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Wie gut ist Bio wirklich?

Blog-Beitrag über Bio-Produkte.
Blog-Beitrag über Bio-Produkte. ©dpa
fischundfleisch-Bloggerin Tanja Dietrich-Hübner schreibt in ihrem heutigen Beitrag über "die heile Bio-Welt".

Unberührte Bergseen, ertragreiche Felder im Sonnenschein, glückliche Kühe auf der Alm und lebhafte Schweinderl auf der Wiese: Kann das wahr sein? Die Bio-Branche wird derzeit heftig kritisiert, und das nicht nur wegen ihrer Romantik- Werbung. Einer der Vorwürfe lautet, dass die Bio-Welt keine heile Welt mehr ist. Auch unter Bio-Produkten wird demnach “perfektes” Obst und Gemüse von weniger “perfektem” getrennt. In anderen Worten: Der Geschmack allein macht es nicht. Sondern auch ein Bio-Apfel muss  genauso aussehen wie der andere. Passen Form oder Farbe nicht, bleibt er liegen oder er kommt erst gar nicht in den Verkauf.  Im Handel ist der Kunde König. Und der greift eher zu dem optisch schönen – “perfekten” – Obst. Da müssen wir uns nur selber auf die Finger schauen. Es geht eben auch hier um das gute Aussehen – wo es doch viel mehr um Geschmack und Herstellung gehen sollte.

Natürlich: Auch ein selbstkritischer Blick in die eigenen Bio-Reihen ist notwendig, um Defizite zu beheben und an Verbesserung zu arbeiten. Und dass bio nicht gleich bio ist, muss auch einmal deutlich gesagt werden. Manche Bauern sind einfach engagierter als ihre Kollegen und manche Marken haben strengere Anforderungen an ihre Produkte als andere, die nur die gesetzlichen Standards einhalten.

Doch trotz mancher Kritik gibt es viel mehr gute Gründe, weshalb man Bio-Produkte kaufen sollte. Nicht nur weil in der biologischen Landwirtschaft auf Pestizide und Einheitssaatgut verzichtet wird und der Boden nicht durch die immer gleichen Monokulturen ausgelaugt wird. Ein anderes Beispiel ist die Tierhaltung. Öko-Betriebe werden sehr streng kontrolliert: Es dürfen zum Beispiel, gemessen an der Größe der Ställe viel weniger Tiere gehalten werden als auf herkömmlichen Betrieben. Das und die Wahl der Futtermittel machen gerade das Bio-Fleisch somit deutlich teurer als andere Produkte. Natürlich: Am Ende stirbt das Tier da wie dort. Doch in Österreich wird generell sehr stark darauf geachtet, dass der Transport würdevoll und stressminimierend passiert – dies macht es den Tieren um vieles leichter.

Aufklärungsbedarf herrscht beim Gebrauch von den sogenannten Bio-Sackerln. Fakt ist, was viele überrascht: Maisstärkesackerln oder auch Papiersackerln sind keine bessere Alternative zum Plastiksackerl. Das Papiersackerl benötigt zum Beispiel sehr viel Energie bei der Erzeugung; und der Mais für das Maisstärkesackerl wird extra dafür angebaut, er stammt aus Monokulturen, ist meistens genetisch verändert und durch hohem Pestizidmitteleinsatz belastet. Ökologisch ist dieses Sackerl also nicht. Das Biosackerl enthält übrigens auch einen geringeren Anteil an Erdöl – wenn auch weniger als das Plastiksackerl, dennoch ist es schlecht im Abbau. Fazit: Plastikssackerln aus recyceltem Kunststoff sind ökologisch noch immer am besten und können öfter verwendet. Mein Tipp: Mit einer Permanenttragetasche ist man jedenfalls nachhaltig unterwegs.

Die Verfasserin Tanja Dietrich-Hübner ist Nachhaltigkeitsexpertin bei der REWE Group und bloggt auf der unabhängigen Meinungsplattform fischundfleisch.at, wo man mitreden und eigene Beiträge zu Themen aller Art verfassen kann. vienna online ist Kooperationspartner.

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