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WHO: SARS kann eingedämmt werden

Ein Monat nach dem Auftauchen des SARS Virus grenzt die Angst vor der Krankheit fast an Hysterie. Die WHO beruhigt: "SARS kann unter Kontrolle gebracht werden."


Die Nachricht über eine besonders schwere Form von Lungenentzündung erregte in unseren Breitengraden zunächst kein größeres Aufsehen. Am 12. März berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO von 23 Klinikmitarbeitern mit mysteriöser fiebriger Erkrankung in Hongkong, 20 seien es in Kliniken von Vietnams Hauptstadt Hanoi. Auch aus China seien Fälle bekannt.

Doch schon drei Tage später trifft die Krankheit mitten in Europa ein – am Frankfurter Flughafen landet ein aus Singapur stammender Arzt und wird sofort auf die Isolierstation der Universitätsklinik gebracht. 84 Passagiere und die Crew kommen in Quarantäne. Innerhalb nur eines Monats gelangen SARS-Erreger von Südostasien vor allem entlang großer Flugrouten in mindestens elf Länder außerhalb Asiens, darunter Großbritannien und Frankreich, die USA, Kanada und auch Brasilien.

Am 2. April – nur drei Wochen nach der ersten Meldung – gibt die WHO erstmals eine Reisewarnung für eine kriegsfreie Region: Hongkong und die südchinesische Provinz Guangdong sollten für aufschiebbare Reisen gemieden werden. Weitere strikte Maßnahmen können die Verbreitung der Krankheit jedoch vermindern. Menschen in Südostasien schützen sich mit Mundschutz und häufigem Händewaschen, Europäer stornieren Reisen. Die Rolling Stones, Carlos Santana und weitere Musiker sagen Konzerte ab.

Fiebrig Erkrankte mit SARS-Verdacht werden sofort isoliert. Mit Erfolg: Bisher wurden SARS-Übertragung nur aus China (mit Hongkong), Kanada, Singapur und Vietnam gemeldet. Alle anderen betroffen Länder haben lediglich importierte Fälle. Die Meldungen der WHO sind bis Donnerstagabend mit 2.781 Fällen und 111 Toten dennoch stetig gestiegen.

Für den WHO-Experten David Heymann war immer klar: „Wir müssen die Ausbreitung verhindern.“ Und er hat zugleich Hoffnung: „Jetzt wird besser mit Regierungen zusammengearbeitet, jetzt gibt es (Rück-)Meldungen.“ Dass sich das Virus nicht stärker als bisher international ausbreite sei der Beweis dafür, dass die Krankheit unter Kontrolle gebracht werden könne.

Doch das wollen viele nicht glauben. Einen Monat nach der ersten WHO-Mitteilung über das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (Severe Acute Respiratory Syndrome/SARS) ist auch die Unsicherheit der Forscher weltweit noch groß. Als Auslöser gelten zwar Coronaviren, es könnten aber noch weitere Erreger daran beteiligt sein. Noch sind nicht alle Verbreitungswege bekannt, und der Ursprungsort ist mit Chinas Südprovinz Guangdong nur wage eingegrenzt.

Seit Anfang April verbieten zahlreiche Großunternehmen ihren Mitarbeitern Reisen nach China und Südostasien. Das jedoch sorgte bei einer prominenten deutschen Reisegruppe für Heiterkeit: Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und seine 50-köpfige Delegation hatten zwar einen Besuch in die Sonderverwaltungszone Hongkong abgesagt. Doch Stoiber selbst hat mehrfach betont, dass er sich in China sicher fühle. So hatten einige Konzerne just zu dem Moment ihren Mitarbeitern Reisen nach China untersagt, als ihre Vorstände noch mit dem CSU-Chef durch das Reich der Mitte tourten.

Viele Schweizer verstehen ihr Bundesamt für Gesundheit nicht. Das Amt hatte in der vergangenen Woche für hunderte von Ostasiaten strikte Vorsichtsmaßnahmen für die größte Schmuckmesse der Welt in Basel angeordnet. Grund: Die Furcht vor der Lungenkrankheit SARS. Dabei gingen die Beamten davon aus, dass es zu engem körperlichem Kontakt auf der Messe kommt. Das war falsch, denn „Baselworld“ ist eine reine Fachmesse. Man schaut und ordert – aber man probiert keine Schuckstücke an. Die Hannover Messe hatte dagegen keine einschneidenden Vorschriften angeordnet.

Gelassen auf SARS reagiert dagegen auch die Vertreterin der Schweizer Rückversicherung Swiss-Re in Hongkong, Monika Keusch. Auf die Frage des Wirtschaftsmagazins „Cash“, warum sie die Stadt nicht verlasse, meinte sie lakonisch: „In Hongkong leben sieben Millionen Menschen. Da müsste ich schon großes Pech haben, wenn es gerade mich träfe.“

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