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"Weil Grün die schönere Farbe ist"

Außerhalb vom Fußballplatz ein eingeschworenes Team: Die Schwager Christoph Stückler und Piero Minoretti.
Außerhalb vom Fußballplatz ein eingeschworenes Team: Die Schwager Christoph Stückler und Piero Minoretti. ©VOL.at / P. Steurer
Die Lustenauer Derbywoche bringt auch ein Schwagerduell. Heute (18.30 Uhr) treffen Christoph Stückler (31) und Piero Minoretti (26) erstmals als Austria- bzw. FCL-Spieler aufeinander.

Heiße Pokal-Atmosphäre heute zum Auftakt der Lustenauer Derbywoche. Spiele, die die Familie Minoretti spalten, denn Sohn Piero (FC Lustenau) trifft auf seinen Schwager im Austria-Dress, Christoph Stückler. Der Einsatz des Austria-Verteidigers ist aber aufgrund von Leistenproblemen noch ungewiss.

Wie spielt es sich, wenn man auf seinen Schwager trifft?

Christoph Stückler: Etwas Besonderes (schmunzelt). Es hat eh lange gebraucht, bis es endlich passt. Als er noch für Salzburg spielte, haben wir gegeneinander gespielt. Aber damals haben wir uns noch nicht gekannt.

Piero Minoretti: Ich habe schon einige Male gegen Christoph gespielt – aber noch nie als Schwager. Natürlich ist es diesmal etwas ungewohnt.

Fußball im Hause Minoretti bedeutet…

Stückler: … Tagesgespräch. Es wird täglich über Fußball gesprochen. Nach einem Spiel findet stets eine Nachbesprechung statt.

Minoretti: … alles oder gar nichts. Bei uns wird ohne Ende über Fußball diskutiert. In der Vergangenheit konnten wir leider selten einen gemeinsamen Sieg feiern. Ich freue mich für Christoph, wenn die Austria gewinnt. Er macht einen super Job. Nachbesprechungen finden dann gemeinsam beim Mittagessen mit meinem Papa statt.

Warum ist die Austria bzw. der FC Lustenau der bessere Lustenauer Klub?

Stückler: Weil wir ein Heimstadion haben. Weil wir immer um den Meistertitel mitspielen und der FC schauen muss, dass er in der Liga bleibt. Ansonsten kenne ich die Gegebenheiten beim FC zu wenig. Nein, noch etwas: Weil Grün einfach die schönere Farbe ist.

Minoretti: Der FC Lustenau hat mehr Tradition. Die Austria ist der größere Klub, der auch schon in der Bundesliga gespielt hat. Fakt ist, dass die Austria von der Tabellensituation im Moment die Nase vorne hat. Aber ich glaube, unsere Entwicklung ist ebenfalls sehr gut. Vielleicht hat die Mannschaft eine Veränderung gebraucht. Das hat aber nichts mit unserem vorherigen Trainer-Team zu tun. Vielmehr mussten einige Spieler wachgerüttelt werden.

Was macht die besondere Rivalität der beiden Vereine aus?

Stückler: Eine relativ kleine Gemeinde wie Lustenau hat zwei Bundesliga-Vereine. Allein das ist schon außergewöhnlich. Und wenn es gegeneinander geht, dann sind Spiele wie gegen den LASK, auch wenn wir 3:0 gewinnen, uninteressant. Im letzten Derby haben wir ja kläglich versagt. Klar, dass jetzt für das Umfeld nur ein Sieg zählt. Im Klub reden alle nur von dieser Woche mit den Spielen gegen den FC.

Minoretti: Lustenau ist eine eigene Gemeinde. Im Fußball zählt entweder Grün oder Blau. Die ganz große Rivalität liegt wahrscheinlich einige Jahre zurück. Ich denke, das Ganze ist etwas abgeflacht, da sich mehrere Akteure gut kennen und auch schon für beide Klubs gespielt haben. Dennoch sind für mich die Lustenauer Derbys die wichtigsten Spiele im Jahr. Ein Derbysieg gibt unglaublich viel Selbstvertrauen.

Diese Woche stehen gleich zwei Derbys auf dem Programm. Welches ist das Wichtigere?

Stückler: Heute ist doch nur Cup . Ein 3:3 wäre ideal, damit wir zu Hause keine Probleme haben. Uns beiden sitzt der Franz (Anm. d. Red.: Franz Minoretti ist der Vater von Piero und war als Spieler für den FC Dornbirn und später auch als Trainer erfolgreich) im Nacken . . . Nein, im Ernst: Für uns sind beide Spiele gleich wichtig.

Minoretti: Die Meisterschaft ist von der Wertigkeit natürlich wichtiger. Da müssen wir von hinten herauskommen. Aber wir wollen natürlich auch im Cup weiterkommen und uns für Freitag eine gute Ausgangslage erarbeiten.

Muss der Derbyverlierer zur Strafarbeit antreten?

Stückler: Bisher haben wir noch nicht darüber gesprochen. Vielleicht aber eine gute Idee.

Minoretti: Strafarbeit wartet keine, aber jede Menge dummer Sprüche.

Wann ist die Austria reif für den Titel?

Stückler: Eigentlich werden wir jedes Jahr als Kandidat gehandelt. Hinten und in der Mitte sind wir auch gut aufgestellt, was uns fehlt ist ein Knipser. Wenn nun Pierre Boya das bringt, was er im Training schon gezeigt hat, dann schauts gut aus. Ob es heuer schon klappt, kann ich nicht sagen. Und im Sommer laufen einige Verträge aus.

Wie schwer war die Leidenszeit nach dem zweiten Kreuzbandriss?

Minoretti: Das war eine Prüfung fürs ganze Leben. Nach meinem ersten Kreuzbandriss ist schon eine kleine Welt zusammengebrochen. Nach dem zweiten war ich dann total geknickt und habe mir Gedanken gemacht, ob ich je wieder Fußball spielen kann. Umso mehr schätze ich jetzt meinen Job.

Charakterisieren Sie den Menschen bzw. Spieler Minoretti.

Stückler: Für mich ist Piero einfach ein lässiger Typ. Ein Mensch, mit dem man immer Spaß haben kann, mit dem es immer lustig ist. Wir verstehen uns gut, auch wenn wir nicht zusammen ausgehen. Als Sportler habe ich ihn als überaus ehrgeizigen Spieler kennengelernt. Verletzungen haben seine Entwicklung ja gebremst. Mehrere Male sprachen wir darüber, auch weil er zuweilen schon zu zweifeln begann. Letztendlich aber kann er sich nur selbst helfen. Ich freue mich jedenfalls unheimlich für ihn, dass wieder alles in Ordnung ist.

Charakterisieren Sie den Menschen bzw. Spieler Stückler.

Minoretti: Er ist charakterlich ein absoluter Traumtyp. Sehr ruhig, aber stets einen guten Spruch auf der Lippe. Ein super Vater und Schwager sowie Fußballer. Er passt ganz gut in unsere Familie.

(VN / Christian Adam, Dieter Alge)

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