Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das wertvolle Kreuz jahrelang in der Wohnung eines Hoteliers in Zell am See, Ortsteil Thumersbach, aufbewahrt. Wie und wann der im Jahre 2004 verstorbene Mann, der in Badgastein ein Hotel besaß, zu dem Kunstschatz gekommen war, gibt der Exekutive Rätsel auf. Das wissen wir derzeit nicht, möglicherweise wird man das nie erfahren. Vielleicht stellt sich das noch im Nachhinein einmal heraus, sagte Oberst Josef Holzberger vom Landespolizeikommando Salzburg bei einer Pressekonferenz im Bergbaumuseum Leogang.
Die Verwandten des Hoteliers konnten der Polizei bisher keine Hinweise liefern, wie das Kreuz in die Wohnung gelangt war. Nach seinem Tod hatten sie sein Inventar entsorgt. Die Gegenstände sollten in einem Autoanhänger zur Müllsammelstelle Zemka in Zell am See gebracht werden, schilderte der Sachbearbeiter in der Landeskriminalabteilung Salzburg, Christian Krieg. Die 58-jährige Nachbarin Lydia G. kramte vor der Abfahrt noch nach Geschirr und zog dann das Kreuz heraus. Die Nichte des Verstorbenen wollte es aber nicht haben und schenkte es der Finderin.
Nachdem die Nachbarin das Kreuz drei Jahre lang unter der Couch versteckte hatte, meinte sie heuer in einem Gespräch mit dem pensionierten Herzspezialisten Peter B., falls sie sterben werde, würde ja auch ihre Wohnung ausgeräumt. Sie erzählte dem Arzt von dem Kreuz, und der hat den historischen Wert erkannt, berichtete Sachbearbeiter Krieg.
Am 16. Juli trug der Herzspezialist, der in Linz beschäftigt war, die wertvolle Rarität ins Bergbaumuseum Leogang. Es werde noch längere Zeit dauern, bis das Kreuz von den Erben abgeholt wird, meinte Museumskurator Hermann Mayerhofer. Die Commission for Looted Art hat sich mit den Nachkommen der polnischen Adelsfamilie bereits in Verbindung gesetzt.
Angst vor einem Diebstahl hat der Kurator nicht. In der Zwischenzeit wird das Kreuz in einer Vitrine ausgestellt, und zwar ab sofort. Die Vitrine ist schusssicher und alarmgesichert. Im Haus herrschen höchste Sicherheitsvorkehrungen. Es gibt noch vier Limoges-Exponate bei uns zu sehen. Mit dem Kreuz haben wir jetzt die größte Limoges-Sammlung, die man in Österreich sehen kann, sagte Mayerhofer nicht ohne Stolz.
Das 800 Jahre alte Kreuz sei eines von zahlreichen Kunstgegenständen – darunter Gemälde und Statuen – gewesen, die der Adelsfamilie Czartoryski Dzialinska gehörten und von den Nazi ins Schloss Fischhorn nach Bruck im Pinzgau gebracht wurden. Nur das Kreuz ist wieder aufgetaucht, so Krieg. Dieses habe im 13. Jahrhundert als Massenware gegolten und sei etwas schlampig verarbeitet. Da nur mehr wenige Stücke auf der ganzen Welt vorhanden sind, sei es dennoch sehr wertvoll.