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Wettbewerb um Mitarbeiter in der Gastronomie

Der Arbeitskräftemangel in Österreichs Gastronomie sorgt für einen Wettbewerb um Mitarbeiter
Der Arbeitskräftemangel in Österreichs Gastronomie sorgt für einen Wettbewerb um Mitarbeiter ©APA/HELMUT FOHRINGER (Symbolbild)
Der aktuelle Arbeitskräftemangel in der Gastronomie in Österreich sorgt für einen Wettbewerb um Mitarbeiter. Mit Maßnahmen wie einer Vier-Tage-Woche versucht die Branche wieder attraktiver zu werden.

"Österreichs Gastronomie-Arbeitsmarkt entwickelt sich immer mehr zu einem Arbeitnehmermarkt", erläutert AMS-Chef Johannes Kopf. Wifo-Arbeitsmarktökonom Helmut Mahringer sieht "viele Puzzlesteine", um die Personalnot zu lindern.

Mehr Wettbewerb um Mitarbeiter in der Gastronomie

"Für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bedeutet das mehr Wettbewerb um Arbeitskräfte und oftmals schon einen echten Arbeitskräftemangel", so Kopf. "Es ist aber noch nicht gelungen, den Einbruch, den die Branche im Jahr 2020 erlebt hat, zu kompensieren", so der AMS-Chef in einer Sonderauswertung des Arbeitsmarktservice. In Höhepunkten der Pandemie hatte sich die Arbeitslosigkeit im Gastro-Bereich in vielen Arbeitsmarktbezirken mehr als verdoppelt.

Für Wifo-Arbeitsmarktexperten Helmut Mahringer gibt es "keinen Königsweg" für die von der Personalnot geplagten Unternehmen in der Gastronomie und Hotellerie. Der Ökonom empfiehlt, sich über kontinuierlichere Beschäftigungsverhältnisse und altersgerechtere Arbeitsplätze Gedanken zu machen. "Es geht darum, die Potenziale im Inland besser nutzen", so Mahringer. Es gebe bei Älteren, Frauen in Teilzeit, Personen mit Migrationshintergrund sicherlich noch Arbeitskräftepotenzial. "Auch die Einführung einer Vier-Tage-Woche könnte ein Puzzlestein sein", so der Arbeitsmarktexperte. Das Thema Vier-Tage-Woche im Tourismus hat kürzlich die Hoteliervereinigung auf die Agenda gesetzt, um die Branche für Arbeitskräfte attraktiver zu machen.

Gründe für den Mitarbeitermangel in der Gastronomie

Der aktuelle Arbeitskräftemangel in der Gastronomie und Hotellerie hat für den Wifo-Arbeitsmarktökonomen mehrere Gründe. Durch die Coronapandemie seien viele gar nicht in die Branche eingetreten oder hätten diese verlassen. Durch den demografischen Wandel würden die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge jetzt in Pension gehen und vergleichsweise wenig junge Arbeitskräfte nachkommen, so Mahringer. Viele Beschäftigte würden auch nur übergangsweise in der Branche arbeiten wollen.

Die aktuelle Arbeitsmarktlage in der Gastronomie ist hinsichtlich der Arbeitslosenzahlen erfreulich. Sie liegen bei Frauen und Männern derzeit deutlich unter jenen der von der Covid-19-Pandemie und deren Folgen besonders geprägten Jahre 2020 und 2021. Auch das Vorkrisenniveau in den Monaten Jänner bis Mai 2019 wurde unterschritten.

Die Gastronomie ist traditionell eine Branche mit einer überdurchschnittlich hohen Fluktuation. Im Zuge der Covid-19-Krise mussten sich nun aber weit mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der Branche neu orientieren. Die Rückgänge in den Beschäftigtenzahlen der Krisenjahre konnten daher noch nicht ausgeglichen werden. Ende April 2022 lag die Zahl der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse in der Gastronomie mit 114.1325 noch um 3,6 Prozent bzw. 4.298 unter dem Vergleichswert von April 2019. Der Anstieg gegenüber April 2021 beträgt jedoch 24,2 Prozent und liegt damit sehr deutlich über dem Zuwachs der Zahl der Beschäftigungsverhältnisse insgesamt (+3,2 Prozent).

Gastronomie noch nicht vollständig von Corona-Pandemie erholt

Dass der Beschäftigtenstand in der Gastronomie noch unter dem Vorkrisenwert liegt, ist einerseits auf Personen zurückzuführen, die die Branche im Jahr 2020 zusätzlich verlassen haben bzw. verlassen mussten. - Der Verbleibsanteil lag lediglich bei 43 Prozent, während dieser in Normaljahren bei 70 Prozent liegt (Verbleibsanteil: Eine Person arbeitet ein Jahr später immer noch oder wieder in derselben Branche). Zum anderen liegt es auch an der deutlich geringeren Anzahl an Personen, die 2020 neu in die Branche gekommen sind. Es waren nur rund 20.000 anstatt üblicherweise mehr als 40.000.

Während zu Beginn der Covid-19-Krise im April 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat alle Regionen zum Teil sehr deutliche Rückgänge der Beschäftigtenzahlen in der Gastronomie verzeichneten, zeigt sich im Vergleich von April 2019 und April 2022, dass der Beschäftigtenstand vor allem in einigen steirischen, Salzburger und Kärntner Regionen bereits wieder über den Werten von 2019 liegt. In etlichen westösterreichischen, aber auch nieder- und oberösterreichischen Regionen wird das Niveau von April 2019 noch nicht wieder erreicht.

Die Gastronomie weist auch einen hohen Anteil an ausländischen Aktivbeschäftigten auf. Der Anteil ist in den westlichen Arbeitsmarktbezirken tendenziell höher als in den übrigen Gebieten. Die Zahl der ausländischen Beschäftigten in der Branche ist zwischen April 2019 und April 2022 annähernd gleich hoch geblieben, auch wenn sich regional vereinzelt Unterschiede zeigen: Die Zahl der nicht-österreichischen Beschäftigten in der Gastronomie ist in zahlreichen west- und südösterreichischen sowie steirischen Bezirken angestiegen, Rückgänge zeigen sich beispielsweise in nieder- und oberösterreichischen Regionen.

Der vom AMS Österreich beim Institut für Bildungsforschung (ibw) in Auftrag gegebene und noch nicht veröffentlichte "Branchenreport: Tourismus & Freizeitwirtschaft" führt laut AMS aus, dass der Anteil der geringfügig Beschäftigten in der Gastronomie im Vergleich zur Gesamtwirtschaft aber im speziellen auch zum Tourismus überdurchschnittlich hoch ist. Von allen in der Branche Beherbergung und Gastronomie geringfügig Beschäftigten waren 79,5 Prozent in einem Gastronomiebetrieb tätig (Jahr 2021). Im April 2022 waren mit rund 39.000 Beschäftigungsverhältnissen mehr als 25 Prozent aller in der Gastronomie Beschäftigten geringfügig tätig (Beherbergung: 10,7 Prozent, gesamt: 8,6 Prozent).

(APA/Red)

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