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Wer ist schuld am Song-Contest-Debakel?

Der Song Contest ist vorbei und die Ausreden über das mäßige Abschneiden Österreichs beginnen. Und, wie es hierzulande halt so ist, es wird die Schuld natürlich bei allen anderen gesucht - und gefunden.

Platz 18 … von 25 Finalisten. 64 Punkte … 157 weniger als das Siegerduo Ell und Nikki aus Aserbaidschan. Oder anders ausgedrückt: Das österreichische Ergebnis des Eurovision Song Contests (ESC) 2011 war so, wie es nicht nur typische Schwarzmaler befürchtet hatten: mäßig.

Katzenjammer

Nun ist Katzenjammer der Euphorie, die innerhalb und außerhalb der heimischen ESC-Delegation nach dem Aufstieg ins Finale geherrscht hatte, gewichen. Und es fangen die so typischen Ausreden an, die man nach heimischen Niederlagen bei internationalen Wettkämpfen nur allzu gut kennt. Denn: Schuld sind natürlich nur die anderen.

So beklagte Nadine Beiler im Interview mit der Tageszeitung “Österreich”, dass der ESC ein “Politikum” sei. Sie wollte zuvor nicht wahrhaben, “dass es dabei nicht wirklich um die Musik geht. Doch scheinbar ist das so. Traurig”, so die Sängerin.

Gemeint ist natürlich die vermeintliche “Punkteschieberei” der Länder aus Osteuropa, die bereits in der Vergangenheit oft und gerne bekrittelt wurde (und sogar vor zwei Jahren eine Änderung des Regelments brachte).

Schiebung!

Doch wenn man sich die Punktevergabe genauer ansschaut, erkennt man: nur drei ehemalige Sowjetrepubliken kamen unter die besten 15; unter den Top Ten liegen hingegen nicht weniger als 6 “westliche” Staaten.

Generell gilt: auch die skandinavischen Länder haben sich beim ESC-Voting immer besonders gerne; Portugal gibt Spanien regelmäßig die höchsten Zähler – und umgekehrt. Zypern untertstützt, oh Wunder, jedesmal Griechenland. Deutschland gibt der Türkei meist die volle Punktezahl. Da die Türken jedoch das Finale nicht erreichten, profitierte diesmal Österreich und bekam von den deutschen Votern 12 Punkte. Wir revanchierten uns mit “Note 10”. War das ebenfalls “Schiebung”?

Kurz: Natürlich verteilen die Zuschauer aus allen Ländern ihre Gunst an die, die ihnen nahestehen, aus welchem Grund auch immer. Gebe es ein ähnliches Voting in Österreichs Bundesländern, dann braucht man ebenfalls kein Prophet sein, um zu erahnen, von wo Punkte wohin fließen würden. Dass es bei Publikumentscheiden NIE allein um die Musik geht, müsste gerade einer ehemaligen “Starmania”-Kandidatin (und -Siegerin) eigentlich klar sein.

Italien – ein Ostblockland?

Dass “The Secret is Love”, vorgetragen von einer ziemlich nervösen Nadine Beiler, womöglich einfach nicht genug Menschen in Europa angesprochen hat, dieser Gedanke scheint in den Köpfen der Sängerin und ihres Teams einfach keinen Platz zu haben. Ebensowenig wie die Frage, wie es denn bei diesem “Politikum” eigentlich Italien auf Platz zwei schaffen konnte?! Unsere südlichen Nachbarn gehören bekanntlich weder zum ehemaligen Ostblock, noch zu Skandinavien – und hatten mit San Marino gerade mal einen “fixen” Punktelieferant.

Und so wundert man sich als neutraler Beobachter zum einen über die fehlende Selbstkritik von Nadine, fragt sich aber auch, ob ein anderer Ösi-Kandidat besser abgeschnitten hätte. Und man erinnert sich daran, dass auch “The Secret Is Love” durch ein Publikumsvoting erst zum heimischen ESC-Beitrag wurde. War das etwa auch ein “Politikum”, da Nadine mit Thomas Rabitsch einen ORF-Vertrauten an ihrer Seite hatte? Lukas Plöchl mit seinem Kindertraktor auf der Bühne wäre wohl vielen in Europa zumindest länger in Erinnerung geblieben …

(seitenblicke.at/Foto: dapd)

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