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Weltverhütungstag - Jugendliche nicht gut genug informiert

Jeder Fünfte schützt sich nicht bei seinen ersten sexuellen Erfahrungen. Im Jahr 2006 gab es in Österreich knapp 3.000 neue Teenagermütter.

Lip-Gloss oder Schnuller, Discokugel oder Babyrassel – Jugendliche, die bei ihren ersten sexuellen Erfahrungen nicht oder falsch verhüten, werden nicht selten vor die unangenehme Entscheidung zwischen Abtreibung oder Elternschaft gestellt. Etwa dreizehn Millionen Teenager werden in diesem Jahr schwanger sein bzw. werden, betonten Experten und Hilfsorganisationen bei einer Pressekonferenz in Berlin anlässlich des ersten internationalen Weltverhütungstags am Donnerstag. Trotz guter Verfügbarkeit von Kondom oder Pille sei die Zahl an ungeplanten Schwangerschaften auch in Industrieländern sehr hoch.

Der Grund dafür: „Es gibt immer noch viele Jugendliche, die schlichtweg nicht ausreichend informiert sind“, beschrieb Claudia Linemayr-Wagner, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF), die Situation in Österreich. 2.874 Babys wurden von 15-bis 20-jährige Mädchen laut Statistik Austria im vergangen Jahr in Österreich zur Welt gebracht. 18 Mütter waren jünger als 15 Jahre. Abtreibungen, die nicht zahlenmäßig erfasst werden, seien dabei ein großes Thema, so die Ärztin. Viele betroffene Teenager würden sich dafür entscheiden.

80 Millionen ungeplante Schwangerschaften gibt es jährlich weltweit. 20 Millionen der Frauen treiben ab, 68.000 sterben dabei. 16- bis 18-jährige schwangere Jugendliche gebe es mittlerweile häufig, aber auch 13- bis 16-Jährige kommen ab und zu in die Ordination, berichtete Linemay-Wagner. „Die jüngste Patientin, die ich je hatte, war gerade mal elf Jahre alt.“

Problematisch an so frühen Schwangerschaft sei die enorme seelische, aber auch die körperliche Belastung durch schwierige Geburten und eine höhere Wahrscheinlichkeit für Stoffwechselerkrankungen. Einfluss hat die Entscheidung für ein Kind aber vor allem auf die Ausbildung, die Zukunft und die finanzielle Situation der jungen Mütter.

Bei Teenagerschwangerschaften liegt Österreich im internationalen Vergleich mit einer Geburtenrate von 15,6 im unteren Bereich. In den USA liegt die Quote bei 54,4 je 1.000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren, in England bei 28,4 Geburten. Ein Fünftel der 15- bis 24-Jährigen verwendet laut einer europäischen Studie keine Verhütungsmittel, viele verlassen sich auf den unsicheren „Coitus Interruptus“. Der Informationsbedarf werde durch die verpflichtende Sexualerziehung an den Schulen nicht gedeckt, auch die Eltern seien gefragt, betonte Linemayr-Wagner. Wegen der großen Hemmschwellen von Müttern, Vätern und Lehrern sei aber auch ein aufklärender Besuch beim Gynäkologen empfehlenswert.

Handlungsbedarf gibt es vor allem bei den Burschen, die ihr Wissen immer noch zu einem großen Teil aus pornografischen Filmen beziehen, so die Ärztin. Mädchen würden grundsätzlich mehr miteinander über Sexualität sprechen und durch ihre Mütter auch eher aufgeklärt als männliche Jugendliche durch die Väter.

Die anlässlich des Weltverhütungstags gestartete Homepage http://www.your-life.com soll Jugendliche über Verhütung informieren. Auch Events und eine Kampagne, deren Sujets Jugendliche vor die Wahl zwischen Stöckelschuhen und Babysöckchen, Rassel oder Discobesuch stellt, soll helfen. Gestartet wurde die Initiative in über 50 Ländern gemeinsam von Bayer Schering Pharma und NGOs wie der ÖGF, der European Society of Contraception (ESC) und der Organisation Marie Stopes International (MSI).

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