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Welttoilettentag: Toilette ist nach wie vor ein Luxusgut

673 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft im Freien verrichten.
673 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft im Freien verrichten. ©pixabay.com (Sujet)
Am 19. November ist Welttoilettentag. An diesem Tag soll die globale Sanitärkrise thematisiert werden.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt ohne Toilette. 673 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft im Freien verrichten. 432.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen. Am 19. November macht der Welttoilettentag die globale Sanitärkrise zum Thema. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit kämpft für das Menschenrecht auf sichere Sanitärversorgung.

4,2 Milliarden Menschen weltweit leben mit improvisierter Toilette

Verseuchte Ökosysteme, tödliche Durchfallerkrankungen, versäumte Schulbildung und landesweite Epidemien: Das ist die bittere Realität für Menschen ohne Zugang zu einer Toilette, die ihre Exkremente sicher entsorgt. Weltweit bleibt 4,2 Milliarden Menschen keine andere Wahl, als sich eine häufig nur improvisierte Lösung mit mehreren Haushalten zu teilen - oder ihre Notdurft gar im Freien zu verrichten. Oft haben Frauen Angst, überfallen oder vergewaltigt zu werden, wenn sie sich nachts im Freien erleichtern. Menschen in Krisenregionen leiden besonders. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit setzt sich hier für Flüchtlinge und Aufnahmegemeinden in Uganda und im Libanon ein.

Jedes Jahr richten die Vereinten Nationen (UNO) mit dem Welttoilettentag am 19. November die Aufmerksamkeit auf ein Thema, das in vielen Teilen der Welt noch immer tabu ist. Im Kampf für bessere Lebensbedingungen braucht es neben Ernährungssicherheit und hochwertiger Bildung genauso sichere Sanitärversorgung. Und dafür ist es höchste Zeit: Zwei Milliarden Menschen sind gezwungen, Wasser zu trinken, das mit Fäkalkeimen belastet ist. Drei Milliarden Menschen haben keine Möglichkeit, sich nach Verrichten der Notdurft die Hände zu waschen. Das erschütternde Resultat sind vermeidbare Krankheiten mit oft fatalem Ausgang. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jedes Jahr 432.000 Menschen an den Folgen von Durchfall, verursacht durch unreines Trinkwasser und mangelnde Hygiene.

ADA: Menschenunwürdige Zustände müssen ein Ende haben

"Diese menschenunwürdigen Zustände müssen ein Ende haben. Toiletten können buchstäblich Leben retten, und dafür setzen wir uns ein. Wir müssen die Stigmatisierung rund um das Thema aufbrechen, niemand darf zurückgelassen werden. Denn sichere Sanitärversorgung ist ein Menschenrecht, kein Luxusgut", betont Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA), die Notwendigkeit des 6. Globalen Ziels für nachhaltige Entwicklung SDG 6. 10,3 Millionen Euro stehen der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit 2019 dafür zur Verfügung.

Hilfe in Uganda und im Libanon

Das Geld fließt unter anderem in neue Latrinenblöcke, eine Abfallverwertungsanlage und Hygieneschulungen im Flüchtlingscamp Imvepi in Uganda. Mehr als eine Million Flüchtlinge hat Uganda aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Südsudan in den vergangenen Jahren aufgenommen. Sie leben nun in groß angelegten Siedlungen mit kaum oder nur mangelhaft vorhandener Sanitärversorgung. Eines dieser Camps ist Imvepi. Über 100.000 Menschen haben die Vereinten Nationen dort untergebracht. Das Österreichische Rote Kreuz sorgt dafür, die sanitären Bedingungen im Lager zu verbessern. In etwa 12.500 Menschen wird damit geholfen.

Aber auch im Libanon im rund 80 Kilometer nordöstlich von Beirut gelegenen Bezirk Baalbek benötigen Flüchtlinge Hilfe. Sie kommen aus Syrien und leben in Zeltlagern auf privaten Grundstücken von Libanesinnen und Libanesen, die selbst mit Herausforderungen im Sanitärbereich zu kämpfen haben. Hier setzt das Rote Kreuz vor allem bei der Wasserversorgung und besseren Sanitäreinrichtungen in Schulen und Gesundheitszentren an. Private Haushalte werden mit Wassertanks und neuen Latrinen ausgestattet. Insgesamt erreicht das Projekt 4.900 Menschen. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt sie mit einer halben Million Euro.

0,7 Prozent der Österreicher haben keine Spültoilette

In Österreich leben 0,7 Prozent der Bevölkerung in Wohnungen ohne einer eigenen Toilette mit Spülung. In der EU sind es geschätzte 2,1 Prozent, teilte die EU-Statistikbehörde Eurostat am Dienstag, dem Welttoilettentag, mit. 2010 hatten noch 3,3 Prozent der EU-Bevölkerung kein Klo mit Wasserspülung in der eigenen Wohnung gehabt.

Unter den EU-Staaten gibt es riesige Unterschiede. So gaben mehr als ein Viertel der Menschen in Rumänien (27,7 Prozent) an, dass ihr Haushalt nicht über eine Innentoilette verfügt. Das ist mit Abstand der höchste Anteil unter den EU-Mitgliedstaaten. Dahinter folgten Bulgarien (15,3 Prozent), Litauen (10,6 Prozent), Lettland (9,9 Prozent) und Estland (5,3 Prozent).

In 19 Mitgliedsstaaten, darunter Österreich, lag der Anteil von Wohnungen ohne WC unter einem Prozent. Der niedrigste Anteil wurde in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und Schweden (nahe null Prozent) sowie Malta und Irland (0,1 Prozent) verzeichnet.

(APA/Red)

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