reinspielen? Schließlich würde Trump mit Musk jemandem die Kontrolle über Regierungsausgaben überlassen, der sich ständig lautstark über Regulierungshürden beklagt.

Was wäre, wenn Musk Behörden, über die er sich ärgert, den Geldhahn zudreht? Als er Twitter übernahm, feuerte er einfach die Hälfte der Belegschaft. Könnte dem Regierungsapparat eine ähnliche Rosskur bevorstehen, wenn er bei seiner üblichen Vorgehensweise bleibt?

Musk ist nicht nur Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla und Besitzer der inzwischen von Twitter in X umbenannten Online-Plattform. Er führt unter anderem auch die Raumfahrtfirma SpaceX. Damit hängen USA bereits von ihm ab: Nur SpaceX hat die Raketen-Kapazität, um in großem Stil amerikanische Satelliten und Astronauten in die Umlaufbahn zu bringen.

Musks SpaceX (noch) unersetzlich für US-Raumfahrt

Für SpaceX ist das ein Milliarden-Geschäft. Und das Debakel des Konkurrenten Boeing, dessen neue Weltraum-Kapsel der Nasa zu unsicher schien, um damit Astronauten von der Weltraumstation ISS zurückfliegen zu lassen, zementierte diese Dominanz nur noch.

Zudem ist Musk mit SpaceX auch noch Herr über das Satelliten-System Starlink. Es ist unverzichtbar für die Ukraine: Ihre Truppen kommunizieren darüber, nachdem die russischen Invasoren die Telekom-Infrastruktur zerstört hatten. Aus Musks Biografie wurde bekannt, dass er im Alleingang eine ukrainische Attacke auf die russische Schwarzmeer-Flotte auf der besetzen Halbinsel Krim verhinderte - er weigerte sich, Starlink in der Region zu aktivieren.

Weltraum-Rivalität der Milliardäre

Allerdings gibt es einen anderen Tech-Milliardär, der der US-Regierung eine Alternative zu SpaceX bieten will: Amazon-Gründer Jeff Bezos. Seine Raumfahrt-Firma Blue Origin entwickelt ebenfalls Raketen - und plant auch Konkurrenz zu Starlink mit dem Satelliten-System Kuiper.

Könnte Musks Nähe zur Macht die Position von SpaceX für die Zukunft stärken? Bezos seinerseits legt viel Wert darauf, Trump nicht zu verärgern. Er gratulierte dem designierten Präsidenten beinahe euphorisch - und kurz vor der Wahl verzichtete Bezos' Zeitung "Washington Post" auf eine bereits geschriebene Empfehlung für Kamala Harris. Am selben Tag traf Blue-Origin-Chef Dave Limp auf Trump. Ein Zufall, versicherte Bezos.

Ermittlungen gegen Tesla

Auch Tesla könnte etwas weniger Aufmerksamkeit von Aufsehern gut gebrauchen. So ermittelt die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA bereits seit Jahren wegen Unfällen mit dem Fahrassistenz-System "Autopilot". Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die NHTSA ein Problem in Teslas "Autopilot"-Videos sieht. Sie könnten bei Fahrern fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass die Teslas mit der neuesten Version des Systems sich allein steuern könnten. Dabei ist selbst die neueste Ausbaustufe mit dem vollmundigen Namen "Full Self-Driving" (komplett selbstfahrend) nur ein Assistenzsystem, bei dem der Mensch am Steuer jederzeit die Kontrolle behalten muss.

Freie Fahrt für Musks Robotaxi?

Und Musk hat große Pläne: Er führte jüngst ein Tesla-Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale vor. Es solle ab 2026 in die Produktion gehen und autonomes Fahren nur mit Kameras möglich machen - statt der teuren Laser-Radare, auf die heute erfolgreiche Robotaxi-Firmen wie Google setzen. Der Elektroauto-Hersteller bekäme damit einen erheblichen Kostenvorteil im Vergleich zur Konkurrenz.

Tesla wolle schnell zwei Millionen solcher Fahrzeuge pro Jahr bauen, kündigte der für verpasste Fristen berüchtigte Tech-Milliardär an. Doch für die großen Pläne gibt es zwei Probleme - und bei beiden könnte weniger Behördendruck helfen. Zum einen ist unter Fachleuten alles andere als ausgemacht, dass nur mit Kameras ein verlässliches autonomes Fahren zu schaffen ist. Und zum anderen dürfen Wagen ohne Lenkrad und Pedale heute als experimentelle Fahrzeuge nur in kleinen Zahlen auf die Straßen.

Vance bringt Schutz für Musks X mit Nato-Beitrag in Verbindung

In einer außergewöhnlichen Verflechtung von US-Politik und Privatwirtschaft brachte Trumps designierter Vizepräsident J.D. Vance bereits im September amerikanische Nato-Beitragszahlungen damit in Verbindung, dass in der EU nicht gegen Musks Online-Plattform X vorgegangen wird. Amerika müsse sagen, dass sich die Europäer zur Redefreiheit bekennen sollten, damit es weitere Unterstützung des Verteidigungsbündnisses gibt, sagte Vance in einem Interview des Youtubers Shawn Ryan. Er meinte damit das mögliche Vorgehen gegen Falschinformationen und Hassrede auf Online-Plattformen nach dem neuen Digitalgesetz DSA.

Musk unterstützt Senator Rick Scott

Der Tech-Milliardär Elon Musk spricht sich für den republikanischen Senator Rick Scott als neuen Mehrheitsführer im US-Senat aus. "Rick Scott für den Vorsitz des Senats!", schrieb Musk am Sonntag in einem Beitrag in den sozialen Medien. Scott, der den US-Bundesstaat Florida im Senat vertritt, gilt als Vertrauter mehrerer konservativer republikanischer Senatoren. In einem Interview mit dem Sender Fox News bekräftigte Scott am Sonntag die Notwendigkeit von Veränderungen. Wir können nicht so weitermachen wie gehabt. Dafür wurde Donald Trump gewählt, um Veränderungen herbeizuführen", sagte er. ach den Zwischenwahlen vom vergangenen Dienstag werden die Republikaner voraussichtlich mindestens 52 Sitze im 100-köpfigen Senat halten. In West Virginia, Ohio und Montana konnten sie drei bisher von Demokraten gehaltene Sitze hinzugewinnen. Die Kontrolle über das Repräsentantenhaus ist dagegen noch nicht entschieden. Laut Edison Research haben die Republikaner bereits 214 Sitze gewonnen und liegen damit nur knapp unter der für eine Mehrheit notwendigen Zahl von 218 Sitzen.

Trumps Schlüsselfiguren: Diese Personen könnten seine nächste Regierung prägen

Mit langjährigen Vertrauten und einigen neuen, prominenten Unterstützern bereitet sich Donald Trump auf seine Rückkehr ins Weiße Haus vor. In den vergangenen Wochen versammelte er ein Team von engen Mitarbeitern um sich, das auch nach seinem Wahlsieg gefeiert hat. Ein Überblick über mögliche Schlüsselfiguren seiner nächsten US-Regierung:

Susie Wiles: Die Wahlkampfmanagerin wird zur Stabschefin

Susie Wiles, eine erfahrene republikanische Strategin aus Florida, leitete Trumps Wahlkampagne und half ihm damit bereits zum dritten Mal zum Sieg. Die neue Stabschefin ist bekannt für ihre ruhige und effiziente Arbeitsweise und hatte bereits bei Trumps Kampagnen 2016 und 2020 eine wichtige Rolle gespielt. Zuvor leitete sie die Wahlkämpfe von Rick Scott und arbeitete kurzzeitig im Team des ehemaligen Gouverneurs von Utah, Jon Huntsman. Wiles bringt langjährige Erfahrung und ein umfassendes Netzwerk in die neue Administration.

Lara Trump: Die Schwiegertochter als Bindeglied zur Partei

Lara Trump, die Ehefrau von Trumps Sohn Eric, könnte eine zentrale Rolle in der Regierung übernehmen. Als Co-Vorsitzende der Republikanischen Partei hatte sie den Auftrag, die Spendenkampagne und die Wähleransprache auszubauen sowie die „Wahlintegrität“-Initiative der Partei voranzutreiben. In der Kampagne stellte sie sich klar hinter ihren Schwiegervater und wird als mögliche Ansprechpartnerin für parteiinterne Themen sowie als Bindeglied zwischen dem Weißen Haus und der Republikanischen Partei gesehen.

Dana White: Der UFC-Präsident und Trump-Unterstützer

Dana White, Präsident der UFC und langjähriger Trump-Freund, gehört ebenfalls zum engen Kreis des designierten Präsidenten. Seit 2001 mit Trump verbunden, nutzt White die populäre Mixed-Martial-Arts-Plattform, um junge männliche Wähler anzusprechen. Er unterstützte Trump bei republikanischen Parteitagen als Redner und könnte in der kommenden Regierung als Vermittler zwischen politischen Anliegen und populärer Kultur auftreten, was insbesondere bei Trumps Zielgruppe Anklang finden dürfte.

Linda McMahon: Die Unternehmerin und erfahrene Verbündete

Linda McMahon, Co-Vorsitzende von Trumps Übergangsteam, bringt Erfahrung aus der Wirtschaft und der Politik in das Team ein. Die Mitbegründerin von World Wrestling Entertainment (WWE) und ehemalige Leiterin der Small Business Administration unter Trump gilt als eine der wichtigsten Geldgeberinnen für Trumps politischen Werdegang. In den letzten Jahren engagierte sie sich als Mitvorsitzende des America First Policy Institute und arbeitete strategisch an Plänen für Trumps Rückkehr ins Amt.

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