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Weiter Kritik an AMS-Algorithmus: "Für die Tonne"

Datenschutzorganisation erneuerte Kritik am AMS-Algorithmus.
Datenschutzorganisation erneuerte Kritik am AMS-Algorithmus. ©APA
Die Kritik am AMS-Algorithmus reißt nicht ab. Die Datenschutzorganisation epicenter.works hat ihre Kritik im Zuge einer Paneldiskussion erneuert.

Der Algorithmus sei intransparent und diskriminierend und das AMS habe sich nicht ausreichend mit den Risiken des Systems auseinandergesetzt, sagte epicenter.works-Chef Thomas Lohninger. Die Datenschutzbehörde (DSB) hatte den Einsatz des Algorithmus 2020 per Bescheid untersagt, der Verwaltungsgerichtshof prüft nun die Angelegenheit.

AMS-Algorithmus soll zur Vermittlung eingesetzt werden

Der Algorithmus soll beim Arbeitsmarktservice zukünftig zur Ermittlung der Arbeitsmarktchancen von Arbeitslosen eingesetzt werden. Arbeitslose sollen dabei in drei Kategorien eingeteilt werden: Niedrige, mittlere und hohe Chance, erneut einen Arbeitsplatz zu finden. Die Kategorien sollen als Grundlage für die Zuweisung in AMS-Fördermaßnahmen dienen, wobei jene Menschen mit mittleren Jobchancen die meiste Förderung erhalten sollen. Ein Sprecher des AMS sagte zum Einsatz des Algorithmus auf APA-Anfrage am Donnerstag: "Wir warten ab, was die Gerichte entscheiden und schauen dann weiter."

"Kann ihn nur in die Tonne treten"

"So wie der Algorithmus jetzt ist, kann man ihn nur in die Tonne treten", sagte Lohninger. Das System basiere auf veraltetem Wissen, weil sich der Arbeitsmarkt ständig verändere und das ganz besonders während der Coronakrise. "Wir haben versucht, so viel wie möglich über die Funktionsweise herauszufinden", vom AMS habe die NGO aber keinen Einblick in die Berechnungen und Prozesse im Hintergrund bekommen. Der Algorithmus sei somit eine "Blackbox". Lohninger forderte deshalb unter anderem mehr Transparenz: "Ein solches System muss demokratisch diskutierbar sein."

Der Einsatz des Algorithmus beim AMS erfordere eine "qualifizierte gesetzliche Grundlage", erklärte Andreas Zavadil von der Datenschutzbehörde. Das AMS habe grundsätzlich natürlich die Kompetenz, die Daten arbeitssuchender Menschen zu verarbeiten. Der Algorithmus stelle aber eine besondere Datenverarbeitungsform da, bei der die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) besondere Voraussetzungen vorsehe. Diese Voraussetzungen seien aus Sicht der Datenschutzbehörde im Fall des Algorithmus nicht gegeben. Der Bescheid der Datenschutzbehörde ist nicht rechtskräftig. Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) hat den Bescheid im Dezember 2020 aufgehoben, die Datenschutzbehörde hat den BVwG-Entscheid daraufhin beim Verwaltungsgerichtshof angefochten. Die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs ist noch ausständig.

NEOS sieht geeignetes Mittel

Gerald Loacker, NEOS-Nationalratsabgeordneter, hält einen Algorithmus hingegen für ein geeignetes Mittel, die Arbeit des AMS effizienter zu gestalten und Steuergeld, das in das AMS fließt, optimal zu nutzen. Gleichzeitig brauche es aber Kontrollmechanismen und Transparenz: "Ein Algorithmus, der schlecht programmiert ist, liefert schlechte Ergebnisse, dann muss man ihn besser programmieren", sagte Loacker. Die NEOS sind dafür, den Einsatz des Algorithmus beim AMS gesetzlich zu verankern, der Algorithmus selbst sei dann aber nicht Gesetz, sondern nur ein Arbeitsmittel.

(APA/Red)

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