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"Weniger Hacklerpension, dafür mehr hackeln"

Die Österreicher sollen länger arbeiten unter gesünderen Bedingungen, alle sollen besser aus- und weitergebildet werden und zumindest eine Teil-Lehre haben: Zu diesen Schlussfolgerungen kamen die Teilnehmer bei der Schlussdebatte der Reformgespräche beim Forum Alpbach.

“Es muss möglich sein, länger und gesund im Erwerbsleben zu bleiben”, formulierte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S). Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl wetterte gegen die “Hacklerpension”, es sollte ein Anreizsystem der Pensionsversicherungen zur Weiterbeschäftigung geben.

Bei der Bildung sollte jeder in Österreich mehr als den Pflichtschulabschluss erreichen, forderte Hundstorfer und regte ein Umdenken an: AHS-Oberstufe, HTL, Berufsschulen und Lehre müssten als gleichwertige Möglichkeiten gesehen werden. Alle Schüler sollten in der 7. bzw. 8. Schulstufe Berufsinformation erhalten. Wer keine ganze Lehre schaffe, sollte zumindest eine “Teil-Lehre” machen, um Qualifikationen für den Arbeitsmarkt zu erwerben – was von WKO-Seite freudig begrüßt wurde. “Ausbildung während der Berufstätigkeit wird der Schlüssel der Zukunft sein”, meinte ÖGB-Präsident Erich Foglar.

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) bekannte sich zur Verbesserung der Bildung aller: “Wir müssen in der Bildung in die Breite gehen, nicht auf Elite-Bildung setzen.” Die Fachkräfte von morgen müssten heute ausgebildet werden. Gleichzeitig solle die Absolventenrate an den Universitäten angehoben und die Drop-Out-Rate gesenkt werden. Bei der Berufswahl gehen derzeit 60 Prozent der Studienanfänger in zehn Prozent der Fächer, obwohl Österreich mehr Studenten in den MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – brauche.

Bei der Berufs- und Studienwahl sollten die jungen Menschen mehr auf ihre Begabungen setzen und nicht auf Rollenvorbilder. Bei der Forschungsförderung könne nicht alles breit gefördert werden, sondern in Österreichs Stärken – etwa in der Quantenphysik – sollten “Exzellenz-Cluster” gebildet werden. Karl will aber nicht Grundlagenforschung gegen Angewandte Forschung ausspielen lassen, sie tritt in beiden Bereichen für eine engere Kooperation mit der Wirtschaft ein.

Johannes Kopf, Chef des Arbeitsmarktservice (AMS), sieht Bildung als Schlüsselfaktor im Kampf gegen Arbeitslosigkeit. Die Akademiker-Arbeitslosigkeit liege seit Jahrzehnten rund um zwei Prozent, der starke Anstieg finde bei jenen nur mit Pflichtschulabschluss statt. “Uns geht nicht die Arbeit aus, aber uns geht die Arbeit aus für Leute, die nichts können.” Für Beschäftigte gebe es zu wenig Weiterbildungsangebote.

In der Debatte um das in Österreich im Vergleich niedrige Pensionsantrittsalter von 58 Jahren versuchte Hundstorfer zu differenzieren: Rechnet man die Invaliditätspensionen (Berufsunfähigkeitspensionen) heraus, so gehen Männer mit 62,5 Jahren und Frauen mit knapp 59 Jahren in Pension. 30 Prozent aller Pensionsantritte kommen aus der Arbeitslosigkeit. Auch die “Hacklerpension” könne nur angetreten werden, wenn der Arbeitnehmer 45 Jahre lang versichert war und Beiträge gezahlt hat. Diese “Langzeitversichertenpension” werde aber ohnehin 2013 von einem anderen Konzept, an dem derzeit noch gearbeitet werde, abgelöst.

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