Weinbaugebiet Förstergasse in Höchst

Weil die Reben in Höchst heuer von der Sonne verwöhnt worden sind, freuen sich die Beteiligten auf einen besonderen Tropfen.
Seit 1998 hat der „Förstergässler“ einen besonderen Ruf. In jenem Jahr starteten drei Kollegen das Experiment. Der gebürtige Süditaliener Michele, damals noch in einer Schweizer Weinkellerei tätig, war und ist erfahrener Chef der Produktion. Heute sind es 16 Rebenbesitzer, alle auf die Regent-Traube eingeschworen. Sie widersteht dem unangenehmen Pilzbefall besonders gut.
Alle Beteiligten liefern ihre Ernte bei Michele ab. Dort wird exakt gewogen, denn aus dem Gewicht errechnet sich der Anteil an Flaschen, die schließlich jeder erhält. Auch die Oechslegrade werden bestimmt, ein wichtiges Qualitätskriterium. Es geht um Inhaltsstoffe, in erster Linie wird so der Zuckergehalt ermittelt. Das Ergebnis ist heuer mit 90° erfreulich hoch.
Gerebelt
Nach der Weinlese folgte das Rebeln, es müssen die Beeren von den bitteren Traubenstielen getrennt werden. Das klappt per Handkurbelgerät erstaunlich gut. Die Beeren-Maische landet danach im Edelstahltank und ruht dort so lange, bis der Zucker in Alkohol umgewandelt ist. Nach fünf Tagen misst Michele nach: 0 Oechslegrad, es kann gepresst werden.
Also gibt es den nächsten Einsatz. „Nicht so einfach mit Pensionisten“, lacht Michele. „Da ist es besonders schwer, einen Termin zu finden, der allen passt.“
Rubinroter Saft
Zuerst kommt die betagte und restaurierte Mostpresse kaum zum Einsatz: Der Saft hat sich ganz von alleine geteilt, er muss nur kübelweise in den Holzkorb geschüttet und per Siebtuch von den gröbsten Resten getrennt werden. Rubinrot fließt der Saft aus dem Torggel, die Regent-Traube zeichnet sich durch einen besonders hohen Gehalt am Rotweinfarbstoff Malvidin aus. Schließlich aber kommt der Beerenkuchen in den Korb und der kraftvolle Einsatz startet. Jetzt holen Michele, Lothar, Karlheinz und Hermann heraus, was noch in den Trauben steckt. Ein wenig an Saft muss allerdings noch drin bleiben, daraus soll noch selbstgebrannter Grappa werden.
Nach dem Pressen wird der Saft zurück in den Edelstahltank gepumpt, es sollen sich noch möglichst viele Schwebstoffe absetzen, denn die Höchster Winzer wollen kein Traubenmus erzeugen, sondern einen guten Tropfen.
Flaschenabfüllung am 1. Mai
Für die Pflege sorgt während der kommenden Monate Michele d’Alsazia in seinem Keller. Um den 1. Mai 2016 dürfte der „Förstergässler 2015“ abgefüllt werden – zwischen 1.000 und 1.100 Flaschen werden es heuer. Zu kaufen gibt es den guten Tropfen übrigens leider nicht, man muss sich schon von einem der Beteiligten einladen lassen.
Die Höchster Winzer stoßen gerne mit ihrem Wein an und freuen sich, dass auch Bürgermeister Herbert Sparr einen kurzen Abstecher zur heimischen Weinproduktion macht.