Weltweite Empörung über "gezielte Tötung"
Die USA äußerten sich nach Angaben des Weißen Hauses am Samstag ernsthaft besorgt über die Stabilität im Nahen Osten, billigten Israel jedoch das Recht auf Selbstverteidigung zu. UNO und EU nannten Rantisis Tötung durch einen israelischen Luftangriff in Gaza illegal, die Arabische Liga sprach von Staatsterrorismus.
Israel habe das Recht, sich selbst zu verteidigen, müsse aber die Folgen seines Handelns bedenken, erklärte das Weiße Haus in Washington. Ein US-Regierungsvertreter sagte dem US-Sender CNN, Washington sei nicht von der bevorstehenden Tötung unterrichtet gewesen. Die USA hätten Israel sicherlich nicht irgendein grünes Licht gegeben.
Nach Ansicht des palästinensischen Regierungschefs Ahmed Korei ist die Tötung des Hamas-Chefs direkte Folge der Ermunterung und der totalen Parteilichkeit der USA für Israel. Der palästinensische Präsident Yasser Arafat erklärte, angesichts der Barbarei der Besatzung werde der Widerstand nur stärker werden. Nach Ansicht des palästinensischen Außenministers Nabil Shaath kann es mit Israel unter dem Hardliner Sharon keinen Frieden geben.
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, prangerte ebenso israelischen Staatsterrorismus an wie der Golf-Kooperationsrat. Der ägyptische Außenminister Ahmed Maher und Jordaniens König Abdullah II. sprachen von einem Verbrechen. Eine der höchsten Autoritäten des sunnitischen Islam, Scheich Mohammed Sayed Tantawi, erklärte Rantisi in Kairo zum Märtyrer. Mehrere arabische Staaten sowie den Iran machten Washington für die Ermordung Rantisis direkt verantwortlich.
UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte einen unverzüglichen Stopp der außergerichtlichen Tötungen. Ebenso wie die Europäische Union, Russland, Deutschland und zahlreiche andere Staaten äußerte er die Befürchtung, dass diese Aktion zu einer weiteren Verschlechterung der schon Besorgnis erregenden und brüchigen Lage in der Region führen werde. Papst Johannes Paul II. sprach von einem unmenschlichen Akt.
Unter Racheschwüren geleiteten hunderttausende Palästinenser Rantisi am Sonntag in Gaza zu Grabe. Israel kündigte unterdessen die Fortsetzung der gezielten Tötung von Extremisten an. Es wird befürchtet, dass auch Arafat, den die Israelis in seinem Amtssitz in Ramallah praktisch gefangen halten, Opfer einer Tötung durch die israelische Armee werden könnte.