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Weninger ortet "Betrug an mir"

Widersprüche zwischen Ex-BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger und Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner.

Die Frage nach dem Wissensstand von Ex-BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger von den Ende 1998 und 1999 durchgeführten neuen Geschäften der Bank mit dem zuvor äußerst erfolglosen Investmentbanker Wolfgang Flöttl führte am Montag im BAWAG-Prozess zu Widersprüchen zwischen Helmut Elsner und Weninger. Als Ex-BAWAG-Generaldirektor Elsner erklärte, er habe „größten Wert“ darauf gelegt, dass Weninger informiert gewesen sei, widersprach der damalige Aufsichtsratschef entschieden: „Ich weise diese Behauptungen schärfstens zurück, das ist ein Betrug an mir“.

Er sei über die nach dem ersten Totalverlust im Oktober 1998 laufenden Neuinvestments der Bank mit Flöttl „absolut nicht“ informiert worden, „ich hätte sie auch nicht durchgeblickt“, meinte Weninger heute selbstkritisch. „Man kann mich da nicht hineinziehen und sagen, ich habe von Dingen gewusst, wo nicht einmal alle Vorstandsmitglieder davon gewusst haben“. Elsners diesbezügliche Angaben bezeichnete Weninger als „Schutzbehauptung“. Von den damals für die Neuinvestments eingerichteten Briefkastenfirmen Krieltje, Hetomia, Clarence usw. habe er nicht einmal bei der Aufarbeitung der nächsten Verluste Flöttls zu Jahresende 2000 bzw. Anfang 2001 erfahren, betonte Weninger. Im September 1999 habe ihm Elsner mitgeteilt, dass die Bank mit Kaveh Alamouti einen neuen Investmentbanker gefunden habe, mit dem künftig die Geschäfte gemacht würden, statt mit Flöttl.

Elsner sagte hingegen, „alles, was umgesetzt wurde, war ihm (Weninger, Anm.) bekannt“. Er habe dem damaligen Aufsichtsratspräsidenten auch mitgeteilt, dass die BAWAG weiteres Geld investieren müsse, weil sich der Yen nicht erwartungsgemäß entwickelt habe. „Weninger hätte sicherlich etwas ändern können“, meinte der frühere Bank-Chef auf eine Frage der Richterin Claudia Bandion-Ortner nach den Einflussmöglichkeiten des Aufsichtsratschefs. Der damalige Bank-Vorstand und spätere Nachfolger Elsners an der Bank-Spitze, Johann Zwettler, berichtete, dass Elsner zwischen 1998 und 2000 mehrfach davon gesprochen habe, dass Weninger informiert sei.

Flöttl betonte, er sei ebenfalls davon ausgegangen dass Weninger von allem informiert wurde. Dass Weninger selber den BAWAG-Aufsichtsrat nicht von den Verlusten informierte, davon habe er nicht gewusst, beteuerte der Investmentbanker. Seiner damaligen Meinung nach wussten ohnehin der Aufsichtsratspräsident, der Wirtschaftsprüfer Robert Reiter, der BAWAG-Miteigentümer Bayerische Landesbank und der damalige ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch, Chef des Haupteigentümers Gewerkschaftsbund, von den Verlusten. „Für was gibts einen Aufsichtsrat?“, fragte die Richterin.

Widersprüchlich waren auch die Angaben von Elsner und Flöttl zu insgesamt 60 Mio. Dollar (44,6 Mio. Euro), die im Laufe des Jahres 1999 von der BAWAG in drei Tranchen an Flöttls Firma Ross Capital Markets überwiesen wurden. Elsner meinte, er könne sich nicht mehr genau erinnern, es werde sich jedoch um Betriebsmittel für Flöttls Firma gehandelt haben. Dieser wiederum sagte, das Geld seien Zusatzinvestitionen der BAWAG in die Dollar-Yen-Spekulationen gewesen. 40 Mio. Dollar habe er im September 1999 an die BAWAG zurücküberwiesen, weil er keine Investitionsmöglichkeiten mehr gesehen habe. Die übrigen damaligen BAWAG-Vorstandsmitglieder Johann Zwettler, Christian Büttner, Josef Schwarzecker und Hubert Kreuch erklärten unisono, diese Gelder für Flöttl nicht bewilligt zu haben.

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