Härte hat das Ende des zweitägigen Festivals Aerodrome in Wiener Neustadt dominiert – allerdings lediglich musikalisch. Denn auf der Hauptbühne standen mit Bands wie Motörhead, Slipknot, Korn und den unumstrittenen Headlinern Metallica ausschließlich Rock- und Heavy-Metal-Formationen. Das Publikum ließ sich von den heftigen Klängen mitreißen, beschränkte sich jedoch überwiegend aufs Feiern. Laut Polizei gab es keinerlei gröbere Zwischenfälle. Die Rettung versorgte von Mittwoch bis Freitag, Mitternacht rund 1.300 Konzertbesucher.
60.000 bei Metallica
Amorphis und Static X hatten den Anfang gemacht, bei der Waliser Formation Lostprophets begann sich das Areal zu füllen. Während der kompromisslosen Darbietung von Slipknot – die maskierte US-Gruppe gönnte sich und der Masse keine Verschnaufpausen – und der groovenden Nu-Metal-Attacken von Korn stieg die Besucherzahl auf rund 60.000. Diese feierten dann Metallica. James Hatfield, der perfekte Antreiber, und seine Kollegen warteten mit ihren stärksten Songs auf, zu hören gab es u.a. Fuel, Creeping Death oder zum Finale Seek & Destroy. Die neueren Tracks St. Anger und Frantic fügten sich gut zwischen den Klassikern ein.
Höhepunkte des dynamischen Gastspiels, das kaum Schwächen offenbarte, waren eine intensive Fassung des Songs The Thing That Should Not Be, Battery in Hochgeschwindigkeit, die besonders umjubelten Balladen wie Fade To Black oder Nothing Else Matters sowie das genial simple Enter Sandman. Die Band wirkte agil, lustvoll und motiviert. Neben der Urbesetzung brillierte der neue Bassist Robert Trujillo.
Auch Alternative gut besucht
Alternativen wurden auf der zweiten Bühne geboten. Die FM4 Stage in der wieder gut besuchten Arena Nova teilten sich u.a. Garish, Mia, 3 Doors Down und Beginner.
Was am ersten Tag los war
60.000 Besucher sind am Donnerstag zum Auftakt des Aerodrome auf das Festivalgelände nach Wiener Neustadt geströmt. Der Massenandrang führte zu kilometerlangen Staus bei der Anreise, trotz der Menschenmenge gab es aber kaum Zwischenfälle. Die Polizei zog eine durchwegs positive Bilanz, das Rote Kreuz versorgte mehrere hundert Personen, die meisten wegen Kreislaufproblemen. Den Fans wurde ein gelungenes Programm geboten: Acts wie Die Toten Hosen und Red Hot Chili Peppers sorgten für ausgelassene Stimmung.
Nach The Stands und Dover ließ es die deutsche Crossover-Formation H-Blockx auf der Hauptbühne krachen. Eine solche Gelegenheit bietet sich nicht jeden Tag. Das ist ein wirklich besonderes Festival, meinte Sänger Henning Wehland. Das Publikum war einfach geil. Erstaunlich up-lifting präsentierte sich die New Yorker Rockgruppe Life Of Agony. Sänger Keith Caputo, der gerne nach dem Ende von Beziehungen öffentlich leidet, gab sich keineswegs düster, sondern verbreitete durchwegs sonnige Stimmung – passend zum Ambiente.
Wahnsinns-Stimmung bei den Toten Hosen
Party pur: so ließ sich die Darbietung der Toten Hosen zusammenfassen. Als zum Intro, dem Harmonika-Thema aus dem Film Spiel mir das Lied vom Tod, ein Banner mit der Aufschrift Bis zum bitteren Ende aufgezogen wurde, rasteten die Massen bereits aus. Als Campino und seine Mitstreiter dann eigene Hymnen wie Hier kommt Alex oder All die ganzen Jahre und Coverversionen wie Should I Stay Or Should I Go mit gewohnter Leidenschaft zum Besten gaben, tanzten die Leute selbst in den hintersten Reihen. Das Anti-FC-Hollywood-Lied Bayern wurde kollektiv mitgegrölt. Fußball-Enthusiast Campino meinte in Anspielung auf die bevorstehende Europameisterschaft: Wie ist es so, wenn man nicht dabei ist? Vielleicht besser, als mit null Punkten nach der Vorrunde nach Hause zu fahren!
Red Hot Chili Peppers glänzten
Bei Festivals in Deutschland zählten vor einigen Tagen die Red Hot Chili Peppers zu den Enttäuschungen. Anders auf dem Flugfeld: Die Großmeister des Funkrock spielten sich in einen Rausch, ohne Klischees zu bedienen. Sie boten einen gelungenen Streifzug durch ihr Schaffen mit Hits wie Otherside, Give It Away und Under The Bridge, wobei minutenlange Improvisationen die Herzen der Fans höher schlagen ließen. Skurrile Ansagen, das von Gitarrist John Frusciante gesungene Cat-Stevens-Cover Hard Headed Woman oder Fleas wilde Bass-Exzesse zwischen den Songs unterstrichen die Einzigartigkeit der Band.
Redaktion: Birgit Stadtthaler