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Wesley Clark will gegen Bush antreten

Der frühere NATO-Oberbefehlshaber Clark wird sich nach Informationen des US-Senders CNN um die demokratische Präsidentschaftskandidatur bewerben.

Lange hat der General gezögert, doch jetzt ist seine Entscheidung offenbar gefallen: Wesley Clark, der frühere Oberbefehlshaber der NATO und Kommandeur der allierten Truppen im Kosovokrieg, will bei den US-Präsidentschaftswahlen im November 2004 gegen George W. Bush antreten. Wie die US-Medien am Dienstag berichteten, steigt Clark damit als zehnter Bewerber bei den Demokraten in das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ein. Die Karten bei der Opposition werden damit völlig neu gemischt. Denn Experten trauen es Clark zu, rasch in die Spitzengruppe der aussichtsreichsten Anwärter auf die Kandidatur vorzupreschen.

Clark wurde schon seit längerem von vielen in der Demokratischen Partei als Idealkandidat gehandelt. Der 58-Jährige ist nicht nur intelligent, redegewandt und gutaussehend – vor allem könnte er Bush mit der Autorität des Generals in der Sicherheitspolitik Paroli biete. In den vergangenen Monaten waren deshalb die Rufe nach Clark immer lauter geworden – was auch die Schwäche des bisherigen demokratischen Bewerberfelds reflektierte. Denn keiner der übrigen neun Anwärter hat es in der Frühphase der Kampagne so richtig geschafft, sich als die Heldenfigur in Szene zu setzen, die das Weiße Haus im Sturmlauf zurückerobern könnte.

Clarks langes Zögern begründeten Vertraute damit, dass der General ganz militärisch vorgegangen sei und zunächst seine Siegchancen habe sondieren wollen. Der General hat allerdings bereits in den vergangenen Monaten eine Art Vor-Vorwahlkampf betrieben, indem er ständig mit scharfer Kritik an Bush an die Öffentlichkeit ging. Dabei präsentierte er sich als überzeugter Multilateralist. Am Irakkrieg kritisiert er vor allem, dass die USA sich keinen starken internationalen Rückhalt verschafft hätten: „Dies ist eine Regierung, die ihre Verbündeten nicht wirklich respektiert. Wenn Du wirklich Verbündete haben willst, dann musst Du Dir ihre Meinungen anhören.“

Damit schlägt Clark zwar in die selbe Kerbe wie andere potenzielle Bush-Herausforderer. Doch viele Experten meinen, dass er seine Kritik mit größerer Autorität vortragen könne. Niemand könne Clark vorwerfen, ein „Pazifist“ zu sein – in seinen Kampagnenanzeigen werde er immer „mit Sternen auf den Schultern“ zu sehen sein, so Franklin Foer vom linken Politmagazin „New Republic“.

Clark hat die Musterbiographie eines Präsidentschaftskandidaten:
An der Militärakademie in West Point schloss er als Bester seiner Klasse ab, in Oxford studierte er als Rhodes-Stipendiat Philosophie, Politik und Wirtschaft, im Vietnamkrieg wurde er vierfach verwundet und mit Orden für seine Tapferkeit ausgezeichnet, und in der Militärhierarchie legte er danach eine steile Karriere hin, die 1997 an der Spitze der NATO gipfelte.

Als Oberbefehlshaber im Kosovokrieg hatte Clark entscheidenden Anteil an dem raschen Sieg über den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic. An der Spitze des Pentagon machte er sich allerdings durch seine – vergeblichen – Forderungen nach der Entsendung von Bodentruppen, durch seine ungeschminkte Ausdrucksweise und seinen Drang in die Öffentlichkeit unbeliebt. Von seinem Posten in Brüssel wurde Clark schließlich vorzeitig abberufen – mit Einverständnis von Verteidigungsminister William Cohen, wie es damals hieß.

Nach seinem Abschied von der Armee ging Clark in die Privatwirtschaft. Derzeit ist er unter anderem für die Firma WaveCrest im Einsatz, die Elektromotoren entwickelt. Während des Irakkriegs trat er zudem regelmäßig als Militärexperte beim Nachrichtensender CNN auf. Zu Clarks Entschluss dürfte nicht zuletzt beigetragen haben, dass er sich wohl der Unterstützung von Bill Clinton sicher sein kann.

Der General stammt nicht nur wie der frühere Präsident aus Little Rock im Bundesstaat Arkansas. Laut „New York Times“ soll Clinton vor Kurzem auf einer Cocktailparty gesagt haben, dass seine Partei zwei „Stars“ habe – gemeint gewesen seien neben der eigenen Frau Hillary niemand anders als Clark. Hillary Clinton hat einer möglichen Kandidatur 2004 eine Absage erteilt.

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