AA

Weltjugendtag: "Karneval ohne Alkohol"

Das Heer der rund 400.000 jungen Katholiken beim Weltjugendtag bekommt gute Noten. „Da müssen wir wirklich ein ganz ganz großes Kompliment an die Pilger aussprechen“, sagt Inge Schürmann (Stadt Köln).

„Das ist ein tolles Ereignis – das Zusammenleben zwischen Pilgern, Gastgebern und Kölner Einwohnern klappt hervorragend.“

Nicht alle Hoffnungen haben sich dagegen beim Einzelhandel erfüllt. Während sich Kioske und Fast-Food-Ketten – auch angesichts einzelner Versorgungslücken – über Spitzenumsätze freuen, lohnt sich die verlängerte Öffnungszeit für viele Händler kaum.

Die jungen Katholiken aus aller Welt seien durchweg freundlich und friedlich und hätten auch bei rigorosen Sperrungen viel Verständnis, bestätigt Ute Hellmann, Sprecherin der Kölner Polizei. „Es gab keinerlei Ausschreitungen“. Auch die meisten Kölner hätten sich trotz vieler Einschränkungen bisher verständnisvoll gezeigt. Die gute Stimmung übertrage sich zudem auch auf Polizei und Helfer.

Ein Grund für die Harmonie: Die Abstinenz der Pilger. „Das Ganze ist wie Karneval ohne Alkohol“, sagt Petra Angert, Gastmutter von zwei Italienern und selbst Besucherin auf dem Weltjugendtag. „Der rheinische Karneval ist da ganz anders“, sagt Hellmann. Unter Alkoholeinfluss gebe es ein viel größeres Aggressions-Potenzial. Beim Weltjugendtag blieben die Pilger selbst in Extremsituationen – zum Beispiel beim stundenlangen Warten auf Transport – gelassen, sagt Alexandra (23), Kurzzeitfreiwillige im Camp am Fühlinger See.

Kiosk-Besitzer, Fast-Food-Läden und Bäckereien profitieren vom Weltjugendtag. „Wir haben unglaublich viel zu tun – am Besten gehen süße Teilchen und belegte Brötchen weg“, sagt eine Bäckereiverkäuferin in der Innenstadt. Daneben boomt das Souvenirgeschäft. Die Pilger kauften vor allem Erinnerungsstücke wie etwa Papst-Shirts, Landesfahnen oder Dom-Schlüsselanhänger, sagt Dirk Binding von der Industrie- und Handelskammer in Köln.

Dagegen hätten Kaufhäuser, Modegeschäfte und hochpreisige Läden Einbußen zu beklagen. „Die Jugendlichen haben natürlich nur einen kleinen Geldbeutel“, sagt Astrid Vogell, Geschäftsführerin eines Kaufhauses in der Kölner Innenstadt. „Die kleiden sich hier nicht neu ein, wichtig sind denen wirklich eher die Souvenirs.“ Auf den Trubel reagieren die Geschäfte mit verlängerten Öffnungszeiten bis 22.00 Uhr, durch die Sperrungen und Vorwarnungen seien viele Stammkunden aber abgeschreckt worden und gar zum Einkaufen in die City gekommen.

„Ich glaube, die Geschäfte werden davon langfristig profitieren, weil das Ganze eine Image-Steigerung für Köln bedeutet“, so Binding. Eine Sorge bereitet der Stadt nun noch der Transport durch die Deutsche Bahn. „Während die Kölner Verkehrsbetriebe nach ersten Anlaufschwierigkeiten das Ganze ganz gut in den Griff bekommen haben, hapert es bei der Bahn noch sehr“, sagt Schürmann. „Wir hoffen, dass das noch gut über die Bühne läuft, denn bisher ist es für die Stadt einfach nur ein wunderbares Erlebnis: Bessere Gäste konnte sich Köln gar nicht wünschen.“

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Weltjugendtag: "Karneval ohne Alkohol"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen