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Welt-Blutspendetag: Spenden wichtig, Blutmanagement auch

Blutspenden ist wichtig, punktum. Ohne Transfusionsmedizin wären viele Patienten nicht zu retten. Dennoch geht die Zahl der Blutspender geht zurück.

Gleichzeitig gibt es in Österreich offenbar ein hohes Einsparungspotenzial, was Transfusionen insgesamt angeht. Das waren am Mittwoch die Hauptaussagen von Vertretern des Österreichischen Roten Kreuzes und der Plattform Patientensicherheit bei Pressekonferenzen anlässlich des bevorstehenden Welt-Blutspendetages (14. Juni) in Wien.

Die sprichwörtlichen “zwei verschiedenen Paar Schuhe” sind die Aufbringung von Blutkonserven und ihre spätere – mehr oder minder “sparsame” – Verwendung in den österreichischen Krankenhäusern. “Der Bedarf erreichte im Jahr 1996 einen ‘Peak’ mit 247.000 von uns ausgelieferten Blutkonserven. Jetzt halten wir bei rund 170.000”, sagte der stellvertretende Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum. Die Zahlen beziehen sich auf die Wiener RK-Blutspendezentrale, welche die Versorgung der Bundeshauptstadt, Niederösterreichs und des Burgenlandes abdeckt. 

Bevölkerung wird älter: Bedarf nach “jungem Blut” steigt

Österreichweit spendeten im Jahr 2010 exakt 286.974 Menschen Blut. Das ergab 420.994 Blutkonserven. Die Crux, so Kerschbaum: “Der Bedarf an Blutkonserven geht pro Jahr um zwei bis drei Prozent zurück. Aber seit Anfang des Jahres haben wir rund zehn Prozent weniger Blutspender.” Beim Roten Kreuzwird das auch auf eine zeitweise sehr emotional geführte Debatte über die Effizienz der Transfusionsmedizin in Österreich mit im internationalen Vergleich hohen Raten an Transfusionen in Spitälern und offenbar einer verbesserungswürdigen Praxis bei der Verwendung der Blutkonserven.

Die Grundproblematik bleibt für den stellvertretenden RK-Generalsekretär aber bestehen: “Mit der demografischen Entwicklung nimmt die Zahl der über 60- und über 70-Jährigen deutlich zu. Ab dem Alter von 60 oder 65 Jahren geht die Frequenz der Blutspenden (durch Personen dieser Altersgruppe, Anm.) aber deutlich herunter. Wir müssen also mehr junge und spezielle Bevölkerungsgruppen ansprechen.” Das Rote Kreuz versuche, den Bedarf an Blutkonserven zu decken und liefere aus, was die Krankenhäuser bestellten. Darauf habe man keinen Einfluss.

“Lockerer” Umgang mit Blutkonserven?

 Die Kehrseite der Medaille deckten in den vergangenen Jahren Benchmark-Studien auf, welche in Österreich von einem eher “lockeren” Umgang mit Blutkonserven sprachen. Der Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am Linzer AKH, Hans Gombotz, bei der Pressekonferenz der Plattform Patientensicherheit: “60 Prozent der bereitgestellten Blutkonserven werden nicht transfundiert. 20 bis 30 der Patienten vor elektiven Eingriffen (geplante Operationen, zum Beispiel Hüft- oder Kniegelenksersatz, Herz-Bypass-Operationen etc.) haben eine Anämie. Sie haben den drei- bis vierfachen Transfusionsbedarf. Mehr als 90 Prozent der Patienten werden aber vor der Operation nicht gegen ihre Blutarmut behandelt.”

Außerdem gäbe es – so der Experte – zum Teil enorme Schwankungen, was die Häufigkeit von Bluttransfusionen betreffe: “Bei Hüft- und Kniegelenksersatz sowie Bypass-Operationen gibt es Schwankungen von bis zum 17-fachen.” Das sei zunächst einmal medizinisch nicht zu rechtfertigen. Fazit: Jede Bluttransfusion, die man im Spital vermeiden könnte, sei ein Gewinn für die Patienten.

(apa)

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