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Wenn Kirche ganz weit wird

Ab heute ist Fastenzeit. Schwester Ermelinde Kräutler lächelt. Sie will als Frau in der Kirche vor allem Lebensfreude vermitteln.

Fastet sie nicht? Sie hält “das ganze Jahr Maߓ . Vom abrupten Verzicht hält die Dornbirner Pastoralassistentin wenig. Sie spricht auch lieber von der “vorösterlichen Bußzeit“ , die sie verwenden will, “ um mich Gott neu zuzuwenden“ . Deshalb lächelt sie auch. Der Verzicht wird zum Gewinn. Überhaupt möchte sie “ die Freude am Leben ausdrücken. Das hilft den Menschen mehr, als im Verzicht zu schmoren.“ Wenn sie ihr Lebensprogramm formulieren wollte, das wäre es wohl.

Name ist Programm

Kräutler – der Name ist Programm. Zum berühmten Bruder und Missionsbischof hat sie bis heute “ eine besondere Beziehung“ . Wenngleich es manchmal mühsam ist, auf die Rolle als Schwester reduziert zu werden. “ Er hat mir eigentlich die Muttermilch weggetrunken“ , lacht sie. Die beiden Geschwister sind “ nicht einmal ein Jahr auseinander“ . Sie ist ihm immer auf den Fersen. Begleitet ihn mit zweieinhalb Jahren in den Kindergarten. Und wird später zum Anlass mancher Eifersüchtelei. “ Der Erwin war ein Frauenschwarm.“ Und Ermelinde tanzt bis heute fürs Leben gern. Zuletzt am Pfarrball, “ warum auch nicht“ ?

Als Ermelinde mit 20 Jahren in die Gemeinschaft der “ Schwestern vom kostbaren Blut“ in Schaan eintritt, lebt Erwin schon ein Jahr lang bei den Missionaren in Schellenberg. Nur gemeinsam arbeiten werden sie später nicht.

Bei Erwins Bischofsweihe wollen die Brasilianer seine Schwester unbedingt dort behalten. Doch sie kehrt heim. “ Bei uns“ , sagt sie, “ ist auch Missionsland.“ Und so arbeitet sie seit 13 Jahren als Pastoralassistentin im Zentrum Dornbirns.

Alles nebenberuflich

Sie, die vom theologischen Fernkurs bis zur Gestaltpädagogik alles neben diversen Jobs absolviert hat. Die Anfang der 70 er Jahre vom Churer Bischof Vonderach einen so weitläufigen Auftrag erhielt, wie er heute nicht mehr denkbar wäre. Und die dennoch “ fürs Frauenpriestertum 100 Jahre zu früh zur Welt kam“ . Jetzt lächelt sie wieder. Und diesmal sehr bestimmt und mit großem Vertrauen in die Zukunft.

ZUR PERSON

Ermelinde Kräutler

  • Beruf: Pastoralassistentin
  • Geboren: 7. Juli 1940 in Koblach
  • Ausbildung: Grundschule, Textilschule, Gestaltpädagogik, theologischer Fernkurs, religiöse Erwachsenenbildung.
  • Laufbahn: Ordensfrau, Lehrerin, Pastoralassistentin.
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