Man könnte meinen, sie wollen den Zuhörern automatisch die Tränen in die Augen treiben. Haben White Lies doch eine bekannte Schwäche für Songs, die sich um den „Tod”, das „Sterben für die Liebe” (oder wegen selbiger) und schwermütigen „Abschied” drehen.
Von Schwermut bekam man am Mittwochabend aber nicht viel mit. Frontmann Harry McVeigh begrüßte das Publikum im Gasometer mit strahlendem Lächeln und klingendem britischen Akzent: „Wir sind ‚back in the house’ – schön, euch alle wiederzusehen!”, bevor er seine markant-tiefe Stimme mit „To Lose My Life” gleich zu einer der bekannteren White Lies-Nummern anhob.
„Let’s grow old together, and die at the same time“, sangen die Fans tanzenderweise mit und antworteten mit viel Jubel.
Gekonntes Spiel ohne Allüren
Zwar gab es bunte Laser-Strahlen und Lichteffekte, dass es eine Freude war, aber sonst hielten sich die fünf Musiker mit großen Bühnen-Allüren dezent zurück.
White Lies benötigen nicht mehr als ihren kräftigen Gesang und die Musik, Bühnen-Gepose und ausladende Unterhaltungen mit dem Publikum wurden höchstens durch kurze Dankesworte und ein verschmitztes Lächeln von McVeigh hier und da ersetzt. Mehr war auch gar nicht nötig: Insbesondere die älteren Singles aus dem erfolgreichen Debüt-Album „To Lose My Life…” von 2009 entfachten ein Stimmungshoch in der (nicht ausverkauften) Halle.
Neue Songs wie „Mother Tongue” oder „Be Your Man” brachten wiederum eher bedächtiges Zuhören in die Fan-Reihen, die dann in sich gekehrt die epischen Lyrics auf sich wirken ließen.
White Lies erinnern sich zurück
Auch verriet Harry McVeigh mit charmanter Schüchternheit, dass gerade das Erstlingswerk „Unfinished Business”, das natürlich bei dem Konzert nicht fehlen durfte, viel Bedeutung für die Band habe.
„Wir haben uns damals vor Jahren im Wohnzimmer meiner Eltern getroffen und diesen Song zusammen gespielt, noch bevor es White Lies überhaupt gab. Ohne dieses Lied würden wir heute wohl nicht hier stehen, ” erinnert sich der Sänger an die ersten Schülerband-Schritten der Gruppe zurück, die anno 2008 in ziemlich kurzer Zeit zu einer ganz großen Nummer des Alternative Rock im UK wurden.
Tut doch gut zu wissen: Es geht sogar heutzutage manchmal noch simpel mit Talent, ohne exzentrisches Vermarktungsgetue.
Konzert im Gasometer fast zu kurz
Den Abschluss des gelungenen Abends bildeten „Big TV” aus dem gleichnamigen aktuellen Album, sowie ein eniergiegeladenes „Bigger Than Us”, für das sich der ganze Gasometer noch einmal zu einer gemeinsamen Stimme erhob, bevor der begeisterte Beifall die fünf Herren auch schon wieder verabschiedete.
Einziger Wermutstropfen: Mit knapp eineinhalb Stunden war das Konzert fast schon ein wenig zu kurz geraten. Aber White Lies versprachen den Fans dankenderweise ein baldiges Wiedersehen in Wien. Immerhin.