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Weinanbau mitten in der Stadt Salzburg: Erste Lese im Oktober

Ein Weingarten mitten in der Stadt Salzburg ist für die vom Regen geplagten Einheimischen eine Seltenheit, für Winzer Martin Mittelbach nicht.

“Das Klima ist nicht so schlecht, der Wein passt sich bei richtiger Pflege den Gegebenheiten an”, sagte er gestern, Mittwoch, im APA-Gespräch bei der Begutachtung der Trauben. 2008 pflanzten Pfadfinder rund 600 Rebstöcke auf dem Mönchsberg an. Im dritten Jahr ist der “Frührote Veltliner” so gut gediehen, dass der Lieblingswein von Mozart in zwei Wochen das erste Mal geerntet wird.

Mit einem fernglasähnlichen Messgerät kontrollierte der 34-jährige Winzer vom Weingut Tegernseerhof in der Wachau den Zuckergrad der Trauben. Durch den Regen der vergangenen Tage haben sie Feuchtigkeit angesaugt. “Jetzt liegen wir bei 14,5 Grad. Ab 13 Grad ist der Wein erntefähig, ab 15 handelt es sich um einen Qualitätswein. Wir stehen kurz davor. Aber ich glaube, wenn das Wetter trocken und sonnig wird, dann kommen wir auf 18 Grad.”

Optimistisch stimmt den Winzer auch, dass die Trauben “zu 95 Prozent gesund und vital sind. Meine Erwartungen sind mehr als erfüllt.” Das Jahr sei heuer nass und kalt gewesen, was viel Fingerspitzengefühl erfordert hätte. “Der Wein hier ist perfekt bewirtschaftet, ja fast gestreichelt worden”, lobte Mittelbach das Engagement des achtköpfigen Weingartenteams. Die Alt-Pfadfinder haben die Setzlinge des Weißweines aus Rohrendorf bei Krems genau an jener Stelle am Fuße der “Richterhöhe” in 17 Spalierreihen angepflanzt, wo vor 360 Jahren der “Malvasier”, wie er auch genannt wird, gereift ist. “Weil der Standort ‘Paris Lodron Zwinger’ hieß, soll der Wein auch diesen Namen tragen”, sagte Hans-Georg Keplinger, Präsident der Salzburger Pfadfinder. “Wir wissen, dass er der Lieblingswein von Mozart war.”

In den vergangenen 150 Jahren lag der Südosthang brach. Auf die Idee, diesen historischen Wein anzubauen, brachte Keplinger ein Magistratsbeamter. “Wir haben den Boden von der Gesundheitsagentur AGES testen lassen, 40 Proben wurden gezogen.” Das Ergebnis war vielversprechend. “Zwischen den Steinmauern ist die Temperatur auch um zwei Grad wärmer als in der Umgebung. Es war schon der Reiz da, ob das funktioniert. Wir haben das Grundstück gepachtet, unzählige Steine herausgeholt und den Boden mit speziellen Mineralstoffen und mit Kompostdünger versehen. Schneiden, spritzen, all das haben wir in der Wachau gelernt. Heuer spannten wir noch schwarze Netze über die Rebstöcke, zum Schutz vor den Vögeln.”

In frühestens eineinhalb Wochen werden die Trauben in Lesekisten in die Steiermark nach Gamlitz ins Weingut Lackner-Tinnacher transportiert. Dort wird der Wein vinifiziert. Mittelbach erhofft sich mindestens 300 Liter. “Es wird ein großartiger Wein werden, mit mineralischem, geradlinigem Ausdruck.” Nächstes Jahr wird angestoßen. “Der Wein ist defacto schon verkauft.” Etwa die Hälfte ist für die Salzburger Spitzengastronomie bestimmt, den anderen Teil übernehmen die Pfadfinder.

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