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Weltrekordhalter Peter Kramberger: "Unzerstörbar bin ich nicht"

Peter Kramberger jubelt über den Gewinn der Austrian Bowl 2009
Peter Kramberger jubelt über den Gewinn der Austrian Bowl 2009 ©vienna.at/sportshooter.at
Sein Spitzname lautet „King of Kicks“. Nach dem Einzug ins Buch der Rekorde sprach Vikings-Kicker Peter Kramberger im Interview mit Vienna Online über seinen Arbeitsalltag und seine sportliche Zukunft.

Vienna Online: Peter, herzlichen Glückwunsch zum Einzug ins „Book of Records“. Muss der „King of kicks“ nun neue Visitenkarten drucken?
Peter Kramberger:(lacht) Hier fängt mein Problem an. Ich habe leider keine.

Vienna Online: Wie kam es zum Eintrag ins Buch der Rekorde?
Peter Kramberger: Die Idee hatten wir vor dem Gewinn der Austrian Bowl im letzten Jahr. Wir haben beim „Book of Records“ angefragt und es gab eine solche Sparte in der Tat. Das ich aufgenommen wurde ist natürlich eine ganz tolle Sache. Eine große Ehre für mich.

Vienna Online: Weltweit gibt es tausende Footballspieler. Für Dich als Kicker aus der kleinen Nation Österreich doch eine außergewöhnliche Leistung.
Peter Kramberger: Definitiv! Es ist eine tolle Sache für die Footballnation Österreich. Aber da geht es jetzt nicht um meine Person. Ich würde mich auch für jeden anderen freuen.

Vienna Online: Zehn nationale Meistertitel hast Du gewonnen, da wirst du sicher einige Sternstunden gehabt haben?
Peter Kramberger: Da hatten wir sehr viele. Beispielsweise der erste nationale Meistertitel oder das erste Europacupspiel. Natürlich der erste Europacupsieg oder der erste Sieg gegen die damals übermächtigen Bergamo Lions. Generell war die Entwicklung der Mannschaft und unserer Sportart großartig.

Vienna Online: Was waren sportlich betrachtet Deine dunkelsten Stunden?
Peter Kramberger: Seit ich Football spiele haben die Vikings eine tolle Siegesbilanz vorzuweisen. Dunkle Stunden gab es als Mannschaft einige. Spielentscheidenden Kick aber ich aber noch nie verschossen und hoffentlich wird mir auch das auch nicht mehr passieren.

Vienna Online: Manfred Burgsmüller kickte in der noch jenseits der 50 in der NFL Europe. Also stehen die besten Jahre Deiner Karriere noch bevor?
Peter Kramberger: (lacht) Keine Sorge ich werde definitiv nicht mit dem Rollstuhl auf dem Platz geführt. Für mich ist in zwei Jahren höchstwahrscheinlich Schluss. Also ist der „Rekord“ von Burgsmüller durch mich nicht in Gefahr.

Vienna Online: Wer einen Blick auf den Roster der Vikings wirft wird feststellen, dass es nie einen offiziellen Ersatzmann für dich gibt. Bist du unzerstörbar oder haben die Teamverantwortlichen sehr viel Vertrauen in deinen Körper? Gab es eigentlich einen Plan B solltest du dich verletzen?
Peter Kramberger: Soviel darf ich verraten – es gab einen Plan B, sollte mir etwas passieren. Unzerstörbar bin ich nicht. Ich lebe solide. Meine Ernährung und mein Lebenswandel sind dem eines Sportlers entsprechend.

Vienna Online: Wie jeder andere Amateursportler bist Du berufstätig. Du bist für einen internationalen Computerkonzern tätig. Wie verständnisvoll müssen Vorgesetze sein und wie diszipliniert der Athlet selbst um eine Karriere wie Deine zu erreichen?
Peter Kramberger: Es ist nicht einfach. Du stehst jeden Tag um sechs Uhr früh auf und musst zuerst im Job deine Leistung abliefern. Danach geht es zum Training oder in die Kraftkammer. Wie du aber gesagt hast arbeite ich in einem internationalen Konzern und da ist die Chefetage etwas kulanter. Mittlerweile ist die Arbeitswelt schon so flexibel, dass du auch um Mitternacht am PC von daheim arbeiten kannst.

Vienna Online: Du hast es als Kicker zu einem durchaus beachtlichen Bekanntheitsgrad gebracht. Passiert es Dir in Deinem Berufsleben, dass Du auf Deine Sportlerkarriere angesprochen wirst?
Peter Kramberger: Ja das kommt vor, aber meistens nach dem „Ah, sind sie nicht der“-Phänomen. Meistens sind es Eltern von Kindern, die bei den Vikings trainieren. Aber es sind sehr angenehme Erfahrungen, die ich in solchen Momenten machen durfte. Wahrscheinlich auch, weil die Vikings in den letzten Jahren so viel gewonnen haben.

Vienna Online: Kehren wir zum Sportler Peter Kramberger zurück. Wie lauten Deine sportlichen Ziele und was willst Du noch erreichen?
Peter Kramberger: Ich werde bis zur Weltmeisterschaft in zwei Jahren weiterspielen. Das wird wohl mein letztes persönliches Highlight werden. Mit den Vikings möchte ich weiterhin so erfolgreich wie möglich spielen und hoffe, den Teams mit meinen Kicks helfen zu können.

Vienna Online: Nach dem Ende Deiner Karriere wirst du dem Footballsport in einer Funktion erhalten bleiben?
Peter Kramberger: Eigentlich habe ich vor, meine Erfahrungen weiterzugeben. In welcher Funktion ich mich betätigen werde steht aber noch nicht fest.

Vienna Online: Lass’ uns kurz über die Saison 2010 reden. Wie siehst Du die Situation der Vikings?
Peter Kramberger: Eine Standortbestimmung wird es erst nach den ersten Spielen geben. Die AFL ist definitiv wieder besser geworden. Jeder kann jeden besiegen. Wir sind auf alle Fälle bereit.

Vienna Online: Die Saison 2009 könnte aus dem Drehbuch eines kitschigen Hollywood-Films entsprungen sein. Hast Du eine solche Saison schon erlebt?
Peter Kramberger:(schmunzelt) Es war eine tolle Saison. Der Sieg im AFL-Semifinale gegen Tirol ist ein Highlight meiner Karriere. Dieses Momentum haben wir konserviert und ich denke wir sind dadurch noch ruhiger und gefestigter geworden.

Vienna Online: Lass’ uns abschließend auch auf die traurigen Punkte der letzten Monate zu sprechen kommen. Wie hast Du den tragischen Herztod von Bernd Dittrich und die schwere Nackenverletzung von Johannes Neusser erlebt?
Peter Kramberger: Ich kannte Bernd seit er ein Kind war. Er hat unter mir bei Vikiddy trainiert. Es ist extrem tragisch. Mir fehlen noch immer die Worte. Es ist so schwer zu verstehen, was passiert ist. Ich hatte in den letzten Jahren zu Bernd ein sehr enges Verhältnis. Er hat mich in einigen Punkten immer wieder um meinen Rat gefragt. Er war ein außergewöhnlicher Mensch. Intelligent, bescheiden, sympathisch und sehr bodenständig. Ein Mix, der heute sehr selten geworden ist. Bernd wird nie vergessen werden.
Ich habe die Situation von Jojo am Video einige Male gesehen. Es sah ganz normal aus. Aber das ist eine Schattenseite des Footballsports. Schwere Verletzungen können leider immer passieren. Jojo hatte noch Glück im Unglück. Es hätte noch schlimmer kommen können. Aber daran will ich gar nicht denken!

Das Gespräch führte Thomas Muck
In Kooperation mit
sportreport.at

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