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Weltmuseum Wien zeigt neue Ausstellung "Out of the Box"

Das Weltmuseum Wien zeigt vor, wie ethnografische Museen heute agieren können und sollen.
Das Weltmuseum Wien zeigt vor, wie ethnografische Museen heute agieren können und sollen. ©Aleksandra Pawloff/KHM-Museumsverband
Die neue Ausstellung "Out of the Box" setzt im Weltmuseum Wien bewegte Lebenswelten mit Museumsobjekten in Dialog. Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Geschichten kommentieren Objekte des Museums aus ihrer Perspektive.

Mit “Out of the Box”, der ersten neuen Ausstellung seit seiner Wiedereröffnung, zeigt das Weltmuseum Wien ab Donnerstag exemplarisch, wie ethnografische Museen heute agieren können und sollen: als Einladung zur Auseinandersetzung mit einer heterogenen Geschichte und einer vielschichtigen Gegenwart, als Verbindung zwischen Objekten, Personen und Erzählungen.

“Out of the Box”: Neue Ausstellung im Weltmuseum Wien

In den erstmals bespielten drei Räumen des geschrumpften und in das Erdgeschoß übersiedelten “Korridor des Staunens” sind künftig neue Glasvitrinen aufgestellt, in denen zu wechselnden Themen Teile der umfassenden Sammlungen präsentiert werden. Von den umfangreichen Beständen des Museums werden derzeit in den übrigen Sälen des Weltmuseums mit 3.127 Exponaten nur 1,6 Prozent gezeigt. “Out of the Box” besticht aber nicht durch die Anzahl seiner Objekte, sondern durch die Auswahl und Präsentation. Beides ist vorbildlich.

30 Mitglieder der Gruppe “UrbanNomadMixes”, die ihre ersten Aktivitäten bereits 1998 im Rahmen des Hallamasch-Festivals im damaligen Völkerkundemuseum setzte, haben für die räumlich sehr großzügig gestaltete und in der Ausstellungsarchitektur Gerhard Veigels sehr modern wirkende Schau Objekte ausgewählt, die eine Beziehung zu ihrer eigenen Geschichte, zu ihrem persönlichen “kulturellen Gedächtnis” haben. Es geht dabei um Identität, Zugehörigkeit, Spiritualität, um Heimatlosigkeit sowie Grenzen und deren Überschreitung.

“Korridor des Staunens” wird erstmals bespielt

In der von Doris Prlic und Jani Kuhnt-Saptodewo kuratierten Ausstellung findet man etwa Teile eines philippinischen Hausaltars, einen Torakasten aus Usbekistan, Pfeilspitzen aus Mexiko, eine Holzwiege aus dem Iran oder einen geschnitzten traditionellen Familienstuhl, den die Familie einer in Surinam geborenen und später nach Holland emigrierten Frau dem Weltmuseum geschenkt hat. Sie betrachte sich als Weltbürgerin, erklärt diese in dem Begleittext – ein Begriff, der in den eindrucksvollen und lesenswerten Geschichten, in denen die 30 Personen anhand der von ihnen ausgewählten Objekten über sich und ihre Lebens- bzw. Familiengeschichte reflektieren, immer wieder auftaucht.

“Out of the Box” entstand im Rahmen des EU-geförderten Projekts “SWICH – Sharing a World of Inclusion, Creativity and Heritage”, in dem zehn Partnermuseen die Rolle ethnografischer Museen in einer von Migration und Globalisierung geprägten europäischen Gesellschaft untersuchen. Im Kontext des Themas “Connecting Diasporas of Objects and People” ging es darum, dominante Narrative und nationalstaatliche Perspektiven aufzubrechen.

Schau zeigt Buntheit und Vielfalt der heutigen Gesellschaft

Tatsächlich stellt die Schau, deren Entstehen von Aleksandra Pawloff auf schönen Fotos festgehalten wurde und die in sechs von Marc Jarabe gestalteten, die einzelnen Geschichten vertiefenden Video-Stationen mündet, eindrucksvoll die Buntheit und Vielfalt der heutigen Gesellschaft dar.

Die Schau solle “helfen, unseren Rucksack aus Furcht vor dem Fremden und Hass auf den anderen zurückzulassen”, wünschte sich Gast-Kurator und UrbanNomadMixes-Initiator Camilo Antonio bei der heutigen Presseführung. Das wird sie sicher leisten können. Englische Texte im schön gestalteten Begleitheft hätten allerdings noch mehr dabei geholfen, “out of the box” zu schauen.

(APA/Red)

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