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Weltwirtschaft bleibt schwach

Vorerst keine Anzeichen für eine wesentliche Besserung der schleppenden Weltkonjunktur sehen die Zins- und Währungsexperten der Bank Austria Creditanstalt.


Selbst ohne den Belastungsfaktor eines sich abzeichnenden Irak-Kriegs blieben die Wachstumsrisiken weiterhin hoch. „Nach unserer Einschätzung kann eine Rezession vermieden werden, die Wachstumsraten werden aber sehr gedämpft bleiben“, sagte Gerhard Winzer am Donnerstag vor Journalisten. Darin sieht er eine mittelfristige Unterstützung für Anleihen. Zur Vorsicht rät der BA-CA-Analyst hingegen bei Anlegeklassen mit hohem Risiko – wie etwa Aktien.

Die Entwicklung der Weltwirtschaft hängt laut Winzer weiterhin vom „Zugpferd USA“ ab, das allerdings zur Zeit unter strukturellen Schwächen leide: „Die USA werden sich nicht so schnell erholen. Es wird drei, vier Jahre dauern, bis wir wieder überdurchschnittliches Wachstum (3 bis 4 Prozent) sehen.“

Sorgenfalten bereitet Winzer das hohe US-Leistungsbilanzdefizit, das „dämpfend für die Wirtschaft weltweit wirkt.“ Das Defizit werde längerfristig zu „einer nachhaltigen Abschwächung des US-Dollars gegenüber dem Euro“ führen, was zwar expansiv für die USA, in Euroland jedoch bremsend auf die Konjunktur wirke.

Vor dem Hintergrund einer schwachen europäischen Binnennachfrage rechnet Winzer im zweiten Quartal mit einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) „um mindestens 50 Basispunkte. Aus meiner Sicht machen 25 Basispunkte keinen Sinn.“ Sollte eine wirtschaftliche Belebung dann weiter auf sich warten lassen, erwartet Winzer weitere Zinslockerungen. Für das US-Zinsniveau sieht Winzer keine Veränderung im Jahresverlauf.

Als zusätzliches Risiko für die Weltwirtschaft stuft der BA-CA-Experte den hohen Ölpreis ein: „Wenn der Ölpreis vom jetzigen Niveau weiter stark ansteigt könnten das die Volkswirtschaften nicht mehr verkraften.“ Eine nachhaltige Verteuerung um weitere 10 Dollar würde die USA, Europa und Japan in eine Rezession stürzen, so Winzer, denn langsam wachsende Wirtschaften seien sehr anfällig für externe Schocks.

Der BA-CA-Analyst ist auch nach der überdurchschnittlichen Performance der Rentenmärkte in den letzten Jahren weiterhin positiv gestimmt – besonders für Euro-Staatsanleihen: „Die Strukturen sprechen dafür, dass das Renditeniveau in den nächsten Jahren niedrig bleiben wird. Diesmal sollte das Umfeld die üblicherweise nach einem derartigen Zinstief zu erwartenden Kursverluste bei Staatsanleihen verhindern.“ Gute Chancen für Anleiheinvestoren bei allerdings höherem Risiko sieht die BA-CA in Osteuropa.

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