Weltweite Störung legt Amazon-Dienste lahm

"Wir können erhöhte Fehlerraten und Latenzen für mehrere AWS-Dienste in der Region US-EAST-1 bestätigen", so der Cloud-Anbieter Amazon Web Services (AWS) am Montag in einer Statusmeldung auf seiner Website. Nach einer etwa dreistündigen Störung meldete AWS am Montag, dass sich die Situation stabilisiere. Die meisten Anfragen seien nun erfolgreich, und man arbeite daran, die verbleibenden Anfragen abzuarbeiten. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt, und der Mutterkonzern Amazon war für Kommentare nicht erreichbar.
Amazon-Störung: Zentralisierung als Risikofaktor
Nach Einschätzung des Cybersicherheitsexperten Junade Ali liegt das Problem bei einem der Netzwerksysteme, die AWS zur Steuerung eines Datenbank-Produkts nutzt. Da dieses meist zentral behoben werden könne, müsse nicht mit längeren Ausfällen gerechnet werden. Ali ist Mitglied des Forschungsnetzwerks Institution of Engineering and Technology.
Der Ausfall werfe jedoch ein Schlaglicht auf die Abhängigkeit der Wirtschaft und Gesellschaft von einigen wenigen Cloud-Anbietern, warnten andere Experten. Ein einziger technischer Fehler könne so das Geschäft zahlreicher Firmen und den Alltag von Millionen Nutzern durcheinanderwirbeln. Hinzu komme, dass viele der betroffenen Firmen sich auf einen einzigen Cloud-Anbieter verließen, betonte Nishanth Sastry, Chef-Forscher am Department of Computer Science der Universität von Surrey.
Amazon Web Services ist weltgrößter Cloud-Anbieter
AWS bietet Unternehmen, Behörden und Einzelpersonen Rechenleistung, Online-Speicherplatz und andere digitale Dienstleistungen an. Die Firma gehört neben Google Cloud und Microsoft Azure zu den sogenannten Hyperscalern, den weltweit führenden Cloud-Anbietern. Zwar gebe es bislang keine Hinweise auf einen Hackerangriff bei AWS, sagte Rafe Pilling, Manager bei der Cybersicherheitsfirma Sophos. Das Aufkommen solcher Spekulationen sei angesichts des Umfangs des aktuellen Ausfalls jedoch nachvollziehbar.
Nach Aussagen von Ookla, dem Betreiber der Internetseiten Allestörungen.de und Downdetector.com haben am Montagvormittag weltweit mehrere Millionen Nutzer Probleme mit verschiedenen Online-Diensten gemeldet. Betroffen waren unter anderem die populären Plattformen Snapchat und Reddit sowie die Videospiele "Fortnite" und "Clash of Clans". In einigen Regionen funktionierten die Apps der Fahrgastvermittler Uber und Lyft nicht. Die KI-Suchmaschine Perplexity.ai, der Online-Broker Robinhood und die Kryptobörse Coinbase begründeten die Störungen ihrer jeweiligen Angebote mit der AWS-Panne. Mit Ausfällen kämpften auch Lloyds Bank oder der Mobilfunker Vodafone.
(APA/Red)