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Weltklimakonferenz beginnt mit Appellen

Mit drängenden Appellen zu mutigen politischen Entscheidungen hat am Montag auf Bali die Weltklimakonferenz begonnen. Zugleich war Australien am ersten Tag der Konferenz dem Klimaschutzprotokoll von Kyoto beigetreten. USA, Saudi-Arabien und Kanada erhalten Klimasünder-Preis

So bleiben die USA der einzige Industriestaat, der das Protokoll nicht ratifiziert hat. Mehr als 10.000 Delegierte aus rund 180 Ländern wollen in Nusa Dua auf Bali in zwei Wochen den Grundstein für einen Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll zur Eindämmung der Treibhausgase legen.

„Diese Konferenz wird mitbestimmen, ob Bali wie andere gefährdete Orte dieser Welt eines Tages ein verlorenes Paradies wird oder nicht“, warnte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, bei der Eröffnung. Der indonesische Umweltminister Rachmat Witoelar appellierte zwar an seine Kollegen, den politischen Willen für einen neuen Klimaschutzvertrag aufzubringen. Doch sollen brisante Entscheidungen etwa über konkrete Emissionsgrenzen erst später fallen. Die USA versprachen zwar aktive Mitarbeit an einem neuen Vertrag, Delegationsleiter Harlan Watson ließ aber kein Einlenken auf verbindliche Emissionsziele erkennen.

„Wir wären froh, wenn das Ergebnis in Bali allgemein bliebe, aber inspirierend ist“, sagte der Indonesier Witoelar nach der Eröffnung vor Journalisten. Entwicklungsländer wie Indonesien, aber vor allem Indien und China fürchten, dass ehrgeizige Ziele für die Reduzierung der Treibhausgase ihr Wachstum behindern könnten. „Die Entwicklungsländer müssen wachsen, um hunderte Millionen Menschen aus der Armut zu bringen“, sagte der Amerikaner Watson. „Wir akzeptieren es völlig, dass ihre Emissionen dabei steigen.“ Die USA setzten deshalb auf neue Technologien zur sauberen Energienutzung.

Umweltschützer sprachen schon von einer „unheiligen Allianz“ zwischen den Entwicklungsländern und den USA, deren Emissionen ebenfalls rasant steigen. Die EU will versuchen, das Ziel einer Reduktion der Treibhausgase bis 2050 um 50 Prozent auf Bali festzuschreiben. „Mal sehen, wie weit wir kommen“, sagte der Leiter des Klimawandel-Referats in der EU-Kommission, Artur Runge-Metzger.

Der Chef des UN-Klimasekretariats in Bonn, de Boer, unterstützte die US-Forderung nach verstärkter Erforschung sauberer Technologien bei der Nutzung fossiler Brennstoffe. „Der Kohlebedarf steigt nach den Prognosen in den nächsten 20 Jahren um 70 Prozent“, sagte de Boer. Gerade Länder wie Indien und China hätten große Vorkommen. „Es ist schlicht nicht realistisch zu erwarten, dass sie diese Ressourcen nicht nutzen“, sagte er.

Das Abschlussdokument der Konferenz soll nach dem Willen vieler Politiker mindestens einen Fahrplan für die kommenden Verhandlungen enthalten und die Themenfelder abstecken. Indonesien will den Schutz der Regenwälder als Beitrag zum Klimaschutz darin verankern, die EU will die Emissionen des internationalen Flug- und Schiffsverkehrs berücksichtigt sehen. Die USA bestehen auf der Formulierung, dass effektiver Klimaschutz nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig sein müsse. Das Kyoto-Protokoll läuft 2012 aus. Der neue Vertrag soll spätestens 2009 unterschrieben werden, damit die Länder genügend Zeit für die Ratifizierung haben.

Die Umweltorganisation WWF forderte eine einseitige Verpflichtung der Industrieländer zu konkreten Emissionssenkungen. „Die reichen Länder können zeigen, dass es ihnen ernst ist, in dem sie in Bali eine Emissionsverringerung von mindestens 30 Prozent bis 2020 zusagen“, sagte WWF-Klimaexperte Stephan Singer. Die EU hatte das in Aussicht gestellt, wenn auch andere Industrieländer mitziehen.

Die australische Delegation erntete in Bali starken Beifall, nachdem die Regierung dem Kyoto-Protokoll beigetreten war. Der neue Premierminister Kevin Rudd hatte nach seiner Vereidigung am Morgen als erste Amtshandlung das Ratifizierungsdokument unterzeichnet. Der Beitritt wird 90 Tage nach Hinterlegung der Dokumente bei den Vereinten Nationen wirksam. Australien darf seine Emissionen unter dem Kyoto-Protokoll um acht Prozent erhöhen. Rudd räumte aber ein, dass Australien das Ziel wahrscheinlich verfehlen werde.

Umweltminister Josef Pröll (V) zeigte sich darüber erfreut und bezeichnete die Erklärung als ermutigendes Signal zu Beginn der Verhandlungen: „Mit Australien hat nun ein bisheriger Bremser den Kurs um 180 Grad geändert“, lobte er in einer Aussendung. Grünen-Chef Alexander Van der Bellen pochte in einer Aussendung auf eine Trendwende in der internationalen Klimapolitik.

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