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Weniger Obduktionen in Wien: Ärzte befürchten "Schlupflöcher"

Die Zahl der Obduktionen ist angeblich nicht signifikant zurückgegangen.
Die Zahl der Obduktionen ist angeblich nicht signifikant zurückgegangen. ©dpa
Sinkende Obduktionszahlen könnten "Schlupflöcher" bei der Erkennung und Aufklärung von Tötungsdelikten bewirken, befürchtet die Ärztekammer Wien. Laut Angaben der MedUni Wien ist die Anzahl der gerichtlichen Obduktionen in den vergangenen Jahren jedoch gar nicht signifikant zurückgegangen.

2012 (aktuellere Zahlen sind nicht vorhanden) haben in der Bundeshauptstadt 667 gerichtliche Obduktionen stattgefunden, davon 503 am bzw. durch das Department für Gerichtliche Medizin (DGM). 2004 waren es 648, davon 554 am bzw. durch das DGM. In den dazwischen liegenden Jahren sind im Auftrag der Justiz lediglich drei Mal mehr Obduktionen als 2012 vorgenommen worden, wobei die Anzahl mit einer Ausnahme (2011 waren es 717) jeweils nur geringfügig über dem Wert von 2012 lag.

Rückgang bei Obduktionen

Einen deutlichen Rückgang hat es demgegenüber bei sanitätsbehördlichen Obduktionen gegeben. Seit diese nicht mehr in die Zuständigkeit des DGM fallen, haben sich diese auf fast ein Drittel reduziert. Während 2004 in diesem Bereich 1.425 Leichen geöffnet wurden, waren es 2012 nur mehr 510. Die Gerichtsmedizin ist seit 2008 nicht mehr mit sanitätsbehördlichen Obduktionen betraut. Diese werden seither von direkt bei der Gemeinde Wien angestellten Pathologen durchgeführt.

Personelle Unterbesetzung ist Ursache

Dass das DGM personell unterbesetzt ist, räumt man seitens der MedUni durchaus ein. Nach zwei jüngst erfolgten Pensionierungen sind dort nur mehr drei Gerichtsmediziner beschäftigt. Krankheitsbedingte Ausfälle wären bei diesem Personalstand vor allem für Staatsanwaltschaft und Gericht fatal: Die für die Justiz unverzichtbare gerichtsmedizinische Tätigkeit bei der Klärung von Todesursachen würde sich in der bisher gewohnten Form kaum mehr aufrechterhalten lassen.

“Politische Lösung” wird gefordert

“Es gibt keine Möglichkeit, mehr Personal aufzunehmen”, sagte Johannes Angerer, der Sprecher der MedUni Wien, dazu der APA. Das, was die Justiz für Obduktionen im Dienst der Gerichtsbarkeit refundiere, reiche nicht aus, um Forschung, Lehre und den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die MedUni begrüße daher die Forderung der Ärztekammer nach einer “politischen Lösung”, was die finanzielle Dotierung des DGM betrifft, so Angerer. (APA)

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