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Weltgrößte Pelletfirma German Pellets mit Verbindung nach Wien insolvent

Weltgrößte Pelletsfirma German Pellets hat Insolvenz angemeldet
Weltgrößte Pelletsfirma German Pellets hat Insolvenz angemeldet ©BilderBox.com (Sujet)
Vergangene Woche hat die weltgrößte Pelletsfirma German Pellets Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen hat auch einen starken Österreich-Bezug. Im Zentrum des Firmengeflechts steht eine Privatstiftung in Wien.

Dies schreibt die “Wiener Zeitung”. Die Anleger liehen German Pellets gut eine Viertel Milliarde Euro, davon 226 Mio. in Form von Anleihen und zumindest 40 Mio. Euro über Genussrechte, so das Blatt. Ein großer Teil des Anleihevolumens sei an Beteiligungsfirmen, Holdings und eine Stiftung weitergeleitet worden, die alle außerhalb der Firmenstruktur liegen, von denen aber viele im Einflussbereich des Ehepaars Peter und Anna Kathrin Leibold stünden, das German Pellets gemeinsam gegründet habe.

Millionen-Deals gingen hin und her

Die Zeitung verweist darauf, dass zwischen der Mutterfirma German Pellets GmbH und der nicht zum Konzern gehörenden, aber von Leibold geleiteten German Pellets Supply GmbH & Co KG Rohstoffe in Millionenbeträgen hin- und herverkauft worden seien. Dies habe die Umsätze von German Pellets gesteigert, 2013 um 112 Mio., 2014 um 92 Mio. Euro. “So konnte man den Kapitalgebern stets attraktive Wachstumsrekorde verkünden”, schreibt die “Wiener Zeitung”.

Das meiste Geld der Anleger sei in die USA geflossen. Zwei dortige von Anna Kathrin Leibold geführte Firmen bezogen von der deutschen Gruppe Lizenz- und Pachtzahlungen. Alleine für das Werk in Texas seien 35 Mio. US-Dollar in den Jahren 2012 und 2013 geflossen. Auch hätten die beiden US-Gesellschaften am Kapitalmarkt über 540 Mio. Euro aufgenommen.

Pele Privatstiftung mit Sitz in Wien im Zentrum

Das Geld sei über ein Konstrukt aus Gesellschaften und Holdings geschleust worden, “im Zentrum des Firmengeflechts steht die Pele Privatstiftung mit Sitz in Wien”, so die Zeitung. Diese sei 2011 ebenfalls von Peter Leibold gegründet worden, er sei aber nicht mehr im Vorstand. Über Zwischenfirmen gehören der Stiftung auch die beiden US-Firmen.

Stiftungsvorstand Wolfgang Zronek sagte der “Wiener Zeitung”, dass Anna Kathrin Leibold die Begünstigte der Pele Privatstiftung sei und diese Stiftung kein Vermögen habe, sondern als Holding zwischen German Pellets GmbH und den amerikanischen Werken fungiere.

Insolvenz bei German Pellets

Die Insolvenz des deutschen Brennstoff-Herstellers German Pellets beschäftigt inzwischen auch die deutsche Staatsanwaltschaft. Nach einer Anzeige wegen Unterschlagung prüfe die Behörde in Rostock, ob es einen Anfangsverdacht gegen Mitarbeiter der Firma gebe. Diese Untersuchung stehe aber noch ganz am Anfang, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag. In der Anzeige gehe es um einen Schaden von rund 27 Mio. Euro.

Das deutsche Amtsgericht habe eine Insolvenz in Eigenverantwortung abgelehnt. Die Insolvenzverwalterin wiederum versuche den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. “Laut Stiftungsrechtsexperten ist es mehr als fraglich, ob es der Insolvenzverwalterin möglich sein wird, auf das über die verschachtelten Strukturen verteilte Kapital zuzugreifen” schreibt die “Wiener Zeitung”. Nur falls Geld erst dann abgeflossen sein sollte, als die Insolvenz schon absehbar war, bestehe die Chance, dass Kapital von außerhalb des Konzerns für die Insolvenz herangezogen wird.

Interessenskonflikte rund um weltgrößte Pelletsfirma?

Man hätte das Risiko aber kennen können, schreibt die Zeitung. Denn im Anleger-Prospekt zum Verkauf von Genussrechten 2015/16 sei schon gestanden: “Aufgrund der vielfältigen Geschäftsbeziehungen zwischen Gesellschaften der German Pellets-Gruppe und Gesellschaften außerhalb der German Pellets-Gruppe, die von Herrn Leibold bzw. seiner Ehefrau gemanagt werden, könnte es zu Interessenkonflikten kommen. So könnten von German Pellets gewährte Darlehen gegebenenfalls nicht zurückgezahlt werden.”

Am 1. April 2016 wären Anleihen über 52 Mio. Euro fällig, German Pellets biete seinen Anlegern eine Verlängerung um zwei Jahre an. Die deutsche Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger rate den Gläubigern allerdings, keinerlei Vorschläge des Unternehmens anzunehmen.

Noch keine Ermittlungen gegen Österreicher

Nach einer Anzeige wegen Unterschlagung ist bereits die Staatsanwaltschaft Rostock mit dem Fall befasst. “Bisher gibt es noch keine Ermittlungen gegen Beschuldigte in Österreich”, sagte Sprecher Harald Nowack am Donnerstag. Die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang.
“Es gibt mehrere Auslandsbezüge, die zu prüfen sind”, so der deutsche Staatsanwalt. Noch könne er nichts ausschließen. Die vorliegende Anzeige betreffe mehrere leitende Mitarbeiter von German Pellets. Auch zum Schaden von Anlegern könne er noch nichts sagen, so Nowack. Fest stehe nur, dass eine “Vielzahl” von Anlegern – auch Österreicher – bei German Pellets investiert war.
(apa/red)

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