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Weninger: ÖGB hätte BAWAG ohne Refco nicht verloren

Der ÖGB hätte die BAWAG nicht verloren, wenn es nicht "Refco" gegeben hätte, meinte der ehemalige BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger.

„Refco hat die Bank mitgerissen“, so Weninger. Der Vergleich mit den Gläubigern des US-Brokers – die BAWAG war daran beteiligt und soll an der Verschleierung von Verlusten mitgewirkt haben – habe fast eine Milliarde gekostet.

Dagegen hätte der ÖGB die Karibik-Verluste, die laut Anklageschrift bis zum Jahr 2000 rund 1,44 Mrd. Euro ausmachten, mit seinen Haftungen überstanden, ohne Geld in die Bank hineinschießen zu müssen, erklärte Weninger vor Gericht. Dieses Szenario wäre im Jahr 2005 – nach der Übernahme der P.S.K. – aufgegangen. Der Kauf der P.S.K. sei immerhin ohne finanziellen Zuschuss des ÖGB geschehen. „Wenn die Verluste 2000 mit unserer Hilfe überwunden worden wären, hätte es zu keinem Verkauf kommen müssen“, meinte Weninger.

Weninger kritisierte die von seinem Nachfolger, dem neuen ÖGB-Finanzchef Clemens Schneider, in der Vorwoche beim BAWAG-Prozess vorgelegte Schadensberechnung. Diese ÖGB-Schadensberechnung sei „unseriös erstellt“ worden. Wie berichtet hat Schneider den Gesamtschaden aus dem BAWAG-Debakel auf die gesamte ÖGB-Gruppe – inklusive ÖVV, ÖSG und AVB – auf rund 2,9 Mrd. Euro beziffert. Vom nominellen Bruttoverkaufspreis der BAWAG von 3,21 Mrd. Euro sei nach Abzug diverser Aufwendungen letztlich nur ein Kassabestand von 136 Mio. Euro übrig geblieben, sagte Schneider.

Der Grund für die Nichtinformation der BayernLB von den Verlusten der BAWAG im Jahr 1998 sei nicht die Angst vor einer Übernahme durch die BayernLB gewesen, so Weninger auf Fragen des Staatsanwaltes Georg Krakow. Grund dafür sei die Angst gewesen, dass der Schaden erst durch einen „Run“ auf die Bank eintritt. Wenn die Problematik im gesamten Aufsichtsrat behandelt worden wäre, war die Befürchtung da, dass es nicht im Aufsichtsrat bleibt. Er hätte dabei nicht die Vertreter der BayernLB beschuldigt, sondern Vertreter des ÖGB, so Weninger.

Ziel sei es gewesen, die Verluste durch Gewinne abzuarbeiten, das zähle zum „Bankgeschäft“, das hätten auch andere Banken mit ihren Verlusten so gemacht. „Die Öffentlichkeit hätte das nicht verstanden, es hätte eine Riesenaufregung gegeben“, sagte Weninger. Die Bank hätte im Jahr 2000 eine Öffentlichmachung der Verluste nicht ausgehalten.

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